Meschede. Die Mescheder Beginen erreichen nach zehn Jahren Planung und Bau die Zielgerade ihres Wohnprojektes. Drei Frauen sagen, was ihnen daran gefällt.

Die Bauarbeiten zwischen Überhenne und Beringhauser Straße in Meschede gehen voran. Hier entsteht das Frauenwohnprojekt Beginenhof. Mittlerweile stehen auch die ersten Mieterinnen fest. Doch es werden auch noch Frauen gesucht. Diese Frauen haben sich bereits entschieden und erklären warum.

Die Münchnerin

Eine Mieterin kommt aus München. Christa Teich ist 78 und zieht nach Meschede, weil ihre Tochter hier lebt und arbeitet. Das Beginenhaus gefällt ihr. In einem Schreiben hat sie den Initiatorinnen erklärt, dass sie sich seit mehr als 30 Jahren schon mit der Beginenbewegung beschäftigt hat. Gern will sie etwas zur Gemeinschaft beitragen: „Ich könnte, wenn Interesse besteht, zum Beispiel die Grundlagen des Malens beibringen“, erzählt sie am Telefon. Die Seniorin hofft, dass sie in dem Haus, dessen Wohnungen barrierearm und mit Aufzug erreichbar sind, noch einige gute Jahre verbringen kann. „Christa Teich ist entschlossen, sich auch an der Organisation von Veranstaltungen beteiligen, solche Frauen brauchen wir“, freut sich Ingrid Wiechert, Vorsitzende des Mescheder Beginenvereins und eine der Hauptinitiatorinnen des Projekts, seitdem 2011 der Beginenverein gegründet wurde.

Der Neubau am Beginenhof - hier von der Beringhauser Straße aus  gesehen - geht voran. Anfang 2023 wollen die Frauen einziehen. 
Der Neubau am Beginenhof - hier von der Beringhauser Straße aus  gesehen - geht voran. Anfang 2023 wollen die Frauen einziehen.  © WP | Joel Klaas

Die Initiatorin

Ingrid Wiechert ist mit 84 Jahren mit Abstand die Älteste im Projekt. „Ich kämpfe mein Leben lang für Gemeinsames Wohnen“, erklärt sie. Ein Wunsch, der auch in ihrer Geschichte begründet sei, so die pensionierte Pastorin. „Ich war eine ledige Einzelkämpferin, habe viel gearbeitet und hatte keine Familie.“ Daher habe sie immer schon Freunde um sich versammelt. „Als meine Wohnung für mich allein zu groß wurde, habe ich mir Menschen gesucht, die mit mir zusammenleben wollten.“ Mit der Pensionierung zog sie von Dortmund nach Schüren, auch da schon in ein Gemeinschaftswohnprojekt, „dem aber die gemeinsame Idee abhanden gekommen war.“ Deshalb und weil Schüren doch zu weit vom Schuss liegt, wenn man älter und unbeweglicher wird, begann sie dann sich für das Beginenprojekt in Meschede einzusetzen. „Das Leben in Gemeinschaft war schon immer mein Ziel. Gemeinsam Verantwortung tragen, diskutieren, Entscheidungen finden.“

Ingrid Wiechert ist Initiatorin des Projekts.
Ingrid Wiechert ist Initiatorin des Projekts. © Unbekannt | Jürgen Kortmann

Ingrid Wiechert kann es noch nicht ganz fassen, dass die Planungen nun tatsächlich auf der Zielgeraden angelangt sind. „Wir rechnen mit dem Einzug Anfang des nächsten Jahres“, freut sie sich. Noch gibt es viel mit dem Investor zu planen. Drei Wohnungen sind noch frei. „Dafür wünschen wir uns jüngere Frauen, gern mit einem Kind“, sagt sie und räumt noch mal mit einem alten Vorurteil auf. Männer sind bei uns als Besucher immer willkommen. Sie bekommen nur keinen Mietvertrag.“

Die Sauerländerin

Jutta Meier (Name von der Redaktion geändert) verlässt für das Wohnprojekt ihr Dorf in Eslohe. Die Witwe kehrt für das Projekt zurück in die Kreisstadt, wo sie früher schon einmal lebte. „Wir haben im Ort kein Geschäft mehr, keine Post. Für jeden Einkauf muss ich mich ins Auto setzen und nach Eslohe fahren. Aber wer weiß, wie lange ich überhaupt noch Auto fahren kann?“, überlegt die 74-Jährige. Über die Zeitung erfuhr sie vom Projekt und ihr gefiel die Idee der nachbarschaftlichen Hilfe und dass die Innenstadt fußläufig erreichbar ist. Deshalb ist sie jetzt dabei. Doch ihren Namen will sie nicht nennen, damit nicht jeder im Ort sie darauf anspricht.

>>>HINTERGRUND

Noch sind drei Wohnungen im Beginenprojekt an der Beringhauser Straße frei.

Sie sind jeweils rund 65 Quadratmeter groß. Die Miete beträgt kalt 7,50 Euro pro Quadratmeter.

Da die Wohnungen nach modernstem Standard errichtet werden, sollen die Nebenkosten entsprechend niedrig sein.

Wer sich jetzt bewirbt, kann sich noch an den Planungen beteiligen und beispielsweise auch über Wände mitentscheiden.

Wer sich für die Beginen oder eine der Wohnungen interessiert, kann sich melden bei Ingrid Wiechert, 0151 / 74240689, E-Mail: inwie@gmx.de.

Frauen des Beginenprojekts treffen sich regelmäßig am 1. Samstag im Monat von 10 bis 12 Uhr im Café Schröjahr zum „Beginenklön“.