Meschede. Anfang Februar wird eine Meschederin (28) beim Joggen am Ruhrtalradweg überfallen. Jetzt hat die Polizei erste Ermittlungsergebnisse.

Anfang Februar 2024 wird in Meschede eine junge Frau beim Joggen auf dem Ruhrtalradweg in Meschede überfallen. Die 28-Jährige hatte sich an der Kolpingstraße für ihre Nachmittagsrunde aufgemacht und war in Höhe der Kleingärten an einem Mann vorbeigelaufen, der ihr erst nur seltsam vorkam - der sie aber später attackierte. Jetzt hat die Polizei nach Informationen dieser Zeitung einen Tatverdächtigen ermittelt.

Von hinten gepackt und hochgehoben

Der Angreifer sei etwa Mitte 20 gewesen, schätzte die Meschederin damals, untersetzt, etwa 1,75 Meter groß, mit zu großer, dicker Jacke, Jeans und einem silbernen Ohrring. „Irgendwie gruselig“ sei er, habe sie noch gedacht, sich dann aber selbst gescholten: „Stell‘ dich nicht so an. Was soll schon passieren, am helllichten Tag!“

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Das Symbolbild zeigt eine Joggerin im Gegenlicht. © DPA Images | Thomas Warnack

Wenige Meter später spürte sie, wie sie von hinten gepackt und hochgehoben wurde. Sie geriet ins Straucheln und fiel. „Ich lag plötzlich auf dem Boden und der Typ war über mir“, berichtet sie damals nur kurz nach der Tat unserer Zeitung. Doch die 28-Jährige setzte sich direkt heftig zur Wehr.

Krankenpflegerin setzt sich zur Wehr

Die Krankenpflegerin ist sportlich und drahtig. Stressige Situationen sei sie von ihrer Arbeit auf der Intensivstation des Walburga-Krankenhauses gewohnt, erzählte sie. Intuitiv trat sie mehrmals zu und schaffte es, sich zu befreien. Sie brüllte den jungen Mann an und rief parallel bereits die Polizei an. Als sich der Täter mit den Worten, „Na dann nicht“, abwandte und weglief, sprintete sie hinter ihm her und fotografierte ihn.

Überfall auf einem Ruhrtalradweg in der Nähe der Kolpingstraße in Meschede: Hier wurde eine Frau beim Joggen angegriffen.
Überfall auf einem Ruhrtalradweg in der Nähe der Kolpingstraße in Meschede: Hier wurde eine Frau beim Joggen angegriffen. © WP Meschede | Anna Valle

Foto für die Fahndung

Dieses Foto, auf dem der Angreifer von hinten zwar, aber trotzdem gut zu erkennen ist, diente der Polizei im Anschluss für die Fahndung. Fast zwei Monate nach der Tat wird es nach eingehender Prüfung über mehrere Kanäle auch veröffentlicht. Auf die Frage, warum das so lange gedauert habe, sagte die Polizei damals, man müsse zunächst formal absolut sicherstellen, dass es sich wirklich um den Verdächtigen handelt - und nicht beispielsweise um einen harmlosen Fußgänger. Man müsse Persönlichkeitsrechte wahren. Deshalb habe man zunächst versucht, den Mann über Aufrufe und Spuren zu ermitteln. Erst danach entschied das Amtsgericht über die Freigabe des Fotos für eine Öffentlichkeitsfahndung.

„ Es handelt sich um einen 19-jährigen Mann aus dem Hochsauerlandkreis.“

Flavia Rogge
Polizei-Pressesprecherin

Tatverdächtigen ermittelt

Dann aber fanden sich schnell erste Hinweisgeber. Jetzt, weitere zehn Wochen später, hat die Polizei dadurch einen Tatverdächtigen ermittelt. „Es handelt sich um einen 19-jährigen Mann aus dem Hochsauerlandkreis“, berichtet Flavia Rogge, Pressesprecherin der Polizei. Näher will sie seine Herkunft nicht eingrenzen. Auch dabei gehe es um Persönlichkeitsrechte. „Zusammen mit dem Alter und dem Foto ist der Mann möglicherweise identifizierbar“, erläutert sie. Das dürfe nicht sein, „denn bisher haben wir ja nur einen Tatverdächtigen.“

Ermittlung wegen Sexualdelikt

Noch werde bei der Polizei weiter ermittelt, bevor der Fall an die Staatsanwaltschaft abgegeben werde. Diese entscheidet dann, ob und weswegen Anklage erhoben wird. „Im Moment ermitteln wir wegen eines Sexualdeliktes.“

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All‘ das weiß die Joggerin beim erneuten Anruf der Redaktion noch nicht. Dass sie damals unter Schock stand, hatte sie erst gemerkt, als sie im Anschluss mit der Polizei, mit Freunden und ihrer Mutter sprach. Sie befürchtete, dass der Mann erneut eine Frau angreifen könnte, deshalb hatte sie sich an die Öffentlichkeit gewandt. „Ich war wütend und wollte, dass er zur Rechenschaft gezogen wird.“

Keine äußeren Verletzungen

Äußere Verletzungen hatte sie zwar keine davongetragen. Doch sie schlief schlecht, schloss abends ihre Tür ab, erschrak schnell und telefonierte mit ihrem Freund, bis sie nach dem Nachtdienst sicher im Auto saß. Über eins war die mutige junge Frau aber damals dankbar: „Es ist gut zu wissen: Du bist kein Opfer. Du bist eine, die sich wehrt!“

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