Schmallenberg. Kerzenschimmer hinter buntem Glas kreiert eine gemütliche Stimmung. Ein Kunstglaser erzählt von seiner Arbeit und berichtet zu achten ist.

In der Adventszeit werden Kerzen angezündet, ob es die Lichter auf dem Adventskranz oder Teelichter in bunten Gläsern sind. Leuchtet das Licht hinter buntem Glas zaubert es eine besondere Stimmung. Aber welche Geheimnisse verbergen sich hinter der Glaskunst? Diese Zeitung hat den Kunstglaser Martin Vollmert besucht.

Von der St.-Alexander-Kirche in Schmallenberg, über den Kölner Dom bis zur Kathedrale von Ávila, Spanien - in seinem Berufsleben hat der Kunstglaser Martin Vollmert (69) bereits für etwa 500 Kirchen gearbeitet und handgefertigte Fenster eingesetzt, restauriert oder repariert - dabei nutzte er eigene Entwürfen oder arbeitete zusammen mit verschiedenen Künstlerinnen und Künstlern.

Für seine Arbeit befindet sich Glas in allen Formen und Farben in seiner Werkstatt. Jedes Stück ist ein Unikat.

Handwerk seit 1982

Die Werkstatt für Glasgestaltung, in der seit 1982 Flachglas bearbeitet und veredelt wird, liegt in der Schmallenberger Weststraße. Martin Vollmert hat in seinem Berufsleben ein besonderes Gespür für Farben, Formen und Material entwickelt. In zahlreichen Kirchen, Seniorenheimen, Hotels, Banken und auch bei Privatpersonen finden sich Arbeiten der Werkstatt.

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Dafür bezieht er sein Glas von einem besonderen Ort, aus der Glashütte Lamberts in der Oberpfalz, in der noch heute auf traditionelle Weise mundgeblasenes Glas in einem aufwendigen Prozess zu flachen Scheiben verarbeitet wird. Lamberts ist nur eine von insgesamt drei Firmen weltweit, die noch mundgeblasenes Flachglas herstellen. „Dort werden die Rohstoffe für Glas, wie Quarzsand, Kalk, Soda und Pottasche, nach uralten Rezepten in der Gemengekammer zur Mischung vorbereitet“, erzählt Vollmert.

Jedes Glas ist ein Unikat

„Verschiedene Metalloxide bringen Farbe ins Spiel. Das verfärbte Glas wird dann von mindestens zwei Personen mit einem langen Rohr, der Glasmacherpfeife, erst zu einem Ballon und dann zu einem Zylinder geblasen. Die entstandenen Zylinder werden dann erneut im Ofen erwärmt und zu flachen Glasplatten gebügelt.“ Jedes Glas ist somit ein Unikat und bietet eine geeignete Grundlage für Verglasungen im Denkmalschutz und in der Glaskunst.

  In der Werkstatt für Glasgestaltung in der Weststraße von Schmallenberg befindet sich Glas in allen Formen und Farben.
  In der Werkstatt für Glasgestaltung in der Weststraße von Schmallenberg befindet sich Glas in allen Formen und Farben. © WP | Nina Kownacki

Vollmert verarbeitet diese Glasplatten im 60mal-90-Zentimeter-Format weiter zu Fenstern im kirchlichen oder auch privaten Bereich, zu Garten- oder Kunstobjekten für den Innen- und Außenbereich – als Freie- oder Auftragsarbeit. Dabei nutzt er verschiedene Techniken und Mittel zur Bearbeitung und Veredelung. „Wenn Sand mit hohem Druck auf Glas trifft, wird es matt. Flusssäure ätzt und entzieht dem Glas Farbe und macht es durchsichtig, sodass Schattierungen entstehen“, erklärt der Glaskünstler.

Jedes Projekt ist anders

In den eigenen Brennöfen, die über 1200 Grad heiß werden, kann er zudem Biegungen und Verformungen im Flachglas herstellen. Aber auch der Pinsel kommt zum Einsatz, wenn Bildnisse und Formen auf die Objekte gemalt werden sollen. Besonders vorsichtig muss er beim Zuschneiden sein: „Man braucht viel Erfahrung, um komplizierte Formen aus dem Glas zu schneiden.“

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Dabei sei jedes Projekt einzigartig. Für die Schmallenberger Kirche fertigte die Werkstatt alle Fenster im Turm neu an, im Kölner Dom wurden Fenster restauriert und repariert. „Wegen ihrer Größe herausfordernd waren die Felder in den Kirchenfenstern der Essener Kathedrale“, berichtet der Schmallenberger. Auch für Roman Abramowitsch, dem Öl-Oligarchen, gestaltete Vollmert im Jahr 2010 Gläser. „Dafür waren wir dreimal auf seinem Schiff“, denkt Vollmert zurück.

Zum Schluss gibt er einen Tipp für eine gemütliche Adventszeit: „Glas bringt verschiedene Effekte. Warme Farben, wie Orange, Gelb oder Rot im Glas erzeugen Wohlbefinden und Gemütlichkeit. Entscheidend ist die Einwirkung des Lichts auf das Glas. Eine gute Ausleuchtung ist besonders wichtig.“