Schmallenberg. Im Vergleich zum Frühjahr 2020 nutzen deutlich weniger Schmallenberger die Abhol- und Lieferdienste. Wie Gastronomen die Situation einschätzen.
Essen bestellen, abholen und genießen – keine neue Idee, aber eine, die einigen Gastronomen während der Corona-Pandemie Einnahmen bringt, die dringend benötigt werden. Doch der Trend, die lokalen Restaurants, Gasthöfe und Bars zu unterstützen, ebbt ab. Die Gründe dafür sind vielschichtig, wie Gastronomen aus Schmallenberg berichten.
„Es ist nicht mehr so wie im vergangenen Frühjahr, aber es ist immer noch gut“, sagt Georg Wüllner vom Gasthof Wüllner in Oberhenneborn. Gemeint sind die Bestellungen, die in seinem Haus eingehen, dort zubereitet werden und dann zur Abholung für den Kunden bereit stehen. Als die Corona-Pandemie im vergangenen März und April erstmals für eine Schließung der Gastronomie sorgte, organisierten sich die Restaurantbetreiber und bauten ihr Angebot so um, dass der Betrieb pandemiegerecht weiterlaufen kann. Damals zeigt sich große Solidarität, viele Schmallenberger unterstützen ihre lokalen Gastronomen. „Jetzt sind wir so bei 60 Prozent von dem, was wir im Frühjahr umgesetzt haben“, weiß Wüllner.
Solidarität folgt Trends
Er ist nicht sauer, er ist nicht enttäuscht, im Gegenteil. „Ich staune, wie solidarisch die Menschen auch jetzt noch sind.“ Ihre Solidarität zeigen viele Schmallenberger, indem sie das Angebot ihrer Gastronomen annehmen. Doch auch die Solidarität folgt Trends. „Es ist eigentlich immer so, dass im November/Dezember weniger los ist“, sagt Raffaele Iuliucci vom Bacio. Auch ohne Pandemie läuft der Betrieb in den dunklen Jahreszeiten meist schleppend. Potenzielle Kunden sind bedingt durch die Jahreszeit und dem ungemütlichen Wetter öfter zuhause, kochen dort selbst. „Und wahrscheinlich haben auch einige Haushalte etwas weniger Geld zur Verfügung, als vor einem Jahr“, vermutet Georg Wüllner.
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Außerdem haben immer mehr Gastronomen ihr Heil im Abholgeschäft gefunden – wodurch natürlich auch mehr Konkurrenz entstanden ist. „Das kann ich aber ja keinem übel nehmen. Jeder möchte sein Stück vom Kuchen haben“, sagt Raffaele Iuliucci. Und dieser Kuchen ist im Winter einfach kleiner.
Sein Pragmatismus hilft Iuliucci durch die aktuell schwere Zeit zu kommen – ähnlich wie es die vom Staat zugesicherten Hilfen für seinen Betrieb tun sollten. „Wir können von Glück reden, dass wir die Hilfen bekommen“, sagt Iulliucci. Er selbst weiß aus seinem Heimatland Italien, wie schwer es Gastronomen dort haben – und in welch vergleichbar komfortablen Situation er steckt. „Dort gibt es keine Hilfe vom Staat“, sagt er.
Warten auf finanzielle Hilfen
Aktuell warte er selbst auch noch auf die finanziellen Hilfen für die Monate November und Dezember. „Das ist natürlich ärgerlich, aber jammern bringt mir da auch nichts“, sagt der Betreiber des Bacio. Die Einnahmen aus dem Abhol- und Liefergeschäft decken die fehlenden Einnahmen durch die aktuellen Einschränkungen nicht und so sind die staatlichen Hilfen überlebenswichtig für Gastronomiebetriebe.
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Angekommen ist von den Hilfen im Dezember noch nichts, und dennoch gibt es auch Hoffnung. Denn seit ein paar Wochen laufe das Geschäft wieder deutlich besser, wie Iulliucci und Wüllner berichten. Beide hoffen, dass sich der Trend fortzeichnet und sie bald auch wieder Gäste an ihren Tischen haben, so recht optimistisch sind sie diesbezüglich aber nicht. Vor Karneval erwartet Georg Wüllner keine Änderungen des Status quo, darüber hinaus möchte er keine Prognose geben. „Bis Ostern“, so sagt Wüllner, „halten wir das noch durch. Dann wird es aber langsam eng.“