Cobbenrode. Wer wird neuer Prinz im Karneval? Das ist vorab ein Geheimnis für die Narren in Cobbenrode bei Eslohe. Es gibt einen obersten Geheimnisträger.
Ebenso geheimnisvoll wie der Advent ist der Beginn der Karnevalssession, wenn es um den Namen des Prinzen geht. Thomas Funke vom Präsidium des Cobbenroder Karnevalsvereins kann ein Lied davon singen. Jahr für Jahr aufs Neue muss er dieses Geheimnis bis zum Tag der Proklamation für sich behalten. Und das ist manchmal gar nicht so einfach.
>>> Lesen Sie hier: Wo sich jeder impfen lassen kann: Spontane Gelegenheiten in Reiste <<<
Nach elf Jahren im CCV-Präsidium kennt Funke inzwischen alle Tricks, die immer wieder angewendet werden, um ihm den Namen des Prinzen zu entlocken. Inzwischen habe er darin Routine. „Dabei ist Schweigen eigentlich gar nicht so mein Ding“, sagt er und lacht. Um erst gar nicht großartig in Verlegenheit zu kommen, hat auch er daher im Laufe der Jahre so seine Tricks entwickelt - mit dem Legen falscher Fährten.
Manchmal auf die falsche Fährte locken
Besonders dazu geeignet: Der Lebensmittelladen im Ort, der stets so etwas wie die Nachrichtenzentrale des Dorfes war. „Wenn du willst, das irgendwas in Cobbenrode die Runde macht, dann musstest du es nur dort erzählen“, sagt Funke. Dort ein Gerücht zu streuen und einen falschen Prinzen-Namen ins Spiel zu bringen, war der Königsweg. Dumm nur, dass der Laden inzwischen geschlossen ist. Aber Funke hat weitere Mittel und Wege für sich entdeckt. Schließlich lassen sich auch auf Feiern bestens Infos verbreiten, die im Dorf die Runde machen sollen.
>>> Lesen Sie hier: Kitas dürfen Eltern bei Buchung von Betreuungszeiten nicht bedrängen <<<
Ob er sich schonmal verplappert hat in all den Jahren? „Vermutlich sogar mehr als einmal“, sagt Funke und lacht. Weil der Cobbenroder Oberkarnevalist aber nicht nur jeck, sondern auch ein bisschen gemein ist, fällt das kaum ins Gewicht.
Denn, wenn es um den Namen des Prinzen geht, weiß ohnehin niemand im Dorf, was man Thomas Funke noch glauben kann und was nicht. Es hat nämlich auch schon Jahre gegeben, in denen er einfach so getan hat, als habe er sich aus Versehen verplappert. „Da haben alle im Dorf gedacht, sie wissen wer Prinz wird, und haben bei der Proklamation ganz schön dumm aus der Wäsche geguckt“, freut sich Funke immer noch diebisch.
Aber vorwitzige Jecken haben es auch einfach nicht anders verdient. Sie sind nämlich nicht weniger gemein als Funke selbst. „Im Sommer fragt dich ja keiner nach dem Namen des Prinzen“, weiß Thomas Funke inzwischen aus Erfahrung. Gefragt wirst du immer dann, wenn du auf einer Karnevalsfeier bierselig bist. Das werde gerne Mal ausgenutzt. Was Funke aber auch weiß: „Das Gute ist, wenn du dich da verplapperst, haben die es am nächsten Tag sowieso wieder vergessen“, sagt er und schmunzelt.
Nicht selten kennt Funke den Namen des Prinzen sogar schon Jahre im Voraus - immer dann, wenn sich die angehende Tollität für ein ganz bestimmtes Jahr bewirbt, um damit zum Beispiel das Prinzenjubiläum des eigenen Vaters zu würdigen.
Keine Tollität? Dann eben Plan B
Einmal, da waren es allerdings nur vier Wochen. Im Jahr 2011. „In dieser Hinsicht war das Jahr eigentlich ganz entspannt“, sagt Funke. Allerdings habe dieser Umstand damit zusammengehangen, dass der Verein bis zu diesem Zeitpunkt keine einzige Bewerbung für das Amt des Prinzen auf dem Tisch hatte. Aber was wäre Funke für ein Karnevalspräsident, wenn er nicht auch dieses Problem elegant gelöst bekommen hätte.
>>> Lesen Sie hier: Geplanter Radweg bei Meschede scheitert an Feuchtwiese <<<
Während das ganze Dorf im Glauben war, dass es erstmals eine Session ohne Tollität geben wird, hatte er hinter den Kulissen längst einen Plan B geschmiedet. „Ich habe dafür gesorgt, dass sich meine Frau freiwillig für das Amt meldet“, sagt er und lacht. Und so marschierte Anja Funke 2011 als Prinzessin „Anja, die hüpfende Waldfee“ in die Cobbenroder Halle ein. Nach Heidi Vormweg war sie die zweite von inzwischen vier Prinzessinnen, die über die Cobbenroder Jecken herrschen durfte.
Nur zu gern erinnert sich Funke in diesem Zusammenhang an ein weiteres Jahr zurück, an dem es fast keinen Prinzen gegeben hätte. In den 90er-Jahren, zu Zeiten, in denen die Proklamation noch in der Dorfschänke stattfand, war der Prinz kurz vorm Einmarsch um 19.11 Uhr stiften gegangen, weil er kalte Füße bekommen hatte. „Zu Hause hat ihn sein Elferrat dann so lange ums Haus gejagt, bis er ihn zu packen bekommen und zur Kneipe geschleppt hat“, erinnert sich Funke. Es folgte ein Einzug unter tosendem Jubel und eine grandiose Session - wie alle, seit es den CCV gibt.