Eslohe. In der Esloher Kardinal-von-Galen-Schule müssen sich Kinder mit Behinderung selbst auf Corona testen. Die Politik lässt die Eltern allein.

Nur etwa die Hälfte der Schüler, die die Kardinal-von-Galen-Schule in Eslohe besuchen, ist in der Lage, sich selbst mit einem Schnelltest auf Corona zu testen. Erwartet wird es von den förderbedürftigen Kindern und Jugendlichen trotzdem. Ohne Testung kein Schulbesuch - so lauten die Regeln, die die Politik in der Corona-Krise vorgegeben hat. Ausnahmen gibt es nicht.

Auch dann nicht, wenn der Schnelltest für die Kinder und Jugendlichen aus kognitiven und motorischen Gründen schlichtweg eine nicht zu bewältigende Herausforderung darstellt. Die deutlich leichter zu bewältigenden so genannten Lollitests sollen zwar im Laufe des Monats Mai kommen. Aus Sicht von Schulleiter Michael Schäfer-Pieper ist das allerdings reichlich spät.

Bis dahin ist weiterhin - wie in den vergangenen Wochen - das Engagement der Eltern gefragt, wenn sie ihr Kind nicht zu Hause lassen wollen. Denn: Immerhin haben sie die Möglichkeit, ihr Kind daheim selbst zu testen, um es dann mit schriftlicher Bescheinigung über ein negatives Ergebnis in die Schule schicken zu dürfen. Problem: Sie müssen sich selbst um die Tests kümmern und sie auch bezahlen. Zurückbekommen werden sie das Geld wohl nicht: Einige Eltern haben bereits bei der Pflegekasse wegen einer Kostenübernahme angefragt und sich eine Abfuhr abgeholt.

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Im Schnitt schlägt ein Schnelltest mit immerhin rund fünf Euro zu buche - und das alle zwei Tage. „Wir würden den Eltern die Tests ja gern zur Verfügung stellen, haben in der Schule aber ein Baukastensystem“, sagt Schulleiter Michael-Schäfer Pieper. Soll heißen: Es gibt keine abgepackten Einzeltests, sondern Testlösungen in großen Flaschen. Möglichkeit Nummer zwei, die die Eltern haben: Sie können mit ihrem Kind alle zwei Tage eines der DRK-Testzentren ansteuern. Für diese Möglichkeit entscheiden sich laut Schäfer-Pieper aber die wenigsten.

Zum einen, weil es die Schließung der Testzentren übers Wochenende unmöglich macht, für den Montag einen Test zu bekommen, der nicht älter als 48 Stunden ist. Zum anderen sei es für die Eltern mit einem hohen organisatorischen Aufwand verbunden - zusätzlich zu erforderlichen Arzt- oder Therapiebesuchen. Man dürfe nicht vergessen, dass Eltern von Kindern mit Förderbedarf ohnehin sehr gefordert seien, sagt Schäfer-Pieper.

Dass alle Eltern trotz dieser Schwierigkeiten bei den Test ihre Kinder zur Schule schicken, sei schon enorm. Man könne durchaus sagen, dass die Politik die Eltern hier allein lasse. Land und Bund sei zwar von Anfang bewusst gewesen, dass die Schnelltests für Förderschüler und auch für Grundschüler keine adäquate Lösung sind. Und das sei auch so kommuniziert worden - allerdings immer mit dem Hinweis, dass es aktuell keine andere Lösung gebe. „Durchdacht ist das sicherlich nicht“, sagt er.

Für fragwürdig hält Schäfer-Pieper auch die Maßgabe, dass ab einer drei Tage anhaltenden Inzidenz von mehr als 165 die Regelschulen wieder dicht gemacht werden, Förderschulen den Präsenz-Unterricht aber weiter vorhalten sollen, weil die Lehrer ja geimpft seien und es so gut laufe. „Das ist für die Eltern gut und ich habe unsere Schüler auch gerne hier, weil der Unterricht für ihre Förderung wichtig ist“, sagt Schäfer-Pieper. Dennoch halte er die Vorgabe für schwierig, formuliert er es vorsichtig. Überall stehe der Infektionsschutz ganz oben an. „Aber dort, wo es mit am schwierigsten ist, ihn umzusetzen, wird vorausgesetzt, dass es läuft.“

An der Grenze

Und er sei glücklich, dass es an seiner Schule relativ gut laufe. Eben durch den Einsatz des Kollegiums und der Eltern - aber auch, weil es sich bei der Esloher Kardinal-von-Galen-Schule um eine recht kleine Schule handele. Er stehe in Kontakt mit Förderschulleitern aus dem Ruhrgebiet, da gehe es gerade ganz anders zu. „Aber auch wir kommen hier an unsere Grenzen“, stellt Schäfer-Pieper klar. Immerhin: Während es zu Beginn der Corona-Krise so schien, als habe die Politik die Förderschulen komplett vergessen, weil sie deutlich länger geschlossen bleiben mussten als alle andere Schulen, habe er diesen Eindruck nicht mehr, sagt Schäfer-Pieper.

Inzwischen werden wir schon gehört, sagt er. „Ich würde mir aber schon wünschen, dass wir früher gehört werden und auf unsere Wünsche adäquater eingegangen wird.“ Dazu hätte ganz praktisch wenigstens gehört, dass die Schule Testkits bekommen hätte, die man den Eltern auch mit nach Hause hätte geben können. „Das wäre eine ganz einfache Sache gewesen.“