Menden. Mit sieben Metern sind zwei Dattelpalmen zu hoch fürs Palmenhaus. Jetzt droht ihnen draußen der Kältetod. Erste Vorschläge gehen ein.

Die Palmen gehören zur Stadt Menden wie die Paradiesäpfel zur Pfingstkirmes. Doch jetzt könnte es sein, dass die Verwaltung zwei zu groß gewachsene Exoten buchstäblich erfrieren lassen muss.

Immer willkommen: In jedem Frühjahr kehren die Palmen aus dem Winterquartier vors Alte Rathaus zurück. Alle Mendenerinnen und Mendener jüngeren Datums kennen ihre Stadt gar nicht mehr ohne die Exoten.
Immer willkommen: In jedem Frühjahr kehren die Palmen aus dem Winterquartier vors Alte Rathaus zurück. Alle Mendenerinnen und Mendener jüngeren Datums kennen ihre Stadt gar nicht mehr ohne die Exoten. © WP

Palmen gehören seit Jahrzehnten zu Menden: Jetzt eine „kuriose Mitteilung“

Seit Jahrzehnten schmückt sich die Hönnestadt an ihren exponiertesten Stellen mit den exotischen Pflanzen der Gattung Phoenix Canariensis, der kanarischen Dattelpalme. In jedem Frühjahr werden sie in die Stadt geholt und zieren dann bis in den Spätherbst hinein den Alten Rathausplatz, das Blumendreieck oder den Kreisel in Lendringsen. Doch jetzt gibt es ein im wahrsten Wortsinn wachsendes Problem, und das umschreibt Baudezernent Jörg Müller in der jüngsten Sitzung des Fachausschusses so: „Das ist jetzt eine etwas kuriose Mitteilung. Aber die ersten beiden Palmen sind jetzt so hoch geworden, dass sie zum Überwintern nicht mehr in unser Palmenhaus auf dem Limberg-Friedhof passen.“

Palmen passen nicht ins Palmenhaus
Das Palmenhaus am Limberg ist hoch, aber nicht mehr hoch genug für die größten Phoenix-Exemplare. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Die Konsequenz: Die beiden rund sieben Meter hohen Palmen müssen jetzt trotz der kommenden Winterkälte draußen bleiben: Am Limberg stehen sie neben der Friedhofskapelle. „Würden wir versuchen sie wieder ins Palmenhaus zu bugsieren, dann hätten wir hinterher nicht nur zwei Bäume weniger, sondern vermutlich auch kein Palmenhaus mehr“, schmunzelt Müller. Tatsächlich drückten die Wedel einer großen Dattelpalme im Jahre 2013 schon einmal das Glasdach ihres Gewächshauses in Voßwinkel ein.

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Palmen passen nicht ins Palmenhaus
Ausrangiert: Neben der Friedhofskapelle am Limberg fristen die sieben Meter hohen Palmen nach vielen Jahren sorgsamer Pflege jetzt ein schutzloses Dasein.  © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Zu große Exemplare sollen so warm wie möglich eingepackt werden

Die beiden Mendener Palmen sollen laut Müller jetzt so warm wie möglich eingepackt werden, was bisher noch nicht geschehen ist. Doch einen strengen Winter würden die großen Pflanzen trotzdem nicht überleben. Man müsste sie an einem geschützteren, sprich wärmeren Ort unterstellen. Aber das ist der Stadt Menden schon aufgrund der Baumhöhe von stattlichen sieben Metern unmöglich.

