Meschede. Jochen Solzbacher ist einer der ältesten noch aktiven Geschäftsinhaber in Meschede. So sieht er Handwerk, Großmärkte und das Verkehrskonzept.
Seit Mai 1969 hat Jochen Solzbacher seinen Betrieb in der Gutenbergstraße in Meschede. Er ist der dienstälteste Radio- und Fernsehtechniker und mit 77 Jahren einer der ältesten, selbst noch aktiven Geschäftsinhaber in der Innenstadt.
Spricht man mit ihm, dann wird deutlich, was verloren gehen würde, wenn es nur noch Filialen, aber keine von ihren Ideen überzeugte Einzelhändler gebe. Er wirbt dafür, sich durchaus selbstständig zu machen. Handwerk hat den vielzitierten goldenen Boden: „Wenn ich mal aufhöre, werden viele auf dem Schlauch stehen. Vorgestern kam noch jemand mit einem alten Verstärker, der repariert werden sollte. Wie soll das aber künftig weitergehen? Wollen wir alles wegwerfen? Das passt doch nicht in die Zeit!“
Handwerk ist Kundendienst und Service
Solzmacher will übrigens weitermachen: „Solange ich kann – und solange ich den Lötkolben noch halten kann.“ In der Corona-Zeit kamen besonders viele Kunden, die seine Erfahrungen in Anspruch nahmen: Viele räumten zuhause auf, entdeckten alte Geräte und ließen sie von Jochen Solzbacher (Markenzeichen: sein blauer Arbeitskittel) wieder in Ordnung bringen.
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Handwerk bedeutet eben auch Kundendienst und Service. Zuletzt wurde das nach den ganzen Gewittern und Blitzeinschlägen der letzten Tage deutlich: „Da haben die Leute sofort angerufen: Das Internet geht nicht, der Router ist zerdeppert, der Antennenverstärker ist kaputt, die Satellitenschüssel läuft nicht. Da merkt man erst mal, wie abhängig die Leute davon sind.“ Solzbacher konnte da vieles aus seinem riesigen Ersatzteillager abbauen – ein Vorteil, denn auch in seinem Handwerk gibt es Nachschubprobleme. Er fordert Politiker ausdrücklich dazu auf, sich dafür einzusetzen, dass in Deutschland wieder mehr gefertigt wird.
Vor dem vielzitierten Elektrogroßmarkt, der in Meschede laut Befragungen angeblich fehlt, hat Jochen Solzbacher keine Sorgen: „Von mir aus könnte der ruhig kommen! Die Konkurrenz bräuchte ich nicht fürchten.“ Denn seine Erfahrung ist: Großmärkte machen mit ihrem Kundendienst offenbar keine Punkte, fehlende Techniker kommen hinzu – Solzbacher weiß das durch Anrufe von Kunden auch aus Städten, wo es zwar einen solchen Elektrogroßmarkt gibt, aber die dann beim Service auf die kleinen Händler im Umland zurückgreifen müssen. Solzbacher sagt: „Die Großen machen es sich da ganz einfach.“ Er hat häufig auch Kunden aus dem Ruhrgebiet am Campingplatz, die Probleme mit ihren Satellitenschüsseln haben, und die sich dann freuen, hier Hilfe zu bekommen. Er empfiehlt dann immer, sich in Dortmund oder Essen auch immer den kleinsten Händler zu suchen – „den Einzelkämpfer vor Ort“.
Probleme, den Weg zu finden
Verärgert ist Jochen Solzbacher über die neuen Pläne im Verkehrskonzept der Stadt Meschede, die seine Gutenbergstraße künftig zur Anliegerstraße machen wollen: „Da hätten sie mal vorher die Leute fragen sollen, die hier wohnen – Mensch, was haltet ihr davon? Das wird aber irgendwo im Rathaus überlegt, dann kommen Leute von außerhalb, die uns für ein Gutachten die Lösungen bringen wollen.“
Früher war die Gutenbergstraße durchgehend befahrbar, danach wurde sie zur heutigen Sackgasse: „Dass der Verkehr hier so stark ist, das liegt nicht an den Leuten, sondern an den Verkehrsschildern.“ Fahre man in die Beringhauser Straße, dann könne man danach in die Schützenstraße, den Mühlenweg oder in die Gutenbergstraße fahren – bei letzterer komme dann das Schild Sackgasse: „Das sind Auswärtige, die fahren hier hinein und drehen. Das liegt aber nicht an den Leuten, sondern an Verkehrsschildern an der verkehrten Ecke.“
Autofahren sei in Meschede kompliziert: „Wie will ich denn einem Kunden erklären, wie er zu mir findet? Fahren Sie vom Bahnhof aus über die Ruhrbrücke, am Henneufer lang, danach rechts in die Gutenbergstraße hinein. Wo muss ich anfangen, zu erklären? Den Weg finden Sie im Navi gar nicht. Hier standen schon Lkw in der Straße, die hineingefahren sind.“
>>>HINTERGRUND<<<
Das neue Verkehrskonzept der Stadt soll erst im Dezember vom Stadtrat beschlossen werden – und nicht, wie zunächst beabsichtigt, bereits im September.
Voraussichtlich im September will die Stadtverwaltung zu den Vorschlägen im Verkehrskonzept noch ihr „Dialogforum“ starten, um Meinungen von Bürgern einzuholen.