Meschede.. Was geschieht mit dem Inventar, wenn eine Kirche aufgegeben wird? Die Evangelische Gemeinde in Meschede muss sich dieser Frage stellen.
Die Glocken in der Johanneskirche sind endgültig verstummt. Dienstag läuteten sie mittags ein letztes Mal. Und drei der vier Glocken haben Meschede am Donnerstag verlassen: Sie werden künftig in Mecklenburg-Vorpommern zu hören sein.
Nach der Inventur
Die Evangelische Gemeinde hat sich von ihrem Kirchengebäude im Mescheder Norden getrennt: Die Kirche ist verkauft, in ihr soll – wie berichtet – künftig gewohnt werden können.
Der Investor will weiterhin noch nicht genannt werden, „es eilt ihm nicht mit dem Umbau“, sagt Pfarrer Hans-Jürgen Bäumer. Und es braucht eben seine Zeit, bis eine Kirche von allem Inventar geräumt ist.
Dazu gehören die Glocken. Was macht man damit? Im Vorfeld des Kirchen-Verkaufes war Inventur gemacht worden. Ein Sachverständiger für Glocken nahm sie unter die Lupe. Und er stellte letzten Endes den Kontakt zum Kirchspiel Bibow her, einer evangelischen Gemeinde in Nordwest-Mecklenburg, in der Nähe von Wismar. Dort sind in einer der Dorfkirchen im Zweiten Weltkrieg die Glocken ausgebaut worden – und nie zurückgekehrt.
Ein Spezialist am Werk
„Das ist jetzt wie ein Sechser im Lotto. Die Glocken passen vom Ton her genau in die Kirche“, sagt Elektromeister Udo Griwahn aus Grimmen, ebenfalls in Mecklenburg-Vorpommern.
Er ist ein seltener Spezialist für Turmuhren- und Läuteanlagenbau und baute in Meschede die Glocken aus - und er wird sie in Mecklenburg wieder einbauen. An der Johanneskirche war die Holzverschalung geöffnet worden, die vier 350, 220, 150 und 120 Kilogramm schweren Glocken wurden dann nacheinander per Autokran herausgehoben und zu Boden gelassen.
Die Kinder vom Johanneskindergarten nebenan nutzten die einmalige Gelegenheit, um einmal Glocken anfassen zu können.
1964 waren sie in der Kirche aufgehängt worden. Viel Arbeit war der Abbau für Udo Griwahn jetzt nicht. Ihm steht in Waren an der Müritz der Einbau eines Geläuts mit 4,5 Tonnen bevor: „Das wird eine ganz andere Hausnummer.“ Geld für die Glocken fließt übrigens keines nach Meschede: Die Gemeinde in Bibow zahlte stattdessen den Ausbau.
Kleinste Glocke soll in Christuskirche
Und die kleinste der Glocken mit 120 Kilogramm bleibt auch weiterhin in Meschede: Sie ist die mit dem hellsten Ton und soll in der Hauptkirche der Gemeinde, in der Christuskirche mit eingebaut werden. Sie passt dort zum Klang der anderen Glocken.
In der Zwischenzeit ist auch die Orgel aus der Johanneskirche verkauft worden, zu einem niedrigen Preis. Auch dabei ist ein Kontakt über einen Gutachter hergestellt worden, in diesem Fall dem der Evangelischen Kirche für Orgeln. Interessenten hatten sich anfangs aus Kroatien und Ungarn gemeldet, konkret wurde das aber nicht. Verkauft wurde die Mescheder Orgel schließlich über die Alpen hinweg: Sie wird künftig im Tessin gespielt – in einer katholischen Kirchengemeinde.
Den Kirchenraum geprägt
Eine Lösung hat die evangelische Gemeinde für die Christus-Skulptur gefunden, die bislang den Kirchenraum geprägt hat.
Die Plastik des Wittgensteiner Künstlers Wolfgang Kreutter, die bisher über dem Altar schwebte, soll voraussichtlich im Mai abgehängt und dann auf dem Evangelischen Friedhof an der Briloner Straße wieder aufgestellt werden.
Bereits abgebaut worden sind Altar und Taufstein, die aus schwerem heimischem Schiefer gestaltet waren. Sie sollen als Skulptur auf dem Friedhof aufgestellt werden – und so an die Johanneskirche erinnern.
>>>HINTERGRUND<<<
Noch zu haben sind einige der massiven Bänke aus der Evangelischen Kirche: Fünf i
n unterschiedlichen Längen hat die Mescheder Gemeinde noch zu vergeben.
Bei einem ersten Termin sind die meisten schon abgegeben worden – zum Beispiel zur Nachnutzung als Gartenbänke. Ein großer Teil wurde an die evangelische Gemeinde in Eslohe abgegeben, zur Nutzung dort in der Kirche. Wer noch eine der Bänke haben möchte: Bitte melden im Gemeindebüro, Telefon 0291 / 7723.
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