Meschede. Kanada übt Druck auf den Standort von Martinrea Honsel in Meschede aus. Es gibt Forderungen aus Sicht der Arbeitgeber.

Für Martinrea-Honsel in Meschede ist eine Übergangslösung bis zum Abschluss eines neuen Tarifvertrages „enorm wichtig“, die ab 1. Februar gelten muss. Das bestätigt Dr. Volker Verch, Geschäftsführer des Unternehmensverbandes Westfalen-Mitte in Arnsberg. Martinrea-Honsel ist Mitglied in dem Verband, Verch wiederum begleitet das Unternehmen auf Arbeitgeberseite bei den Tarifverhandlungen. Er sagt: „Es ist kein Geheimnis: Wir sind dringend auf die Interimsvereinbarung angewiesen. Denn ab 1. Februar wird die Arbeit in Meschede ansonsten deutlich teurer.“ Teurere Arbeit wiederum werde Auswirkungen innerhalb des Konzerns, auf Angebote, Kunden und Preise haben.

Preiskalkulation

Verch sagt: „Da ist es schon ein Unterschied, ob man eine Preiskalkulation auf Basis einer 35-Stunden-Woche macht oder auf einer 40-Stunden-Woche – einfach, um im Geschäft zu bleiben.“ Die Geschäftsführung habe das auch der Belegschaft in einer Videobotschaft mitgeteilt: Es gehe um den Standort und um 1500 Leute – „und die Frage, in welchem Volumen wir weiter Beschäftigung haben. Das hängt von Investitionen ab.“ Die Lage sei ernst – das würden auch die Zahlen verdeutlichen, die derzeit von Sustain Control für die Gewerkschaft überprüft werden: „Was wir sagen, hat Hand und Fuß. Machen wir uns nichts vor: Würden wir Dinge behaupten, die übertrieben sind, würde man uns ja ganz schnell auf die Schliche kommen! Das würde aufgedeckt!“ Er betont: „Die Kostensituation in Meschede, in Spanien und Mexiko ist bekannt. Wir gehen mit offenem Visier in die Verhandlungen rein. Dann soll die andere Seite das überprüfen im Faktencheck.“

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Er bestätigt „ausdrücklich“, wegen der Kostensituation werde Druck von der Konzernzentrale in Kanada ausgeübt: „Das kann ich ausdrücklich bestätigen: Der Standort steht unter erheblichem Druck.“ Denn was in Meschede produziert werden, könne eben auch an den Standorten in Spanien und Mexiko hergestellt werden. Jetzt aber würden Investitionsentscheidungen in Kanada getroffen, um vom Verbrennungsmotor wegzukommen: „Was macht ein Gesellschafter? Er guckt natürlich nach den Kosten, nach der Qualität, nach der Liefersituation. Aber alles hat seine Grenzen. Bei den Investitionsentscheidungen spielen die Rahmenbedingungen eine wichtige Rolle. Deshalb gibt es auch intern im Konzern einen Wettbewerbsdruck.“

Sonderverträge

Verch betont, er sei generell ein Befürworter von Flächentarifverträgen – allerdings passten die in bestimmten Wirtschaftsbereichen, wie dem Automobilsektor, eben nicht mehr ins Bild: „Da muss man manchmal kreativ sein in Form von Sonderverträgen.“ Er sagt: „Die 35-Stunden-Woche ist nicht gerade ein Wettbewerbsvorteil im internationalen Wettbewerb. Da muss man abwägen, was man macht.“

Der Verbandsgeschäftsführer sieht das Verhalten aus Kanada „ganz nüchtern“: „Wenn Sie einen Fernseher kaufen, dann schauen Sie auf die Qualität der Beratung und auf den Preis – so macht das ein Investor auch. Irgendwo will ein Eigentümer von seinem Geld auch eine gewisse Rendite erwirtschaften. Sie würden zusammenzucken, wie niedrig die ist.“

Verunsicherung auf beiden Seiten

Für die Übergangszeit sollte nach Einschätzung von Volker Verch der bisherige Vertrag verlängert werden: „Wir kommen ja noch in einen Verhandlungsprozess, in dem wir ein großes Paket mit der anderen Seite schnüren wollen.“ Dabei würde dann die Frage der Arbeitszeit oder die Leistung von Sonderzahlungen zur Kostenentlastung des Unternehmens geprüft, „im Gegenzug üblicherweise die Beschäftigungssicherung“. Das würde für die Übergangszeit erst einmal weiter gelten. Verch sagt: „Das Ganze hat eine Verunsicherung für beide Seiten. Beim Konzern in Kanada schaut man sehr genau hin, was da jetzt in Meschede passiert. Natürlich ist die Belegschaft auch beunruhigt, wie es weitergeht. Wenn wir uns nicht einigen können und es scheitert, wird es in irgendeiner Weise Konsequenzen haben.“