Menden. SPD-Bundespolitikerin Katrin Budde aus Magdeburg zu Gast beim Stadtmarketing: Sicherheit muss zentrales Element für die Kommunen sein.

Ungeahnte Unterstützung aus der Bundeshauptstadt Berlin erhalten Ordnungsamt und Feuerwehr in Menden in ihrem Anliegen, den Schutz der Mendener Innenstadt vor Angriffen mit Fahrzeugen durch die Anschaffung mobiler Terrorsperren sicherzustellen.

Amok- und Terrorschutz als Bestandteil der Städtebauförderung

Die Vorsitzende des Kulturausschusses des Deutschen Bundestages, Katrin Budde (SPD) aus Magdeburg, erklärte jetzt bei ihrem Wahlkampfbesuch in Menden, dass der Amok- und Terrorschutz von Veranstaltungen aller Art zum festen Bestandteil der Städtebauförderung werden sollte. Damit könnten Kommunen wie Menden auch für die jetzt geplante Anschaffung von Schutzgerät Zuschüsse erhalten.

Hersteller von Zufahrtssperren: Nachfrage stark angewachsen

Dass die Nachfrage seit Magdeburg überall nochmals gewachsen ist, erklärt Sascha Feldenz, Sprecher des deutschen Herstellers Volkmann Strassen- und Verkehrstechnik aus Montabaur, auf Anfrage der WP: „Wir können bestätigen, dass wir zurzeit eine deutlich höhere Zahl von Anfragen für Zufahrtssperren bekommen.“

Abgeordnete Katrin Budde stammt aus Magdeburg

Die erfahrene Bundespolitikerin Katrin Budde, die selbst am 26. Februar nicht nochmals zur Wahl steht, ist zur Unterstützung der heimischen SPD-Kandidatin Bettina Lugk nach Menden gekommen und hier zu Gast beim Stadtmarketing. Von dessen Leiterin Melanie Kersting nach dem Schutzproblem gefragt, zeigt sich die Magdeburgerin sehr engagiert: „Sie können sich vorstellen, wie einem zumute ist, wenn in der eigenen Heimatstadt so etwas Schreckliches passiert wie am 20. Dezember.“

Katrin Budde in Menden
Katrin Budde, Vorsitzende des Kulturausschusses des Deutschen Bundestages, ist mit der SPD-Abgeordneten Bettina Lugk (rechts) im Wahlkreis auf Tour. Beim Stadtmarketing Menden hört sie der Leiterin Melanie Kersting (links) zu. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

An diesem Tag rast ein Angreifer mit seinem SUV durch einen Rettungsweg auf das Veranstaltungsgelände des Magdeburger Weihnachtsmarktes. Mit dem schweren Wagen fährt er in die Menschenmenge und tötet damit sechs Besucher und verletzt etwa 300, viele davon schwer.

Auch mit versenkbaren Pollern wie diesen können Zufahrten in die Innenstadt für Laster oder Autos  wirksam verschlossen werden.
Auch mit versenkbaren Pollern wie diesen können Zufahrten in die Innenstadt für Laster oder Autos wirksam verschlossen werden. © Volkmann Strassen- und Verkehrstechnik GmbH | Alexander Pelletier

Stadt Menden will schwachen Schutz des Rathausplatzes verstärken

Dieser neuerliche schreckliche Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt war auch in Menden der Anlass für Überlegungen seitens des Ordnungsamtes und der Feuerwehr, den zuletzt nach dem „Mendener Winter“ kritisierten, schwachen Schutz des Alten Rathausplatzes durch allzu leicht herausnehmbare Metallstäbe wirksam zu verstärken. Wie berichtet, sollen jetzt zum einen versenkbare Poller an drei Innenstadt-Eingängen eingebaut werden. Kombinieren will die Stadtverwaltung diese Schutzbarriere mit fünf mobilen Abwehrsperren.

Neue Terrorsperren lassen keinen rein, aber alle raus

Diese Geräte sind nach Herstellerangaben leicht und rasch aufzustellen. Sie lassen auch kein Fahrzeug hinein, dafür können aber Menschen, auch mit Rollstühlen, Geh- oder Kinderwagen, nahezu ungehindert aus der Gefahrenzone heraus. Gerade darin liegt laut der Mendener Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt ein Schwachpunkt der bisherigen Sicherung durch quergestellte Lkw.

Aufgestellte Wasserbehälter müssen Lücken lassen

Mit den bisher ebenfalls genutzten großen Wasserbehältern müssten die Sperren als Schikanen aufgebaut sein – also so, dass Rettungs- oder Feuerwehrfahrzeuge sie immer noch passieren können. Durch solch eine Gasse soll aber auch der Todesfahrer von Magdeburg auf das Gelände des Weihnachtsmarktes gelangt sein.

Stadtmarketing: „Mental ein Riesendruck“

Melanie Kersting, mit dem Stadtmarketing selbst Veranstalterin in Menden, macht im Gespräch mit den beiden SPD-Bundespolitikerinnen deutlich, wo sie der Schuh drückt. „Da ist zum einen der immer noch fehlende rechtliche Rahmen. Zum anderen hatte ich gerade nach Magdeburg mental einen Riesendruck, als wir Anfang Januar hier in Menden den Hollandmarkt veranstaltet haben.“ Sie unterstütze das aktuelle Anliegen von Ordnungsamt und Feuerwehr „zu hundert Prozent“. Dennoch blieben immer Lücken, weil man eine ganze Innenstadt nie komplett abriegeln könne: „Mehr kann man immer machen.“ Bettina Lugk zeigt hier Verständnis: „Wir wollen ja belebte Innenstädte und keine Absagen.“

Innenstadt-Programme um das Element der Sicherheit ergänzen

Katrin Budde erklärt, dass der Kulturbereich selbst da nicht viel ausrichten könne, auch wenn es hier selbstverständlich auch um Veranstaltungen wie Konzerte gehe. „Aber es gab in den letzten Jahren mehrere Förderprogramme zur Umgestaltung von Innenstädten. Die müsste man um das Element der Sicherheit ergänzen.“

Nach Anschlag am Breitscheidplatz: Poller auch für Berlin zu teuer

Diese Unterstützung halte sie für notwendig: Auch in Berlin sei nach dem tödlichen Lkw-Anschlag auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz der flächige Einbau von versenkbaren Pollern überlegt worden. Doch das habe sich für die Stadt als „wahnsinnig teuer“ herausgestellt und sei deshalb auch wieder verworfen worden.