Auch auf den Lendringser Kreisverkehr gehört seit Jahren im Sommer eine Palme.
Auch auf den Lendringser Kreisverkehr gehört seit Jahren im Sommer eine Palme. © Peter Gerber

Eingang absenken? Menden will keine Steuerverschwendung

Verworfen wird in der Ausschusssitzung jedenfalls ein Vorschlag, den Eingang zum Palmenhaus tieferzulegen, um die beiden Exemplare wieder hineinzubekommen. Dazu heißt es nur: „Dann könnten wir uns ja gleich als Steuerverschwender für die Sendung von Mario Barth bewerben!“ Zugleich würde auch ein Abtransport der beiden fast sieben Meter hohen Phoenixe zum sprichwörtlichen Riesen-Problem, da nur brückenfreie Wege gefahren werden können. Damit droht den Palmen, die bis zu 15 Meter Höhe erreichen können, ein tragisches Ende.

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Wer hat ein großes Herz für große Bäume?

Es bleibt nur noch, ganz schnell ein großes Herz für große Bäume zu finden, um die beiden Palmen noch zu retten. Wertvoll genug sind sie dafür allemal: Auf dem Auktionsportal Ebay wird eine Phoenix Canariensis mit acht Metern Höhe aktuell für 4999 Euro angeboten. Die Dattelpalme als solche, heißt es in der Annonce, sei winterhart bis minus 12 Grad. „Beste Qualität aus Spanien!“ So preist der Anbieter aus Mittenberg in der Schweiz seine Phoenixe an.

Es gab schon mehrfach Interessenten für die Mendener Palmen

Doch warum so weit in die Ferne schweifen, wenn die Bäume steh‘n so nah? In der Sitzung und im Anschluss an den Bauausschuss war die Palmen-Rettung jedenfalls das Thema des Abends. Ob man sie womöglich einem Tropenhaus anbieten könne? Oder einem Zoo? Einige Interessenten gab es immerhin schon: Die Nachbarstadt Hemer lieh sich für die Landesgartenschau 2010 etliche der imposanten Pflanzen aus Menden aus. In Bad Pyrmont säumen im Palmengarten mehrere Exemplare aus der Hönnestadt die Wege. Und WP-Leser reinhard Hertin aus Balve hat die Balver Höhle vorgeschlagen: „Dort herrscht ja normalerweise ein gleichmäßiges Klima, aber die Höhle müsste dann durch den Vorhang verschlossen werden.“

Lange Liebesbeziehung: Auch auf diesem Bild des Stadtarchivs aus den 1970er Jahren sind die Palmen auf dem Mendener Marktplatz zu sehen.
Lange Liebesbeziehung: Auch auf diesem Bild des Stadtarchivs aus den 1970er Jahren sind die Palmen auf dem Mendener Marktplatz zu sehen. © WP

Stadtgärtner Helmut Kofoth weckte einst die Mendener Liebe zur Palme

Dafür, dass die Herzen der Mendener an Palmen hängen wie sonst nur Kokosnüsse, ist der mittlerweile verstorbene Stadtgärtner Helmut Kofoth verantwortlich. Er war anno 1959 als Stadtgärtner in die Fußstapfen seines Vaters getreten und liebte die Wedelpflanzen heiß und innig. Als das bekannt wurde, schenkten einige Bürger ihrer Stadt große Palmen. In der damaligen Stadtgärtnerei am Obsthof baute Kofoth daraufhin das erste Palmenhaus.

Viele Mendener schenkten ihrer Stadt die großen Exemplare

Anfangs wurde es zum Überwintern von Lorbeerbäumen und Agaven genutzt, die zur Dekoration am Alten Rathaus und am Bahnhof standen, berichtete der Gärtnermeister 2011 im WP-Gespräch. Später seien dann die ersten geschenkten Palmen gefolgt, die einigen Mendenern für ihr Haus zu groß geworden waren. Manche der exotischen Pflanzen waren damals schon 50 Jahre alt. Fürs Blumendreieck an der Bahnhofskreuzung suchten Kofoth und seine Mitarbeiter daraus stets die schönste Palme aus, denn die Dreieckspalme war immer sein Liebling. Auf den Rathausplatz kamen die Exoten erst Jahre später.

Heute überwintern die Palmen im Palmenhaus auf dem Limberg. So lange man sie reinlässt.