Reiste. Der Landgasthof Reinert in Reiste freut sich über den Zuspruch der Gäste in der Corona-Krise. Besondere Begegnungen in besonderen Zeiten.
Es wird wieder gelacht an der Theke des Landgasthofs Reinerts in Reiste. Man trifft sich zum Quatschen, Frotzeln und Knobeln beim frisch Gezapften. Begegnungen, ganz so wie früher - wie vor Corona mit all seinen Lockdowns und Einschränkungen. Um die Pandemie selbst geht es bei den Thekengesprächen nur noch selten. „Die Leute sind das Thema leid“, sagt Ute Reinert. Das sei in der ersten Zeit noch anders gewesen. Inzwischen herrscht fast wieder ganz normaler Alltag in dem beliebten Gasthof an der Mescheder Straße in Reiste. An der Theke klirren die Gläser, an den Tischen klappert das Besteck. Und hinter Ute und Friedrich „Frido“ Reinert liegt eine Zeit voller Höhen und Tiefen.
„Niemand wusste ja, wie lange das gehen wird“
Friedrich Reinert denkt heute noch mit Grauen an den ersten Lockdown im Frühjahr 2020 zurück. „Das war wirklich schrecklich“, sagt er. „Von Hundert auf Null, ohne dass du selbst etwas dazu kannst.“ Am schlimmsten habe er empfunden, dass die Schließung von oben herab entschieden worden sei. „Diese Machtlosigkeit!“ Er sei wie gelähmt gewesen. Und dann noch diese Ungewissheit: „Niemand wusste ja, wie lange das gehen wird“.
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Was Ute und Friedrich Reinert zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnten: So schlimm die Krise mit all ihren Begleiterscheinungen war und zum Teil immer noch ist, so groß war und ist die Solidarität der Gäste. Wenn es um die Machtlosigkeit und die Angstzustände geht, blicken die beiden zwar nur ungern auf den Beginn der Pandemie zurück. Aber da sind ja eben auch noch die ganzen wundervollen Begegnungen, die sie in dieser Zeit erfahren durften - bei einem enormen Zuspruch der Gäste. Denn: So schnell wie es mit dem Lockdown von Hundert auf Null gegangen sei, so schnell sei es später beim Außer-Haus-Geschäft wieder von Null auf Hundert gegangen, berichtet Ute Reinert.
Eine extrem stressige Zeit
Und darauf war man im Landgasthof gar nicht eingestellt. „In den Anfängen haben wir das Essen noch auf unserem Porzellan mit Alufolie ausgeliefert“, erinnert sich Ute Reinert zurück. Und zwar nicht nur innerhalb von Reiste, sondern unter anderem bis nach Niederberndorf, Freienohl und Berge. „Die Gäste haben uns das Geschirr dann wieder zurückgebracht und in unser Carport gestellt“. Das habe wirklich ganz toll funktioniert. So ist das eben auf dem Land!
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Für Friedrich Reinert war es eine extrem stressige Zeit: Weil ja niemand ahnen konnte, wie lange die Zwangsschließung dauern würde, und weil ja irgendwie wenigstens ein bisschen Geld reinkommen musste, hatte er sich als gelernter Bäcker zwischenzeitlich einen Job in der Bäckerei Tismes von Timo Hennecke gesucht. Ihm rechne er noch heute hoch an, dass das damals so kurzfristig geklappt habe. Zwei Monate hat „Frido“ Reinert dort gearbeitet - und parallel noch in seiner eigenen Küche gekocht, um die gewaltige Außer-Haus-Nachfrage zu bewältigen. Wenn die Gäste für den Landgasthof da sind, ist der Landgasthof schließlich auch für seine Gäste da. „Da waren wir alle mächtig unter Strom“, sagt Friedrich Reinert. Klagen wolle er darüber nicht. Aber das sei wirklich ein Ausnahmezustand gewesen.
