Menden. Tiere stehen unter Naturschutz. Mendenerin bereut nun, was sie getan hat. Eigentlich muss die Stadt Menden jetzt ermitteln.
Eigentlich fegt eine Seniorin aus Menden nur ihre Terrasse, als ihr Blick auf die Box mit den Sitzauflagen fällt. „Ich habe mir gedacht: Ach, die hast du ja dieses Jahr fast gar nicht gebraucht – guck mal rein“, erinnert sie sich. Gesagt, getan! Als sie den Deckel anhebt, fährt ihr ein gehöriger Schreck in die Glieder. Drinnen summt es, Wespen haben sich dort eingenistet, einige fliegen davon. Die Seniorin reagiert instinktiv: Sie schließt den Deckel wieder, holt Insektenvernichtungsspray und sprüht die totbringende Substanz in die Box. „Alle sind tot“, sagt sie – das Vernichtungsspray hat also funktioniert.
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Mit etwas Abstand kommen ihr aber Zweifel und ein schlechtes Gewissen. „Die Wespen stehen sicher unter Naturschutz und ich hätte das nicht machen dürfen“, mutmaßt sie. Genau das ist auch der Grund, warum sie lieber nicht namentlich genannt werden will. Vielmehr beschäftigt sie die Frage, wie sie richtig reagiert hätte.
„Es handelt sich um Wespen. Und die stehen auch unter Naturschutz. Auf keinen Fall hätte sie das Spray benutzen dürfen.“
Antworten liefert ein Mann, der in Menden unbestritten als einer der größten Experten im Bereich Umwelt- und Naturschutz gilt. Ulrich Hering, Leiter des Naturschutzzentrums Arche Noah, bestätigt, was die Seniorin vermutet hat: „Ja, es handelt sich um Wespen. Und die stehen auch unter Naturschutz. Auf keinen Fall hätte sie das Spray benutzen dürfen.“ Dass die Mendenerin die Insekten getötet habe, sei falsch. „Würde die Behörde den Namen erfahren, müsste sie ermitteln“, sagt er. Die Stadt Menden wäre dann also am Zug.
Lösung wäre verblüffend einfach gewesen
Wie aber hätte die Seniorin richtig reagiert? Die Antwort von Ulrich Hering verblüfft: „Sie hätte den Deckel einfach nur wieder zu machen können. Die Wespen sterben ohnehin bald und es bleibt auch keine Königin übrig.“ Trifft man früher im Jahr unverhofft auf ein solches Nest, kann man sich an den Märkischen Kreis wenden, der dann entsprechende Kontakte vermittelt. Auch im Naturschutzzentrum Arche Noah melden sich Betroffene, wenn sie Nester entdecken. In den meisten Fällen, betont Hering, gehe von den Insekten keine Gefahr aus.
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Sinnvolle Möglichkeiten, sich vor Wespennestern zu schützen, gebe es nicht: „Die nutzen jede Nische.“ Es gebe keine Düfte, die die Tiere abwehren – selbst alternative Nistangebote an einer weniger exponierten Lage seien nicht sinnvoll. „Dann kann man schon eher etwas für die Wildbienen machen.“ Vom Sandhügel über Holzstämme bis zum Insektenhotel reichen die Möglichkeiten. Wildbienen, weiß Hering, sind auch für die Bestäubung bedeutsamer als Wespen. In diesem Jahr hätten sie viel Nektar gefunden. Dennoch sorgt sich der Fachmann um die Insekten. Es gebe immer weniger Schmetterlinge, heimische Arten würden immer öfter durch Exoten verdrängt. Die Asiatische Hornisse ist Ulrich Hering noch nicht begegnet. „Aber das wird kommen“, sagt er.
Selbst die Seniorin mit dem Wespennest in ihrer Auflagenbox hat in diesem Jahr keinen vermehrten Insektenflug festgestellt: „Es waren sogar eher noch weniger Insekten als sonst“, sagt sie. Verblüfft ist die Mendenerin, dass die Auflgen selbst völlig zerfressen sind. In den Polstern wurden Zellen angelegt, in die die Wespen Eier abgelegt haben. „Das kommt alles weg, inklusive der Box“, sagt sie.