Menden. Null, Zehn und Hundert. Mit diesen drei Zahlen ist die MKG-Damensitzung genau beschrieben: Von Null auf Hundert in knapp zehn Sekunden.

Kaum „enterten“ die Damen bei der MKG-Damensitzung die Hubertushalle im Lahrfeld, schlug die Stimmung bereits hohe Wellen. Denn um in Feierlaune zu kommen, benötigten die Besucherinnen nicht viel Zeit: Plätze gesucht, Getränk bestellt und schon stieg die Temperatur an. „Als wir am Tag zuvor aufgebaut haben, war hier ein Eiskeller, jetzt stehen uns beim Bedienen die Schweißperlen auf der Stirn“, gestehen die (männlichen) Kellner schmunzelnd angesichts der plötzlich herrschenden hohen Gradzahlen. Merklich wärmer wurde es bereits, bevor der erste Programmpunkt startete, die Frauen verstehen es zu feiern. Es ist quasi eine Bewegung: Reinkommen, Stuhl suchen, Schluck trinken, schon steht der Pegel auf gute Laune.

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Pünktlich eröffnete die Band „Top Spin“, schon fast in den Jahren zur MKG-Hausband geworden, mit ihren Hits aus der Kölner Karnevalsmetropole den Abend. Dann übernahmen die Moderatorinnen Nicki und Joana Börsken, bestens bekannt in der Mendener fünften Jahreszeit, denn Vater Frank und Mutter Lina sind bereits kornblumenblaue Urgesteine, führen durch das Programm. Die beiden Schwestern kennen sich aus in der heimischen Narretei, tanzten selbst in den Garden, sind auch heute noch als Trainerinnen aktiv. So fanden sie gleich die richtigen Worte, um das Fanfaren-Corps Kolping Lendringsen auf die Bühne zu bitten. Die bekannten Musiker schürten sofort noch ein bisschen das Feuer im Saal, heizten mit den „Fahrenden Musikanten“ die Gradzahl weiter an. Gut, war also bereits Schunkel-Level 2 erreicht, erste „Feierbiester“ erklommen die Stühle.

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Menden hat gleich zwei Solomariechen

Andere Karnevalshochburgen sind stolz auf die Auftritte ihrer Solomariechen. Da kann Menden mal so richtig prunken, denn bei der MKG heißt Solo nicht Solo, sondern hier gab es gleich zwei der traditionellen „Gallionsfiguren“. Kathi und Laura treten im Duett auf und zeigten, wie perfekte Tänze gelingen, nicht zu erkennen, wieviel harte Arbeit und Vorbereitung dahinter steht.

MKG-Damensitzung
Ob in Gruppen oder als Paar oder Solo: Kostümiert waren alle Besucherinnen. © WP Menden | Peter Benedickt

Dann wurd‘s lustig, denn Mr. Feinripp, schon bekannt von einem Auftritt einige Jahre vorher, traf genau den Nerv der Anwesenden: Es ging um Herrenunterwäsche, er outete sich als Vertreter dieser Bekleidung. Er sei sicherlich der erotischste Auftritt bei dieser Veranstaltung, setzte er voraus und zeigte sich ganz sexy mit Bäuchlein im roten Einteiler. Er hatte allerdings nicht nur kluge Sprüche im Repertoire, sondern glänzte zudem mit Gesangseinlagen, die Gäste jubelten. Denn was sollte schon bei „Rot, rot, rot sind die Rosen“ schiefgehen? Den Refrain kann jede, das Thermometer zeigte inzwischen 28 Grad, vor der Halle herrschte das Minus - die Differenz war schon beachtlich.

„Als wir am Tag zuvor aufgebaut haben, war hier ein Eiskeller, jetzt stehen uns beim Bedienen die Schweißperlen auf der Stirn.“

Die MKG-Kellner

Und auch der nächste Programmpunkt hatte mit Hitze zu tun: Die „Turmgeister“ hatten die Wechseljahre als Thema, ein Bereich, der so heiß sei, dass er einen eigenen Wetterbericht benötigte. Fast 500 Närrinnen jubelten begeistert, die rund 40 MKG-Männer konnten kaum schnell genug die georderten Getränke, zur Abkühlung benötigt, herbeischleppen.

