Meschede. Veganuary, Saftkur oder Verzicht auf Alkohol lauten die Vorsätze. Was dem Körper wirklich gut tut, verrät eine Mescheder Ernährungsberaterin.
Der Januar ist vorbei und Sie haben es wieder einmal verpasst, eine Saftkur zu machen, zu fasten oder auf Alkohol zu verzichten? Kein Problem, Ludmilla Hildebrand-Gruca ist als Ökotrophologin bei der AOK Nord-West in Meschede Expertin auf diesem Gebiet und hat mit uns darüber gesprochen, welche Ernährungs-Hypes überhaupt sinnvoll sind und wie man dauerhaft von einer gesunden Ernährung profitiert.
Wieder einmal war der „Veganuary“, also die rein vegane Ernährung im Januar, ein riesen Ding in Deutschland. Was kann man sich davon neben dem Tierwohl Positives erhoffen?
Ludmilla Hildebrand-Gruca: Wenn man für einen Monat oder einen kürzeren Zeitraum von jetzt auf gleich auf Fleisch, Fisch, Eier und Milch verzichtet, kann der gesunde Körper das durchaus kompensieren. Ich halte das für das Tierwohl und die Umwelt auch für eine sinnvolle Idee. Wenn man jedoch darüber hinaus vegan leben möchte, sollte man sich über pflanzliche Alternativen informieren. Denn besonders bei veganer Ernährung entsteht leicht ein Mangel an Vitamin B12. Auch die Aufnahme von Protein, Vitamin D, Eisen, Calcium, Zink und Jod kann problematisch sein. Wer langfristig vegan leben will, sollte sich jedoch Unterstützung durch einen Arzt oder Ernährungswissenschaftler suchen und gegebenenfalls regelmäßig eine Blutuntersuchung vornehmen lassen, um eventuell vorhandenen Nährstoffmangel frühzeitig zu erkennen und auszugleichen.
Wirkt sich eine temporäre vegane Ernährung denn auch positiv auf den Körper und die Gesundheit aus?
Ob sich vegane Ernährung gesundheitsfördern auswirkt, hängt von der Lebensmittelauswahl ab. Beinhaltet diese z. B. eine vielfältige und abwechslungsreiche Auswahl an Gemüse, Hülsenfrüchten, Obst, Vollkornprodukten, Nüssen, Samen und Ölen, können viele Krankheitsrisiken gesenkt werden, wie z. B. das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten, Diabetes mellitus Typ 2 und entzündlich-rheumatische Erkrankungen. Anhand der aktuellen Datenlage lässt sich allerdings kein Vorteil für die Gesundheit von Veganern gegenüber sich vergleichbar ernährenden Mischköstlern mit einem geringen Fleischanteil in der Ernährung erkennen. Wichtig ist aber, dass man sich gut darüber informiert, welche Lebensmittel sich für eine vegane Ernährung eignen und mit welchen Nährstoffen sie den Körper versorgen. Einfach auf vegane Industrieprodukte umzustellen ist nicht die Lösung. Und bei Kindern, Jugendlichen, Schwangeren und Stillenden würde ich von Projekten wie dem „Veganuary“ und ausschließlich veganer Kost abraten. Sie haben aufgrund eines erhöhten Nährstoffbedarfs ein höheres Risiko für eine Unterversorgung bzw. einen Nährstoffmangel. Final bleibt zu sagen, dass es immer sinnvoll ist, sich bei der Umstellung auf eine vegane Ernährungsweise Rat vom Experten zu suchen sollte.
Ein weiterer Trend ist die Saftkur. Menschen verzichten drei Tage bzw. bis zu einer Woche auf feste Nahrung und nehmen nur Gemüse- und Fruchtsäfte zu sich. Was halten sie davon?
Eine Saftkur ist ja so eine Art Heilfasten. Dabei verzichtet man ebenfalls auf feste Nahrung. Bei gesunden Menschen würde ich das sogar für zwei bis vier Tage pro Monat als unbedenklich einstufen. Beim Saft-Fasten kommt es allerdings darauf an, wie man es angeht. Manche pressen ihre Säfte selbst, das ist sicherlich die beste Option. Hier würde ich vorwiegend zu Gemüsesäften raten, da diese deutlich magenfreundlicher sind und weniger Fruchtzucker enthalten als Fruchtsäfte. Früchte enthalten von Natur aus bis zu 10 Prozent fruchteigenen Zucker, das ist wirklich viel und kann unter anderem auch die Blutfette steigen lassen.
