Meschede. Ist es nur ein Gefühl oder ist der Sommer 2024 wirklich besonders trüb? Wetterexperte Julian Pape weiß mehr und macht Hoffnung.

Zu nass, zu, kühl, zu grau. Frühling und Sommer sind in diesem Jahr „bescheiden“. Eigentlich war es seit September 2022 wechselhaft und regenreich. Und nein, das ist kein Gefühl, bestätigt Wetterexperte Julian Pape und verrät, wann es endlich Grill- und Badewetter im Hochsauerlandkreis gibt.

Herr Pape, haben wir noch eine Chance auf einen echten Sommer mit Baden im Hennesee und Grillwochenenden?

Am 21. Juni hat ja gerade erst der kalendarische Sommeranfang begonnen. Wir stehen also erst am Anfang des Sommers - da ist noch vieles möglich. Nächste Woche, am 27. Juni, ist Siebenschläfer. Man sagt, da entscheidet sich das Hochsommerwetter.

Ist das nicht nur eine Bauernregel?

Schon, aber die stimmt zumindest in 70 Prozent der Fälle. Sie besagt, dass die Wetterlage, die sich Ende Juni, Anfang Juli einstellt, bis Mitte/Ende August bleibt. Es bleibt also noch Hoffnung auf einen schönen Sommer.

Bisher war der Frühsommer wechselhaft und deutlich zu nass. Gefühlt ist das seit September 2022 so, dass das Wetter nicht mitspielt. Klare Wintertage hatten wir auch nicht.

Das ist nicht nur ein Gefühl. In den vergangenen 15 Jahren ist es selten vorgekommen, dass wir so kühl in den Juni gegangen sind, zuletzt war das 2009 und 2014 so.

Also alles ganz normal?

Wenn man so will. Das hat viel mit Gewöhnung zu tun. Wetter ist ein Lieblingsthema der Menschen und der Medien. Wenn die heutige Gesellschaft aber in den Sommern der 70er- und 80er-Jahre leben müsste, würde sie wahrscheinlich ans Mittelmeer auswanden. Damals war das Wetter genauso wechselhaft, auch wenn das in der Erinnerung oft anders aussieht. Es gab wenige warme Sommer. Das hat sich in den letzten 10 bis 15 Jahren geändert. Wenn wir jetzt ein Wochenende ohne Grillwetter haben, beschweren sich alle. Nach früheren Maßstäben wäre das aber normal gewesen. Und das hat viel mit der Gewöhnung während der letzten 15 Jahre zu tun.

Wetterexperte Julian Pape
Wetterexperte Julian Pape. © WP | Joshua Kipper

Und mit dem Klimawandel?

Wetter, Witterung und Klima sind die klassischen Begriffe dazu. Wetter ist das, was man sieht, wenn man aus dem Fenster schaut. Von Witterung sprechen wir bei kurzfristigen Vorhersagen. Wir haben aktuell eine relativ kühle und wechselhafte Witterung. Klima fängt erst an, wenn man mindestens den Durchschnitt von 30 Jahren betrachtet. Auch im Klimawandel kann es kühlere Witterung oder Jahreszeiten geben. Klima ändert sich nicht linear, sondern umfasst auch Schwankungen. Langfristig wird es aber erwiesenermaßen wärmer, weltweit und auch lokal.

Was sagen die Zahlen - wie lange ist es jetzt so vergleichsweise kühl?

2018 bis 2022 hatten wir sehr warme und trockene Sommer. Sie erinnern sich an die Dürre mit Bränden und Borkenkäfer-Plage mit ihren Folgen? Heute kommt man mit dem Rasenmähen nicht nach, damals mähte man zweimal im Mai und dann wurde der Rasen braun. Seit Ende September 2022, also jetzt seit anderthalb Jahren, hat sich das gedreht, ist es kühl und nass. Das Gute daran: Die Böden sind wieder gut mit Wasser versorgt. Deshalb ist auch unsere Natur so schön grün.

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Bleibt das jetzt so?

Nein, das alles ist keine Vorhersage, dass es so weitergeht. Wetterprognosen können nur für zehn Tage im Voraus mit relativ hoher Sicherheit das Wetter voraussagen. Aber - und damit wären wir wieder am Anfang unseres Gesprächs - die Sieben-Schläfer-Prognose macht zumindest Hoffnung, dass wir uns auf eine stabilere Wetterlage in den nächsten Wochen einstellen können. Auf jeden Fall sieht es so aus, dass es in der kommenden Woche für ein paar Tage am Stück deutlich wärmer wird.

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