Kraftstrotzende Kerle mit viel Luft in den Lungen

Wer jetzt mal an den Tischen kurz abgelenkt war, sei es durch ein Gespräch mit der Nachbarin oder durch die Bestellung des „flüssigen“ Nachschubs, wurde auf einmal ganz hellhörig, denn Nicki und Joana kündigten die „Energiebündel“ aus Gelsenkirchen an, eine Männertanzgruppe. Das war doch mal ein Hingucker, kraftstrotzende Kerle, die am Ende sogar noch Luft für zwei Zugaben in den muskulösen Körpern hatten. Jetzt war Level drei erreicht, niemand saß mehr, alles stand, alles gab mit lauten Stimmen dem Auftritt den passenden Rahmen. Die Quecksilbersäule erreichte nun die 30 Grad, einige Mädels kühlten sich am Pommesstand vor der Halle ein bisschen ab.

MKG-Damensitzung
Natürlich traten auch Thomas Hagemann und der Senatorenchor auf der Damensitzung auf. © WP Menden | Peter Benedickt

Im Saal allerdings wurde es nicht kühler, denn nun standen die „Krähenfelder“, ein Gesangsduo, auf dem Programm. „Wir treten nach einer längeren Pause erst wieder seit letztem Jahr auf, aber wenn wir sehen, was wir hier im Saal bewegen, wissen wir auch, warum uns dieser Job so viel Spaß macht“, waren Andreas Jörissen und Sven Eltgen begeistert von dem Treiben vor der Bühne. Sie hatten ihr Publikum so im Griff, so dass es nur eine Frage der Zeit war, bis die erste Polonäse durch die Bankreihen schwappte. Tatsächlich, kaum sind fünf Minuten vergangen, gab es gleich zwei lange Schlangen, die in Konkurrenz zueinander traten. Und natürlich ging es hinauf auf die Bühne, so dass es dort recht eng wurde. Bewegung erzeugt Wärme, davon zeugte die weiter ansteigende Temperatur, selbst im ruhigen Stehen wird geschwitzt.

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Der Gardetanz der Turmgarde sorgte für den nächsten Höhepunkt, hier durfte die Zugabe ebenfalls nicht fehlen, frenetisch beklatscht von den völlig losgelösten Gästen. Und wer dachte, auf der Karnevalsskala wäre nun doch mal die Spitze erreicht, hatte vergessen, dass diese Maßeinheit nach oben offen ist. Denn nun wurde Leadsänger und „Rampensau“ Thomas Hagemann mit seinem Senatorenchor angekündigt. Diese Formation glänzt mit Liedern, die sich immer um Menden drehen, ein Grund, dass sich erste Besucherinnen vor der Bühne drängelten. Bei „Mein Schatz kommt nur aus Menden“ war der Sänger trotz Mikrofon kaum zu verstehen, denn aus 500 Kehlen wurde textsicher mitgesungen. Nun war klar, Level vier wurde übersprungen, die Fünf stand im Raum, warm war es wie am Mittelmeer im Hochsommer.

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Nach dem Senatorenchor die Pömpelgarde

Gab es da noch Steigerungspotenzial? Tatsächlich, die „Pömpelgarde“ kommt doch noch. Da war sie schon, gleich mal eine Hebefigur, ein bisschen die Muskeln spielen lassen, schon kreischten die Groupies. Oder waren es die Ehefrauen beziehungsweise die Freundinnen? Egal, inzwischen waberte die Luft wie in der Wüste. Doch dort oben auf der Bühne, das war keine Fata Morgana, dort gaben die Mitglieder des Männerballetts alles, belohnt mit vehementem Applaus. Nach den Liedern der „Flöckchen“ unterhielt noch „Top Spin“ bis in die späte Nacht.

MKG-Damensitzung
Die Stimmung im Saal: Überragend. © WP Menden | Peter Benedickt

Wieder zeigte die MKG-Damensitzung, dass trotz hoher Feiertemperatur keine Hitzeschäden entstanden, denn Frauen verstehen einfach zu feiern. Was allerdings auffällig war, dass 2025 beim Einstieg in die heiße Karnevalszeit keine Hinweise auf Kostümtrends gegeben wurden. Sonst zeigte sich immer eine grundsätzliche Richtung, diesmal war es bunt, auffällig, aber quer durch die Bank. Zebras waren zu sehen, bunte Lichter blinkten, Taucher, die Mafia, Prinzessinnen, aber das früher so beliebte Einhorn war kaum bis gar nicht zu erkennen. Ebenso wenig wie die Minions.