Menden. Der neunte Jahrgang der Gesamtschule Menden begleitete die Verlegung an der Hauptstraße im November 2024. Nun ermittelt der Staatsschutz.

Mitten in der Fußgängerzone haben Unbekannte einen Stolperstein aus dem Boden gerissen, der an die Jüdin Johanna Keijzer (geb. 1881) erinnert. Die Gedenksteine für sie und ihren Mann Benjamin (geb. 1881) waren erst im Dezember von Stolperstein-Initiator Gunter Demnig vor der Parfümerie Pieper an der Hauptstraße 52 verlegt worden. Der neunte Jahrgang der Gesamtschule Menden hatte die Veranstaltung unter der Leitung von Katrin Kemper begleitet. Nun ist der Stein von Johanna Keijzer weg, der von Benjamin liegt noch.

„Wir haben Strafanzeige erstattet und der Staatsschutz hat Ermittlungen aufgenommen.“

Dr. Roland Schröder
Bürgermeister

Bürgermeister Dr. Roland Schröder und Kulturbüroleiterin Jutta Törnig-Struck reagierten mit Entsetzen. „Wir haben Strafanzeige erstattet und der Staatschutz hat Ermittlungen aufgenommen“, erklärt Schröder. Der Staatsschutz ermittelt, wenn es sich um eine politisch motivierte Straftat handelt. Das könnte in diesem Fall so sein, denn der Wert des Messingsteins ist vergleichsweise gering. Die Lücke im Pflaster wurde vom Mendener Baubetrieb vorübergehend mit einem Kopfsteinpflaster-Würfel aufgefüllt, doch so soll es nicht bleiben. Die Stadt wird Gunter Demnig bitten, einen neuen Stolperstein zu erstellen.

„Das ist ein Zeichen des Antisemitismus – und dafür gibt es in Menden keinen Platz. Ich kann denjenigen, die das getan haben, nur sagen: Es ist eine unmenschliche Tat, das Gedenken an die ermordeten Juden unserer Stadt Menden zu schänden. Das ist unverzeihlich.“

Dr. Roland Schröder
Bürgermeister

Der entwendete Stolperstein erinnert an Johanna Keijzer, die zusammen mit ihrem Ehemann Benjamin an der Hauptstraße 52 oberhalb ihres Schuhgeschäftes lebte. 1936 suchte die Familie Schutz in den Niederlanden. Von dort wurden die Keijzers am 19. Mai 1944 nach Auschwitz deportiert und ermordet. An die Familie Keijzer erinnert auch ein Grab auf dem jüdischen Friedhof. Bürgermeister Dr. Roland Schröder verurteilt diese Tat aufs Schärfste: „Es macht mich fassungslos, dass jemand in Menden einen Stolperstein ausgegraben und entwendet hat. Das ist ein Zeichen des Antisemitismus – und dafür gibt es in Menden keinen Platz. Ich kann denjenigen, die das getan haben, nur sagen: Es ist eine unmenschliche Tat, das Gedenken an die ermordeten Juden unserer Stadt Menden zu schänden. Das ist unverzeihlich.“

Stolperstein Johanna Keijzer entwendet
Der Mendener Baubetrieb hat die Lücke im Pflaster vor der Parfümerie Pieper provisorisch gefüllt. © Stadt Menden | Vanessa Wittenburg

Die Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Sie erinnern an ihrem einstigen Wohnort an das Schicksal der Menschen, die in der NS-Zeit verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Europaweit gibt es bereits 50.000 Stolpersteine, in Menden sind es 15. Zuletzt hatte es in anderen Städten bereits vergleichbare Taten gegeben. In Lünen im Kreis Unna wurden Anfang Februar gleich drei Stolpersteine gestohlen, in Krefeld waren es im November 2024 sogar sieben.

Sachdienliche Hinweise von Zeugen der Tat nimmt die Polizei in Menden unter Tel. (02373) 9099-0 entgegen.