Schmallenberg. Oliver Eickhoff beschreibt, wie ein Interview mit einer Corona-Spaziergängerin gescheitert ist. Der Kommentar zu einer gefährlichen Entwicklung.

Ist es möglich mit den Corona-Spaziergängern ein Interview zu führen? Wir haben es versucht. Und sind gescheitert. Die gesamte Entwicklung läuft in eine gefährliche Richtung. Der Kommentar von Redaktionsleiter Oliver Eickhoff:

Eigentlich wäre hier demnächst ein Interview mit einer Corona-Spaziergängerin aus Schmallenberg erschienen. „Wie konnt ihr das zulassen? Wieso gebt ihr denen überhaupt Platz?“ Das wären Fragen, denen wir uns hätten stellen müssen.

Der Gesprächsfaden

Ich hätte zwei Antworten darauf: 1. Dass mich als Journalist grundsätzlich andere Meinungen interessieren. 2. Dass gerade in den ländlichen Strukturen des Sauerlands der Gesprächsfaden nicht abreißen sollten. Ich möchte wissen, was die Menschen warum bewegt. Ich muss diese Meinungen nicht teilen. Genauso wie es Menschen geben wird, die meine Meinung zu diesem Thema ablehnen.

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Das Interview ist tatsächlich geführt worden. Es war ein freundliches Gespräch, wenn auch ein schwieriges. Wir wollten nicht über Studien diskutieren, die es gibt oder vielleicht nicht gibt. Über vermeintliche Wahrheiten von vermeintlich besser Informierten. Wir wollten mit dem Menschen sprechen: Was ihn bewegt. Was ihn antreibt. Warum er das tut. Am Ende hat unsere Gesprächspartnerin ihre Zustimmung zurückgezogen, sinngemäß weil wir ja irgendwie doch angebliche Mainstream-/System- oder Sonstwas-Presse sind.

(Noch) etwas zu sagen?

Wir haben auch versucht in Meschede die eine und die andere Seite an einen Tisch zu einem Gespräch zu bekommen oder einen anonymen Austausch angeregt. Was haben sich beide (noch) zu sagen? Hier haben die offiziellen Demonstranten abgesagt.

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Diese Gesellschaft hat durch Corona mindestens Risse bekommen. Und wer die Entwicklung in Schmallenberg und Meschede beobachtet, kann eine weitere Radikalisierung befürchten, sie schreitet gefährlich voran. Ich frage mich, wie es weitergehen wird?

Was wird?

Es wird der Sommer kommen. Das Virus wird fast verschwinden. Vielleicht endete die Pandemie mit den Beschränkungen. Was wird dann aus jenen, die nicht nur protestiert, sondern sich total verrannt haben? Und wie reagieren jene, die nicht nur auf Wissenschaftler gehört haben, sondern Menschen regelrecht verachten, weil sie sich gegen Impfungen entschieden oder die Pandemie relativiert bis negiert haben?

Sitzen sie irgendwann einmal wieder beim Schützenfest zusammen? Ich habe keine Antworten gefunden.

Wir alle nicht.