Schmallenberg. Bödefelderin Kira Gierse macht nach dem Abitur ein Auslandsjahr in Südamerika. Warum ein Feuer es fast beendet hätte und was sie dort erlebt.
Zehn Monate in einem fremden Land, auf einem anderen Kontinent. Das hat sich Kira Gierse aus Bödefeld nach dem Abitur vorgenommen. Die 18-Jährige hat im Juni 2024 ihren Abschluss auf dem Gymnasium der Benediktiner in Meschede gemacht. Seit September ist sie nun in Ecuador - und hat dort schon einiges erlebt. Über den Freiwilligendienst „weltwärts“ hat Kira sich für ein Reittherapie-Projekt entschieden. Dort gab es jedoch ein Feuer und ein neues Projekt musste her. Deshalb arbeitet sie seit Oktober in einer Vorschule. Im Interview erzählt Kira, welche schönen und auch schwierigen Seiten solch ein Auslandsjahr mit sich bringt.
Wie entstand die Idee? Warum hast du dich für Ecuador entschieden?
Ich weiß es gar nicht mehr so richtig … als ich mich über ein Auslandsjahr informiert habe, habe ich immer nur nach den Projekten geguckt, die in dem Netzwerk „weltwärts“ angeboten werden. Ich wollte nur nicht so nah an Deutschland sein - sonst war mir das Land ziemlich egal. Eigentlich wollte ich aber eher nach Costa Rica zu einer Schildkröten-Auffangstation. Aber dann habe ich mich darüber ein bisschen mehr informiert und die Schildkröten schlüpfen nur in einer Zeitspanne von drei Monaten. Deshalb habe ich mich dann doch dagegen entschieden.
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Dann habe ich aber ein Reittherapie-Projekt gefunden - das war eben in Ecuador. Ich habe mich auch einfach gefreut, dass ich irgendwo angenommen wurde. Denn das ist relativ schwierig, obwohl ich mich sogar rechtzeitig beworben hatte. Ich habe mich auch bei mehreren Organisationen beworben; mit vielen davon konnte ich mich gar nicht richtig identifizieren. Meine Organisation fand ich dann aber passend, weil mir alles gut gefallen hat!
Da gab es dann ein Feuer, richtig? Was ist passiert?
Genau, man weiß noch nicht, wie das Feuer entstanden ist. Meine Gastmutter hatte schon die Therapien für den Nachmittag abgesagt - es war extrem heiß an dem Tag. Irgendwann haben wir Rauch gerochen. Wir dachten uns erst nichts dabei, sind dann aber doch noch herausgegangen: Die Sonne war fast rot und riesige Asche-Stücke kamen vom Himmel gefallen. Man hat das Feuer erst nur von weitem gesehen - aber es hat nicht lange gedauert, dann war das Feuer so nah, dass wir alle fliehen müssten - auch mit den Tieren. Zum Glück konnte ich dann zu dem Projekt in der Vorschule wechseln.
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Was sind deine Aufgaben in deinem neuen Projekt?
Diese Arbeitsstelle hatte noch nie einen Freiwilligen, deshalb sind die Aufgaben noch nicht so vielfältig. Zurzeit muss ich auch noch Spanisch lernen - das kann ich bis jetzt nicht so flüssig. Obwohl es aber immer besser wird! Die Aufgaben sind hauptsächlich so etwas, wie die Kinder zu umarmen und aufzupassen, dass sich niemand verletzt oder falsch verhält: Ich würde mal sagen, so „Aufpasser-Aufgaben“. Neulich habe ich auch einer Lehrerin ein bisschen geholfen - ich hoffe, da kommt noch mehr. Zum Beispiel auch eine Englisch-Klasse zu unterrichten. Aber eigentlich ist das auch egal. Ich bin froh, weil ich den ganzen Tag Kinder um mich herum habe.
Was erhoffst du dir von deiner Zeit im Ausland?
Ich hätte das niemals gedacht - aber da ich jetzt auch so viel freie Zeit hatte, denke ich viel über alles Mögliche nach. Man verarbeitet hier schwierige Sachen viel besser. Ich hatte auch gehofft, mein Leben so ein bisschen „in den Griff zu kriegen“. Verplant war ich immer schon ein bisschen … jetzt habe ich ganz viel über mich selber erfahren! Also im gesamten: dass ich mir sicherer werde, was ich überhaupt will.
„Was ich am schönsten finde, sind die Menschen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich Europäerin bin und anders aussehe. Aber die Leute hier sprechen einen einfach an und sind unfassbar sympathisch.“
Was ist das schönste in Ecuador?
Auf die Landschaft bezogen ist an Ecuador das schönste, dass man hier einfach alles hat: Es gibt Küste, hohe Berge, Schnee, den „Oriente“, also Regenwald, und auch große Städte. Aber was ich eigentlich am schönsten finde, sind die Menschen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich Europäerin bin und anders aussehe. Aber die Leute hier sprechen einen einfach an und sind unfassbar sympathisch. Ganz besonders in Quito, der Hauptstadt. Aber auch meine Arbeit - die macht total viel Spaß. Ich liebe das Arbeiten mit Kindern.

Gibt es auch Herausforderungen?
Es gab auf jeden Fall viele Herausforderungen: Das Feuer natürlich, so etwas habe ich vorher noch nie erlebt. Aber auch, sich im Krankenhaus mit den Ärzten zu verständigen. Und die zwei Krankheiten, die ich hatte: Hepatitis und Dengue-Fieber. Es gibt auch immer noch Herausforderungen, zum Beispiel die Stromausfälle. Im Alltag ist es der Verkehr - es ist unglaublich, wie es sich auf den Straßen in Quito staut. Vielleicht auch noch ein bisschen die Sprache. Aber mittlerweile geht das echt total gut! Klar, man kann sich noch nicht perfekt verständigen. Man muss überwinden, dass es einem unangenehm ist, sich mit dem „Bruch-Spanisch“ zu unterhalten; die Leute verstehen dich dann trotzdem.
Was würdest du anderen empfehlen, die Ähnliches vorhaben?
Lernt Spanisch! (lacht) Nein, also ich habe mich erst nicht richtig über Ecuador informiert: Ich habe eher an das Projekt gedacht. In unserer Organisation haben wir dann unfassbar viel beigebracht bekommen, was auch nicht in jeder Organisation so ist. Wir haben viel über Südamerika, die Kultur und die Leute hier gelernt - Trotzdem sollte man sich auch selber gut informieren.
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Man muss sich auch die Distanz vor Augen halten: Fast 10.000 Kilometer ist erstmal nur eine Zahl. Ich hab schon von vielen Freiwilligen mitbekommen, die starkes Heimweh haben. Man sollte sich auf jeden Fall im auch Klaren darüber sein, dass man dann in so einem armen Land lebt - Im Vergleich zu Deutschland jedenfalls. Ansonsten ist es für mich wirklich das Beste, was du machen kannst! Das würde ich jedem weiterempfehlen.
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