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Kann man denn trotzdem abnehmen mit einer Saftkur?
Sowohl beim Heilfasten als auch bei einer Saftkur sollte man sich vorab die Frage nach dem eigenen Motiv stellen. Zum reinen Abnehmen sind beide nicht geeignet. Viele Kuren, die man kaufen kann, werben außerdem mit dem Wörtchen „Detox“, was meiner Meinung nach aber nur gutes Marketing ist. Man könnte es aber durchaus Selbstreinigung nennen, da die Zellen während des Verzichts auf feste Nahrung angeregt werden, defekte, krankheitserregende Zellen abzubauen. Aus therapeutischen Gründen zu fasten oder eine Saftkur zu machen, ist daher nicht verkehrt und es kann zum Beispiel positive Effekte bei Bluthochdruck, Diabetes mellitus Typ 2, Rheuma oder Schuppenflechte haben. Personen, die länger als vier Tage fasten wollen, rate ich zur ärztlicher Unterstützung.
Was raten Sie denjenigen, die tatsächlich abnehmen wollen?
Wer abnehmen möchte, sollte sich an eine Ernährung halten, die er langfristig beibehalten kann. Bei temporärer Umstellung stellt sich ja immer die Frage, wie es danach weitergeht und es ist sehr wahrscheinlich, dass es dann zum bekannten Jojo-Effekt kommt, sobald man wieder in alte Essgewohnheiten verfällt.
Und wie halte ich am besten langfristig durch?
Da kann ich keine allgemeingültige Empfehlung aussprechen. Nicht für jeden ist auch jede Ernährungsweise geeignet. Funktionieren könnte eine Art „Light-Fasten“. Man verzichtet zum Beispiel auf Süßigkeiten oder Fast-Food und gönnt sich nur einen Nasch- oder Genuss-Tag in der Woche, an dem so etwas erlaubt ist. Damit kann man den Kopf ganz gut überlisten. Mit einer Fasten-Zeit oder Saftkur zu starten kann hilfreich sein, weil man eine neue Sicht auf das Hunger- und Sättigungsgefühl bekommt. Dadurch werden die Sinne geschärft und man legt den Grundstein für eine dauerhafte Ernährungsumstellung, die dann auch langfristig Erfolge verspricht. Auch hier bietet sich eine Unterstützung durch eine Ernährungswissenschaftlerin an.
Infobox:
Verzicht auf Alkohol:
Zum Jahresstart oder während der Fastenzeit zwischen Aschermittwoch und Ostern ist der temporäre Verzicht auf Alkohol beliebt. Ludmilla Hildebrand-Gruca erklärt, dass der Verzicht für wenige Wochen schon enorm positive Auswirkungen auf Magen, Herz und natürlich die Leber hat.
Alkohol hat nicht nur viele Kalorien, er kurbelt auch den Appetit an, verschlechtert den Fettstoffwechsel und kann bei zu häufigem Konsum auch eine Magenschleimhautentzündung fördern. Bereits ist eine Wohltat für den Körper. Vor allem nach einer Phase, in der man viel Alkohol zu sich nimmt, zum Beispiel nach den Festtagen oder Karneval, ist der Vorsatz des Alkoholverzichts durchaus zu empfehlen.
Wer mit AOK-Ernährungswissenschaftlerin Ludmilla Hildebrand-Gruca Kontakt aufnehmen möchte, hat die Möglichkeit über die Tel. 0800 2655-509540. Ihr Büro befindet sich im AOK-Kundencenter in der Mescheder Innenstadt, am Winziger Platz 7. Weitere Informationen zu gesunder Ernährung, individueller Bewegungs- und Ernährungsberatung sowie zu Gesundheitskursen der AOK auf der Homepage der AOK Nordwest unter www.aok.de/nw.