Menden. Praxisgründer war sein Vater. Dr. Andreas Terstappen ist seit 35 Jahren Hausarzt in Menden. Das sagt er über die Zukunft der Praxis.
Die wohl älteste Hausarztpraxis Mendens feiert am Mittwoch, 30. Oktober, einen runden Geburtstag und wird 70 Jahre alt. Dr. Andreas Terstappen hat die Praxis vor 35 Jahren von seinem Vater Dr. Egon Terstappen übernommen. Heute sagt der Mediziner: „Ich arbeite nicht mehr, ich gehe meinem Hobby nach.“
„Dr. Google ist zwar für viele die erste Anlaufstelle, aber dann kommen sie zum Glück doch in die Praxis.“
Der Kontakt zu seinen Patientinnen und Patienten ist es, der den Allgemeinmediziner und Internist Tag für Tag antreibt. Hier habe sich im Laufe der Jahrzehnte auch wenig verändert. Er sehe sich als Lotse in der gesundheitlichen Versorgung der Patienten. Dazu gehöre auch die differentialdiagnostische Herangehensweise und die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen: „Dr. Google ist zwar für viele die erste Anlaufstelle, aber dann kommen sie zum Glück doch in die Praxis.“ Das diene auch der fachlichen Einordnung, wenn Dr. Google schnell Horror-Diagnosen auswirft. Blickt Dr. Andreas Terstappen auf die vergangenen 35 Jahre zurück, die er in der Praxis aktiv ist, habe indes die Bürokratie zugenommen: „Und natürlich hat sich durch die Digitalisierung einiges verändert.“
Seine Patientinnen und Patienten per Videosprechstunde zu „behandeln“, ist für den Mediziner undenkbar: „Das mag in Ländern wie Australien, wo die Entfernungen zum nächsten Arzt riesig sind, eine gute Alternative sein, aber nicht bei uns. Sinn macht es sicher, wenn uns zum Beispiel Pflegepersonal aus einem Altenheim Fotos von einer Wunde schickt, aber ansonsten geht nichts über den direkten Arzt-Patienten-Kontakt.“
Für Dr. Andreas Terstappen ist der Arztberuf nach wie vor sein Traumberuf. Für ihn ist es deshalb schwer nachvollziehbar, dass der Nachwuchs fehlt und dass viele Praxen schließen müssen, ohne einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin gefunden zu haben: „Viele wollen sicher die Verantwortung oder die zeitliche Belastung nicht mehr“, sagt er mit Blick auf manche jüngere Kollegen. Medizinische Versorgungszentren sieht er nicht unbedingt als gleichwertige Alternative: „Ich glaube, die Medizinischen Versorgungszentren bieten nicht das, was die hausärztliche Versorgung kann.“ Natürlich bleibe durch ein MVZ die medizinische Versorgung gewährleistet, aber „Familien über zwei oder drei Generationen zu begleiten, das ist dann weg“.
Die Begeisterung für seinen Beruf entstand bei Dr. Andreas Terstappen schon früh. Schon als Jugendlicher habe er gewusst, dass er in die beruflichen Fußstapfen seines Vaters treten wollte. Dr. Egon Terstappen hatte die Praxis 1954 an der Hochstraße eröffnet und später an der Pastoratstraße weitergeführt, bevor die Praxisräume an die Pastor-Quade-Straße umzogen. Vor rund 35 Jahren stieg Dr. Andreas Terstappen dann in die Praxis seines Vaters an der Pastor-Quade-Straße ein. Viele Jahre arbeiteten Vater und Sohn partnerschaftlich zusammen – zunächst als Gemeinschaftspraxis, später übernahm Dr. Terstappen Senior vor allem die Hausbesuche, bis er 2004 im Alter von 83 Jahren endgültig in den Ruhestand ging. Im Januar 2008 verstarb der bei Kollegen und Patienten gleichermaßen geschätzte Hausarzt.
Dass in der Praxis bis heute alles reibungslos funktioniert, ist sicher auch dem Team geschuldet, das Dr. Andreas Terstappen unterstützt. Hierzu gehören als Fachkräfte seine Ehefrau Annette Terstappen (60) und Marion Neumann. Die 77-jährige Marion Neumann arbeitet bereits seit mittlerweile 59 Jahren in der Praxis Dr. Terstappen.
„Solange ich gesund bin, mache ich gerne noch weiter.“
Das Wohl seiner Patienten liege ihm nach wie vor sehr am Herzen, sodass Dr. Andreas Terstappen auch mit 68 Jahren nur ungern ans Aufhören denkt. Wie lange er seine Praxis noch betreiben wird, weiß er derzeit noch nicht: „Ein oder zwei Jahre bestimmt noch.“ Vielleicht auch noch zehn? Da schmunzelt Dr. Andreas Terstappen: „Das bestimmt nicht mehr. Aber solange ich gesund bin, mache ich gerne noch weiter.“