Schmallenberg. Stefan Schwope war quasi Vorreiter der Homeoffice-Arbeit. Was ihn an der Arbeit und vor allem am Leben in Schmallenberg reizt.
Als Stefan Schwope 2014 ins Homeoffice wechselte, war das noch völlig ungewöhnlich, vor allem für einen Mann, der Ingenieur und Geschäftsführer ist. Doch der junge Familienvater setze sich durch und überzeugte so auch die Gesellschafter.
Stefan Schwope ist überzeugter Schmallenberger. Er schwärmt von seiner unbeschwerten Kindheit. Ihm sei relativ schnell klar geworden, dass er sich selbstständig machen muss, wenn er nach dem Studium zurück ins Sauerland will. Doch der erste Schritt zur Selbstständigkeit in einem Unternehmen, das sich mit 3-D-Sensoren und Sonder-Automatisierung beschäftigt, erfolgte als Gesellschafter in Duisburg. „Dann wurde Carina schwanger und wir wussten, dass wir mit Kindern hier nicht weiter leben wollten.“
Schwope hatte da so ein Schlüsselmoment: „Ich habe in Köln mal gesehen, wie Kinder von einem kleinen Hügel, der kaum größer war als ihr Schlitten, heruntergerutscht sind. Das wollte ich für meine Mädchen nicht.“
Leidenschaft fürs Landleben
Er hatte Glück, dass seine Frau, eine Mathematikerin, seine Leidenschaft für Landleben teilt. Sie stammt aus Iserlohn, weshalb das Paar erst in die Waldstadt zog. „Aber letztlich haben wir mehr Zeit in Schmallenberg als in Iserlohn verbracht“, erzählt sie und lacht. Deshalb zog das Paar nach zwei Jahren erneut um. Mit dem „Opa“ leben sie seitdem im elterlichen Haus - drei Generationen unter einem Dach - mit Gemüsegarten und Nachbarschaft. Angekommen.
Zu dem Zeitpunkt hatte Stefan Schwope sein Homeoffice-Modell gegen viele Widerstände durchgesetzt. „Die sieben Gesellschafter waren anfangs alle dagegen“, erzählt er. Aber sie wollten den Experten für Sonderautomatisierung als Geschäftsführer und das war nur mit Homeoffice möglich. Schwope machte sich erst im Homeoffice noch allein selbstständig. Das funktionierte und überzeugte die Gesellschafter. Schwopes Firma wurde in das Unternehmen eingegliedert.
Aber auch das Finanzamt und das Handelsregister hatten Probleme mit der Firma, die nur im Homeoffice existiert. Und die GEZ: „Wie sollte sie uns Gebühren abnehmen, wenn kein Gebäude existiert“, berichtet Schwope und lacht. Heute zahlt er GEZ für den Firmenwagen. Hauptsitz ist das Homeoffice des Kollegen in Duisburg, Post scannt er ein und mailt sie weiter.
„Alle haben anfangs dagegen gearbeitet“, erzählt der Schmallenberger und grinst. Da war die schlechte Internet-Verbindung in Schmallenberg nur ein Problem von vielen. „Ich habe mal versucht, ein Datenpaket zum Kunden zu schicken. Das habe ich dann nach einem halben Tag abgebrochen.“ Mittlerweile hat er eine 160-Megabit-Glasfaserleitung. Genug, damit er und sein Kollege Wolfram Tiedtke sich täglich im Büro gegenüber sitzen können. Nicht real, sondern per Standleitung über Video. „Ich halte das für essenziell, damit Homeoffice gelingt“, sagt Schwope.
Wenn die Tür zu ist, arbeitet der Papa
Morgens vereinbaren die beiden, was über den Tag zu tun ist und dann arbeitet jeder seine Dinge ab. „Wenn einer telefoniert, stellen wir schon mal das Mikrofon aus. Aber sonst bleibt die Kamera an.“ Kunden empfängt er im heimischen Wohnzimmer. „Die meisten finden das gut. Viele erzählen dann, dass sie es bedauern, so wenig von der Familie haben.“
Die Mädchen haben gelernt, dass der Papa arbeitet, wenn die Tür zu ist. „Wenn ich rauskomme, ist natürlich sofort Familien-Zeit“, erzählt er. Trotzdem sei es für alle gut, sind Carina und Stefan Schwope überzeugt. „Die Kinder kennen mich nur zu Hause und meist ansprechbar.“ Seine Frau bewundert es, wie er das tägliche Familienchaos ausblenden kann. „Aber Stefan erlebt die Kinder eben auch fröhlich und gut gelaunt“, erzählt sie „und nicht nur abends, wenn sie schon müde sind.“
Für das Unternehmen, so klein es auch ist, hat das Homeoffice also viele Vorteile. Nicht zuletzt, dass der Kollege in Duisburg zahlreichen Abwerbeversuchen widerstanden hat. „Und da ging es locker um den doppelten Verdienst“, berichtet Stefan Schwope. Aber Homeoffice sei eben mit Geld nicht aufzuwiegen.
Hintergrund
Stefan Schwope ist 43 Jahre alt und lebt mit seiner Frau Carina (32) und den Zwillingen Anna und Matilda (6) in seinem Elternhaus in der Schmallenberger Unterstadt.
Nach dem Abitur am Gymnasium der Stadt Schmallenberg studierte er Elektrotechnik in Aachen, arbeitete in Aachen, Köln und Duisburg.
In der Ruhrstadt wurde er 2009 Mitgesellschafter vom Unternehmen TriDiCam, nach einer Umorganisation 2014 Gesellschafter-Geschäftsführer.