Schmallenberg. Sie arbeitet in der Glitzerwelt von Dubai - aber richtig wohl fühlt sich Sarah Bisa in Schmallenberg. Sie verrät, warum das so ist.
Sarah Bisa hat viel gesehen von der Welt. „Vielleicht muss man das auch, um zu wissen wo man zu Hause ist“, sagt die junge Mutter einer kleinen Tochter. Sarah Bisa ist Schmallenbergerin, lebt in Dubai und arbeitet im Tourismus. Dort leitet sie Verkaufsteams einer amerikanischen Hotelfirma mit über 1000 Hotels weltweit. Dubai, die Hauptstadt des gleichnamigen Emirats und größte Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate am Persischen Golf, ist für viele ein Traumziel. Die 44-Jährige kennt Glanz und Glamour, aber auch die Schattenseiten. Und sie weiß, wo sie zu Hause ist und so oft zurückkehrt wie möglich: nach Schmallenberg.
Die Kindheit
„Kindheit, das war für mich grenzenlose Freiheit“, erzählt sie. Hinter ihrem Elternhaus am Scheeweg beginnen Wiese und Wald. Je mehr sie mit ihren Eltern reiste, desto mehr bekam sie Lust auf die Welt. „Und spätestens mit 16 wird einem dann immer mehr bewusst - oder es wird einem auch eingeredet - deine Freiheit endet vor deiner Haustür.“ Denn in Schmallenberg gab es keine coolen Clubs, keine Bahn- oder Busverbindung in die nächstgrößere Stadt, keine Szenekneipen. „Nach dem Abi wollte ich auf jeden Fall weg. Ich wollte einen Job, der mir ein Leben lang das Reisen finanziert.“
Raus in die Welt
Ihr Abi 1996 war ausgezeichnet, trotzdem bekam sie nicht den gewünschten Studienplatz für Jura in Heidelberg. „Darüber habe ich mich so geärgert, dass ich auf einer Charterjacht in Cannes angeheuert habe. Der Job war Knochenarbeit – aber vor welcher Kulisse! Ich war mit Abstand die jüngste und ungeschickteste Matrosin überhaupt“, sagt sie und lacht. Aber sie lernte schnell und viel fürs Leben, besuchte die Filmfestspiele unter falschem Namen, crashte manche Party und studierte schließlich Hotel-Management in Lausanne.
Von da aus begannen schon während des Studiums die Auslandaufenthalte in der großen, weiten Welt. Sie kellnerte in Disney World in Orlando, war Cost Controller in Aruba und leitete ein Villa-Marketing-Projekt in Trinidad und Tobago. Später arbeitete sie im Hotelverkauf in San Francisco, auf den Malediven, mit Wohnsitz in London und Dubai. „Damals war ich 300 Tage im Jahr unterwegs und habe gedacht, du brauchst gar kein Zuhause, nur eine Waschmaschine.“
Die Sauerländerin
Verrückte Dinge hat sie erlebt, „Dass ich für den Kronprinzen von Dubai im Fischschwanz um ein Lagerfeuer getanzt habe, war sicher einer der verrücktesten Momente meiner Laufbahn“, sagt sie und schüttelt den Kopf. Aber auch das habe sie nur machen können, weil sie eben Sauerländerin sei. „Das ist mir aber auch erst später bewusst geworden.“ Reichtum und Macht beeindruckten einen Sauerländer letztlich nicht. Davon ist sie heute überzeugt. „Und wir nehmen uns nicht so wichtig. Und andere, nur weil sie was haben oder vorstellen, eben auch nicht.“
Früher habe sie es gehasst, erklären zu müssen, wo sie herkommt. „Erklär mal einem Ami wo Schmallenberg ist, oder Deutschland… - ...near Munich’? Wenn du aber ganz selbstbewusst sagst, ,I was born in the woods in the midst of breweries’ (Ich wurde im Wald geboren, zwischen lauter Brauereien) machst du dich interessanter als die Tussi aus Paris.“ Die meisten Sauerländer hätten zwar generell keine Ahnung von Motorjachten, Rennpferden oder Ferraris. „Aber ich bin mit aufgeblasenen Lkw-Reifen bei Schnee den Huckelberg runter und habe bei Minusgraden gegrillt, weil Pfingsten ist. Als Sauerländerin habe ich die Grundeinstellung, dass ich alles kann...zumindest bis ich merke, dass da doch Stacheldraht unterm Schnee war.“
Zurück
Mittlerweile ist Sarah Bisa verheiratet mit einem Halb-Peruaner und hat eine kleine Tochter. Die Schwerpunkte haben sich verschoben. „In Dubai könnte ich jetzt nicht nach draußen gehen. Es ist viel zu heiß und die Luft ist schlecht.“ Nachhaltigkeit ist ihr wichtig, Greenwashing, wie es viele Hotels betreiben, ein Graus. Sie blickt hinter die Fassade von Glanz und Glamour. „Mein Ziel ist in zwei bis drei Jahren zumindest wieder in Deutschland zu leben, am liebsten natürlich in Schmallenberg.“ Aber das könnte für die Tourismus-Expertin schwierig werden.
„Obwohl, wenn ich auf den Messen die Gesundheitskuren für Superreiche in Österreich sehe, denke ich oft, das könnten wir besser.“ Die Frage sei eine ganz andere: „Ob die Schmallenberger diese Klientel überhaupt haben wollen?“ Sarah Bisa arbeitet jedenfalls schon mal an ihrer Rückkehr. Noch muss sie ihren Mann überzeugen, der als Diplomatensohn in vielen Metropolen aufgewachsen ist, dass auf dem Land die Welt nicht zu Ende ist. Aber den ersten Schritt hat sie schon gemacht. „Ich habe meine Tochter Lia hier im Rathaus angemeldet. Das ging völlig problemlos, obwohl sie schon eine peruanische Staatsangehörigkeit hat.“ Schmallenberg zumindest scheint auf die Welt vorbereitet.
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Hintergrund
Sarah Bisa ist 44 Jahre alt und hat 1996 ihr Abitur am Gymnasium der Stadt Schmallenberg gemacht.
Sie studierte Tourismus in Lausanne und arbeitete dann für verschiedene Hotelketten, zuletzt als Regional Vice President für Global Sales bei Hyatt Hotels.