Schmallenberg / Arnsberg. Am Landgericht in Arnsberg ging es um Stimmen im Kopf und Brandstiftung. Für den angeklagten Schmallenberger steht eine Menge auf dem Spiel.

Vor knapp einem Jahr fing es an. Ein 24-jähriger Mann aus Schmallenberg beging Sachbeschädigungen, er spuckte Polizisten ins Gesicht und legte kleinere Brände. Wer ist dieser scheinbar unbändige junge Mann? Damit beschäftigt sich das Landgericht Arnsberg, denn für den Angeklagten steht eine Menge auf dem Spiel.

Zurzeit ist der Halb-Marokkaner in einer Klinik des Landschaftsverbandes in Lippstadt untergebracht, denn er leidet an paranoider Schizophrenie. „Wir würden Sie gerne etwas besser kennenlernen, um Sie und ihren Lebenslauf besser nachvollziehen zu können“, sagte Richterin Dorina Henkel bei der Eröffnung des Prozesses.

Schmallenberger hat kein einfaches Leben

Auf der Anklagebank sitzt ein 24-jähriger Mann, der mit seinen Augen häufig etwas nervös hin und her schaut, er wirkt aber generell entspannt. Eines wird klar, er hatte bis jetzt kein einfaches Leben: „Meine Mutter ist gestorben und mein Papa ist zurück nach Marokko. Ich bin irgendwann nach Schmallenberg gekommen. Dort war ich erst in einer Pflegefamilie untergebracht, dann habe ich eine Zeit mal hier und mal da bei Freunden geschlafen“, erzählt er zögerlich. Im vergangenen Jahr war er dann in einer Notunterkunft in Schmallenberg untergebracht.

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Im Verfahren geht es vor allem darum, ob der Angeklagte weiterhin in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht werden muss. Deshalb ist auch Dr. Patrick Debbelt vor Ort, um am Ende des Verfahrens ein Gutachten ausstellen zu können. Außerdem geht es darum, ob es sich bei einem der Tatvorwürfe um ein Verbrechen handelt. Dafür kann ihm nämlich eine Gefängnisstrafe von mindestens einem Jahr drohen: Im Zeitraum von 14 Tagen im Oktober und November 2020 soll er mehrere Straftaten begangen haben. Sein Anwalt Oliver Brock erklärt, dass sein Mandant alle drei Taten gesteht, die in Verbindung mit Feuer stattgefunden haben. Er bestreitet allerdings, Polizisten angegriffen zu haben.

Mehrere Brände in Schmallenberg gelegt

Der 24-Jährige hatte einen Container angezündet, an einer Tankstelle eine Kühlwasserkanne angezündet und ein Auto in Brand gesetzt. Bei der letzten Tat ist noch offen, ob dieses Auto nicht nur zum Ausschlachten auf einem Parkplatz einer Lackiererei in Schmallenberg stand. Der Besitzer war als Zeuge geladen und erklärte, dass das Auto nur noch „zum Schrauben“ da gewesen sei. Nach Ansicht des Verteidigers war das Auto nicht mehr fahrtüchtig und deshalb dürfe dies nur als Sachbeschädigung gewertet werden.

Immer wieder kommt im Prozess die Rede auf die Stimmen, die der Angeklagte angeblich hört und die zu ihm sprechen: „Was sagen diese Stimmen?“, will Richterin Henkel von ihm wissen. „Es gibt da einmal die Stimmen meiner marokkanischen Seite: Die loben mich oder sagen mir, wenn etwas nicht gut gelaufen ist. Und dann gibt es noch die Stimmen der deutschen Seite, aber die höre ich noch nicht so laut“, sagt der 24-Jährige.

Während seiner Zeit in der Klinik in Lippstadt hat sich der Angeklagte möglicherweise erneut als Brandstifter betätigt. Im Raucherraum hatte er eine Zigarette in einen Mülleimer geworfen: „Ich weiß nicht mehr, wieso ich nicht den Aschenbecher benutzt habe“, sagt er. Zur genaueren Analyse, ob von dem Angeklagten eine weitere Gefahr ausgeht, werden bei der Fortsetzung des Prozesses deshalb auch Ärzte aus der Klinik angehört.