Meschede. Regionale Zutaten treffen auf Kreativität: Außergewöhnliche Sorten gibt es in der Eismanufaktur Frau Sauerwald - bei einer Meschederin.
Eis aus regionalen und natürlichen Zutaten, jedes einzelne von Hand gemacht und vegan: Sorten wie Lila-Lemon bekommt man in der Eismanufaktur Frau Sauerwald. Henriette Sauerwald kommt aus Meschede und hat sich dort ihr eigenes Geschäft in Ostwestfalen-Lippe aufgebaut. Hier erzählt sie, wer sie besonders gefördert hat und wie ihre Jugend in der Mescheder Gartenstadt aussah.
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Wie sind Sie in Meschede aufgewachsen?
In der Gartenstadt in Meschede mit viel Grün und einer eng verbundenen Nachbarschaft. Ich bin die Jüngste einer größeren Patchworkfamilie. Kultur, Politik, Bücher und gutes Essen haben bei uns immer eine große Rolle gespielt.
Wer hat Sie besonders gefördert?
Ich hatte das große Glück, engagierte Lehrerinnen und Lehrer zu haben. Besonders auf der Realschule habe ich viel Unterstützung erfahren. Mein Schulleiter in der Oberstufe am Gymnasium der Benediktiner, Pater Michael, war prägend. Er war ein toller Mensch. Wahnsinnig humorvoll und wertschätzend. Meine Eltern haben mein musikalisches Talent gefördert und mir meine musikalische Ausbildung ermöglicht. Das war ein sehr wichtiger Teil meiner Jugend und auch des anschließenden Studiums.
Wie wichtig war Ihr Freundeskreis früher?
Mein Freundeskreis spielte eine sehr große Rolle. Wir haben viel Zeit miteinander verbracht. Wir waren schwimmen in der Henne, gemeinsam feiern und haben uns politisch engagiert. Wir fanden das Sauerland zu konservativ und wollten der Jungen Union etwas entgegensetzen. Im damaligen Rockcafé hatten wir eine linke Jugendgruppe. Sie hieß „Ya basta!“. Wir haben einen fiktiven Bürgermeisterkandidaten erfunden und die ganze Stadt mit Plakaten zugekleistert. Daran habe ich sehr schöne Erinnerungen.
Wie haben Sie Ihren Weg gefunden?
Tja, wie findet man den eigenen Weg. Dadurch, immer wieder an die eigenen Grenzen zu stoßen? Sich weiterzuentwickeln und neue Wege zu gehen? Ich habe elf Jahre als Lehrerin gearbeitet und bin dort sehr an meine Grenzen gestoßen. So richtig mit dem System identifizieren konnte ich mich nie. Mir das wirklich einzugestehen und auf meinen Körper und mein zu Gefühl zu hören hat lange gedauert. Ein wichtiger Schritt ist auch, seine Stärken und Schwächen zu erkennen und sich diese wirklich einzugestehen. Als junger Mensch hat man so viele Ideen und Wünsche, da steckt man mitten im Findungsprozess. Und dann entscheidet man sich für den Beruf, das Studium, das es bis zum Ende sein soll? Sorry Leute! Das wird nichts. Es kommt eh alles anders, als man denkt. Schaut lieber ein paar mal um die Ecke.
Sind Sie irgendwo angeeckt?
Ich bin immer wieder angeeckt. Vor allem mit älteren männlichen Chefs oder Professoren, die mich aufgrund von Äußerlichkeiten oder Auftreten in Schubladen gesteckt haben. In der Schule habe ich häufiger Kritik an Inhalten oder bestehenden Prozessen geäußert. Das kam nicht immer gut an. Jetzt bin ich meine eigene Chefin. Das fühlt sich gut an.
Können Sie heute davon leben?
Ich bin nun aus der Schule raus und selbstständig. Der Cut war gerade finanziell hart. Meine halbe Pension wurde mir gestrichen. Aus dem Lehrberuf auszusteigen wird nicht gerne gesehen. Im ersten Jahr bekam ich das Gründerstipendium NRW. Damit konnte ich die wichtigsten Ausgaben decken. Im zweiten Jahr sah es schon erheblich besser aus. Allerdings kann ich noch keine großen Sprünge machen. Ohne meinen Partner könnte ich unsere Familie im Moment nicht ernähren.
Was bereitet Ihnen am meisten Freude?
Am meisten Freude bereitet es mir, dass ich etwas schaffe, das sichtbar und essbar ist. Die Menschen haben Freude an meinem Produkt. Außerdem ist der Job sehr vielfältig. Ich entwickle Rezepte, stelle das Eis her, verpacke, vermarkte und verkaufe es. Die Verantwortung liegt voll bei mir. Das ist manchmal anstrengend, aber am Ende Tages toll, wenn man sieht, was man geschafft hat. Ich arbeite alleine, aber bin trotzdem immer in Kontakt mit anderen Menschen. Die Selbstständigkeit ist mit meiner Familie gut vereinbar. Zeitlich bin ich flexibler und da mein Eislabor direkt gegenüber meines Zuhauses ist, kann ich zwischendurch einmal kurz etwas erledigen.
Was sind Herausforderungen?
Die Herausforderung liegt darin, dass man keine Verantwortung abgeben kann und auch Dinge tun muss, die einem vielleicht nicht so leicht fallen. Nach der Pause im Winter fällt der Start schwer und man muss sich immer wieder neu motivieren und organisieren. Man muss ganz schön tough sein, um Preisverhandlungen selbstbewusst durchzuführen und keine Panik zu bekommen, wenn der Wetterbericht für die nächsten Wochen nur Regen anzeigt. Das klappt nicht immer.
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