Meschede. Die SBG besitzt 1800 Wohnungen in Meschede, Schmallenberg, Bestwig, Eslohe und Finnentrop. Warum bezahlbarer Wohnraum weiter fehlt.
Während in Berlin der Mietpreisdeckel von Gerichten gekippt wird und die Mieten in den Ballungszentren in schwindelerregende Höhen steigen, hat die Siedlungs- und Baugenossenschaft Meschede im Corona-Jahr ihre Mieten nur dort erhöht, wo es tatsächlich Renovierungen und damit echte Wertsteigerungen gab. „Wir haben den Mietspiegel nicht umgesetzt, weil wir unsere Mieter in schwierigen Zeiten nicht noch mehr belasten wollten“, sagt der Vorstand Peter Simon. Das Genossenschaftsmodell hält er gerade in diesen Zeiten für zukunftsweisend.
Die SBG ist eigentlich ein kleines mittelständisches Unternehmen?
Peter Simon: Erstmal passt das. Wir haben 17 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, eine Bilanzsumme von rund 50 Millionen Euro, verwalten 1800 Wohnungen in Meschede, Bestwig, Eslohe, Schmallenberg und Finnentrop. Unser Jahresüberschuss beträgt auch in diesem Jahr wieder rund 1,7 Millionen Euro, abzüglich der Dividendenzahlungen. Der Unterschied ist, dass wir nicht gewinnmaximierend arbeiten. Wir verwalten die Einlagen unserer Mitglieder und sind ihnen gegenüber verantwortlich. Deshalb müssen wir natürlich auch am Markt orientiert arbeiten.
Im Corona-Jahr 2020 haben Sie die Mieten nicht an den Mietspiegel angepasst, um ihre Mieter nicht noch mehr zu belasten. Andere Immobiliengesellschaften haben Einbußen, weil durchs Homeoffice Büro-Immobilien eingespart werden. Merken Sie auch etwas von dieser Entwicklung?
Wir haben Gott sei Dank kaum Gewerbeimmobilien. Gerade sehen wir am Lanfertsweg in Meschede, dass uns Mieter wie die Sparkasse oder die Malteser verlassen. Aber auf der anderen Seite sind unsere Wohnungen gerade in Krisenzeiten wie diesen sehr begehrt. Wer einmal bei der SBG wohnt, zieht meist nur aus, weil er Eigentum erwirbt. 2002 hatten wir noch 76 Leerstandswohnungen, aktuell sind es vier. Jede Neuvermietung löst Instandhaltungs- und Modernisierungskosten aus. Im vergangenen Jahr waren das bei 1800 Wohnungen 190.
Welche Wohnungen werden vor allem gesucht?
Kleine Wohnungen mit zwei bis drei Zimmern und gutem Standard, also renovierten Bädern, modernen Heizsystemen und guter Energiebilanz sind schwer zu bekommen. In Meschede ist zuletzt viel Bauland für Einfamilienhäuser ausgewiesen worden. Was fehlt, ist bezahlbarer Wohnraum innenstadtnah. Es ist gesellschaftspolitisch falsch, dass man immer nur danach guckt, wo man das nächste Mehrparteienhaus mit lukrativen Eigentumswohnungen hochziehen kann. Denn auch der Anteil öffentlich geförderter Wohnungen geht zurück. Als SBG bleibt es unser Ziel, auch Wohnungen für die Menschen anzubieten, die nicht so viel Geld haben und die sich schon gar kein Eigenheim leisten können. Dass diese Menschen trotzdem sicher wohnen können, dafür stehen wir auch.
Sie sagen, die SBG will nicht stehenbleiben. Was meinen Sie damit?
Wir müssen zum einen unsere Wohnungen nach und nach durch Sanierungen marktgerecht anpassen und unsere klimapolitischen Ziele beispielsweise bei der Reduzierung des CO2-Ausstoßes erreichen.
Auch interessant
Das schaffen wir unter anderem durch die Optimierung der Heizungsanlagen, Fensteraustausch und Wärmedämmung oder bei Neubauten durch Einsatz von Photovoltaik und E-Ladesäulen. Gleichzeitig entwickeln wir mit unseren Mietern aber auch neue Wohnformen. Dabei versuchen wir die Quartiersentwicklung in einer älter werdenden Gesellschaft mit in den Blick zu nehmen. Dass im Schmallenberger Wohnprojekt „Weitblick“ mit seinen insgesamt 40 Wohnungen auch eine Tagespflege integriert wird, geschieht mit Bedacht. Allein in dieses Projekt investieren wir 11 Millionen Euro.
Wie wollen Sie selbst im Alter wohnen?
Wir bewohnen ein Haus, das wenige Treppen hat und damit schon mal barrierearm ist. Aber wenn das alles mal zu beschwerlich werden sollte, dann können meine Frau und ich uns gut vorstellen, in ein SBG-Wohnprojekt wie den Rinschen Park zu ziehen. Das nachbarschaftliche genossenschaftliche Wohnen gefällt uns gut. Allerdings müssen wir gucken, ob wir da dann einen Platz bekommen. Es stehen heute immer noch 30 Interessenten auf der Warteliste.
>>> Hintergrund
Peter Simon ist 59 Jahre alt, verheiratet und hat zwei erwachsene Kinder. Der gebürtige Olsberger lebt in Meschede.
Simon absolvierte schon seine Ausbildung zum Immobilienkaufmann bei der SBG. Seit 2017 war er stellvertretender Vorstand. Seit Januar leitet er die Genossenschaft als hauptamtlicher Vorstand.
Ihm zur Seite steht Bernhard Halbe als Vorstand. Halbe war bis Ende 2020 Bürgermeister von Schmallenberg.