Nach 39 Jahren das erste Mal Silvester frei
Mit dem zweiten Lockdown Ende 2020 habe er zwar nicht mehr gerechnet, aber immerhin sei man durch die Erfahrungen aus dem ersten Lockdown in gewisser Weise wenigstens darauf vorbereitet gewesen. Ein geschlossener Landgasthof Reinert zu Silvester - das hatte es zuvor noch nie gegeben. „Nach 39 Jahren hatte ich zum ersten Mal Silvester frei“, sagt Friedrich Reinert und lächelt. Wenn man diesem Lockdown etwas Positives abgewinnen wolle, dann, dass er Zeit beschert habe, die man als Familie verbringen konnte. Gemeinsame Mahlzeiten sind im Hause Reinert berufsbedingt eher eine Seltenheit. Durch die von oben verordnete Schließung waren sie wieder öfter möglich. Besondere Begegnungen in besonderen Zeiten!
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Und noch etwas Positives habe die Corona-Zeit mit sich gebracht. „Unter den Gastronomen herrscht seitdem ein größerer Zusammenhalt“, sagt Friedrich Reinert. Es gebe einen intensiveren Austausch. Auch hier habe es viele erfreuliche Begegnungen gegeben: Das Konkurrenzdenken sei in den Hintergrund gerückt, habe er festgestellt.
Insgesamt sieben Monate war der Landgasthof Reinert im zweiten Lockdown geschlossen. „Als wir dann auch drinnen wieder weitermachen durften, hat sich das wie eine Neueröffnung angefühlt“, sagen Ute und Friedrich Reinert. Eine „Neueröffnung“, auf die sich nicht nur das Wirte-Ehepaar gefreut hat. Gefreut haben sich auch die Gäste. Am Anfang sei zwar noch eine gewisse Unsicherheit spürbar gewesen. „Vor allem auch deshalb, weil sich ja ständig die Regeln geändert haben“, sagt Ute Reinert. Inzwischen sei aber alles wieder ganz locker.
Lust auf Begegnung beim Bierchen
So locker, wie es in Corona-Zeiten eben sein darf. Denn für die Gäste gehört die Maske auf dem Weg zum Platz ebenso noch dazu, wie der Nachweis über eine Impfung, einen Test oder eine Genesung. „Das zu kontrollieren, kostet Zeit und Nerven“, sagt Ute Reinert. „Es wäre eine enorme Erleichterung für das ohnehin oftmals knappe Personal, wenn der Gast die notwendigen Nachweise beim Eintritt ins Lokal bereithält und nicht erst noch alle Taschen absuchen muss“, wünscht sie sich.
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„Wir haben die Regeln ja auch nicht gemacht, aber wir sind eben dafür verantwortlich, dass sie eingehalten werden“, wirbt Ute Reinert für Verständnis. Aktuell gehöre die Maske eben noch zum Alltag. Die Lust auf Begegnung beim Bierchen oder einem gemeinsamen Essen trübt sie bei vielen schon längst nicht mehr. Zu groß ist die Sehnsucht, endlich wieder zur Normalität und zur Leichtigkeit von früher zurückzukehren.
- Bereits sechs Generationen haben den gemütlichen Landgasthof Reinert in Reiste geprägt. Dort wird die Tradition gepflegt und gern mit Neuem verknüpft, weil sich Ute und Friedrich Reinert gern von modernen Einflüssen inspirieren lassen.
- Acht gemütliche Doppelzimmer, ein Einzelzimmer sowie eine großzügige Ferienwohnung laden ein zum Aktiv- oder Genussurlaub, direkt am Sauerland Höhenflug und an der Hennesee-Schleife des Sauerland-Radrings.
- Beliebt ist bei den Gästen auch der große Biergarten, den Reinerts während der Pandemie renoviert haben. Dort haben die Gäste nach dem Lockdown des Öfteren selbst bei Regen mit Schirmen gesessen und wieder die ersten Begegnungen genossen.