Meschede. Die Schwestern Elisabeth Frings und Petra Dahmen schließen ihr Café endgültig. Vorher bieten sie noch manches Schnäppchen.

Es wird noch laut gelacht im Frings Café. Dabei sind die Zeiten eigentlich traurig: Petra Dahmen und Elisabeth Frings, 56 und 62 Jahre alt, schließen nach 30 Jahren ihr Café in Meschede - damit endet eine 120-jährige Bäcker- und Konditor-Tradition.

Das Ende war lange geplant und daher absehbar. Im Sommer 2019 hatten die beiden Frauen erklärt, dass sie auf Nachfolger-Suche sind und dass sie, falls sich keiner findet, Ende 2021 auf jeden Fall aufhören. Dann ende ihr Mietvertrag. Eine Zeit lang hatten sie noch nach einem Interessenten gesucht, manche ernstzunehmenden Gespräche auch geführt, doch dann mit dem letzten Corona-Lockdown aufgegeben.

Gestiegene Hygiene-Vorschriften als Grund

„Ich habe jetzt damit gut abgeschlossen“, sagt Petra Dahmen. Die Arbeit in der Backstube und im Verkauf habe beiden bis zum Schluss Spaß gemacht, ergänzt ihre Schwester. „Das Schöne war ja immer, dass wir uns als Selbstständige hier frei entfalten und unsere Ideen umsetzen konnten.“ Aber die zunehmenden Hygiene-Vorschriften, gerade durch Corona und die schwierige Personalplanung - das alles sei schon anstrengend geworden. „Wir sind froh, dass wir das jetzt hinter uns lassen können.“

Trauriger Abschied von den Kaffee-Kränzchen

In den vergangenen Tagen haben sich alle Kaffee-Kränzchen, Gruppen und Stammtische verabschiedet, bevor das Café am Freitag, endgültig schloss. „Das werden bestimmt 20 gewesen sein“, erzählt Elisabeth Frings. Darunter sei sogar ein Männer-Frühstücks-Stammtisch gewesen. „Manche kamen ja sogar mit mehreren Runden zu uns.“ Beim Abschied sei da schon manche Träne geflossen. „Eine Kundin kommt im Moment tatsächlich täglich“, erzählt Petra Dahmen schmunzelnd, „weil wir schließen.“ Für diese Treue hatten sich die Schwestern extra T-Shirts bedrucken lassen. Auf dem Rücken steht: „Frings Café - Wir sagen Danke“ und vorne „Die Tradition Frings geht zu Ende - 120 Jahre von Mönchengladbach bis Meschede“. Petra Dahmen: „Wir dachten, das sei eine schöne Idee, um noch mal Danke zu sagen.“

Es endet eine 120-jährige Tradition.
Es endet eine 120-jährige Tradition. © WP | Ute Tolksdorf

Verkauf und Trödel im Mescheder Café Frings

Bis Freitag, 23. Dezember, öffnet jetzt nur noch der Verkauf für Pralinen, Gebäck, Plätzchen, Tees und Geschenkartikel - „solange der Vorrat reicht.“ Am Donnerstag und Freitag, 16. und 17. Dezember, findet oben im Café von 9 bis 17 Uhr ein Flohmarkt unter 2G-Bedingungen statt: Porzellan, Gläser, Tortenringe, Ausstecher und Dekoartikel - alles darf raus. „Es gab natürlich in den letzten Tagen immer mal Kunden, die gern das ein oder andere Erinnerungsstück mitgenommen hätten. „Aber die haben wir alle auf den Donnerstag vertröstet, da wollten wir gern gerecht sein“, sagt Petra Dahmen. Was dann noch übrig bleibt, das wollen sie dem Ahr-Fluthelfer Rainer Neugebauer anbieten oder Karl-Heinz Schustereit vom DRK. „Es hätte mir lange weh getan, wenn es auf den Container gegangen wäre. Aber auch damit käme ich jetzt klar.“

Schon die Großeltern waren Bäcker

Für die Familie Frings endet damit eine 120-jährige Ära. Schon die Großeltern waren Bäcker- und Konditoren, die Eltern hatten ein Café in der Ruhrstraße. Dort waren die Töchter Elisabeth, Petra und Brigitte genauso in der Bäckerei groß geworden, wie später Max Dahmen. „Der hat schon im Kinderwagen in unserer Brasserie im Rebell gestanden“, erinnert sich seine Mutter schmunzelnd. Später stand er im Verkauf und bediente. Heute hilft der 22-Jährige beim Ausräumen. Der Garten- und Landschaftsbauer hat sich dafür extra Urlaub genommen und sogar die Meisterschule verschoben, um dabei zu sein.

Beide Frauen arbeiten gern

Mit dem Ende des Cafés endet keinesfalls die Berufstätigkeit der beiden Frauen. „Wir haben beide immer gern gearbeitet“, betonen sie. Elisabeth Frings hat schon eine Teilzeit-Anstellung als Bäckereifachverkäuferin in einer heimischen Bäckerei. Petra Dahmen hat sich noch nicht entschieden. „Angebote gibt es“, sagt sie und lacht. Auch die meisten Mitarbeiterinnen - am längsten dabei ist Marietta Stöber - haben Anschluss-Anstellungen gefunden.

Die Schwestern freuen sich auf mehr Zeit für Freunde und Familie. „Da musste man ja früher immer absagen, wenn die Freunde am Wochenende etwas unternehmen wollten“, bedauert Elisabeth Frings. Wie es jetzt weitergeht mit dem Ladenlokal? „Wir wissen noch nichts“, sagen sie. Nur, dass es weitergeht. „Wir wünschen unseren Nachfolgern alles Gute und viel Erfolg. Die Zeiten werden ja nicht einfacher.“

>>>HINTERGRUND

Petra Dahmen (56) und Elisabeth Frings (62) stammen aus einer Bäcker- und Konditorenfamilie.

Elisabeth Frings ist Diplom-Ingenieurin für Lebensmitteltechnologie und Petra Dahmen Bäckereifachverkäferin und Bäckerin.

Schon ihr Großvater war Bäcker- und Konditor in Mönchengladbach.

1957 eröffneten die Eltern, Ruth und Heinz Frings, in der Ruhrstraße 16 eine Bäckerei und Konditorei. 1990 gingen sie in Rente.

1991 machten sich die Schwestern im eigenen Geschäft mit der Brasserie Frings im Rebell selbstständig.

2001 erfolgte der Umzug in die Ruhrstraße, ins ehemalige Café Vogt.