Menden. Trotz der angekündigten Weggänge von Rewe und Grüter & Schimpff: Sara Schmidt sieht viel Dynamik auf den Mendener Einkaufsmeilen.

Aus der Mendener Innenstadt sind zurzeit eher schlechte Nachrichten zu hören: Mit Rewe Drath verlässt ein langjähriger Lebensmittel-Anbieter das Zentrum, um seine Standorte in Lendringsen und Iserlohn zu stärken. An der Walramstraße schließt nach der Postfiliale im Mai nun am 23. Oktober auch die Postbank. Und beim Textiler Grüter & Schimpff bei Mansfeld läuft der Ausverkauf mitten im Herzen der Stadt, wo im früheren Kessemeierhaus ein weiterer schmerzhafter großer Leerstand droht. Dennoch sagt Sara Schmidt, Geschäftsführerin der Wirtschaftförderung (WSG): „Unsere Innenstadt ist viel besser als der Ruf, den sie bei manchen unserer Bürgerinnen und Bürgern hat.“ Sie begründet das mit vier Zuzügen aus der letzten Zeit und guten Aussichten für rasche Nachfolgen an den beiden Standorten, die demnächst frei werden.

Für den Grüter-Standort im Herzen der Stadt aktuell mehrere Interessenten

„Für die heutigen Grüter-Flächen gibt es Gespräche mit mehreren Interessenten, speziell mit einem sind sie auch schon weiter gediehen“, berichtet die WSG-Chefin. Zugleich bittet sie um Verständnis: Ähnlich wie Sven Siepmann, Vermieter von Rewe und der Post an der Walramstraße, dürfe auch sie erst dann Namen verkünden, wenn die Tinte unter den Verträgen trocken ist.

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Ansiedlungs-Förderung der WSG wird nicht immer in Anspruch genommen

Sowohl die Walramstraße als auch Grüter am Neumarkt liegen im förderfähigen Bereich der Innenstadt. Bekanntlich hat sich die WSG schon mehrfach Innenstadt-Fördergelder des Landes gesichert. Wer sich in der Innenstadt ansiedelt, kann daraus mit dem jüngsten Programm zwei Jahre lang 70 Prozent der letzten Kaltmiete für bis zu 300 Quadratmeter Verkaufsfläche bezahlt bekommen. Das kann und soll eine enorme Starthilfe gerade für Gründerinnen und Gründer sein. Doch in Verhandlungen mit einigen der Interessenten spielt die Förderung keineswegs immer eine entscheidende Rolle. Dass von diesem attraktiven Angebot längst nicht alle Neuankömmlinge Gebrauch gemacht haben, nimmt auch Sara Schmidt nicht ohne Verwunderung zur Kenntnis: „Wir bieten das natürlich an, wo immer wir können. Aber es hat auch zuletzt Ansiedlungen gegeben, ohne dass die Fördergelder in Anspruch genommen wurden.“

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Handel im Wandel: Zuletzt vier junge neue Anbieter in der Innenstadt

Wer über eine ausblutende Innenstadt klagt, dem hält Sara Schmidt allein vier Neustarts aus den vergangenen Monaten entgegen. So wollen Markus und Janine Philipp im September aus der ehemaligen Parfümerie Douglas an der Hauptstraße das Shopping-Paradies „U-Nikat“ machen und damit schon zum Mendener Herbst an den Start gehen. Das spannende neue Konzept: Dieser Laden will immer wieder Überraschungen bieten. Was dort verkauft wird, entscheiden auch die Kunden mit. „Das zeigt auch, wie sich der Handel tatsächlich wandelt“, sagt Schmidt.

Isenburg Mendens Grüner Tierpark
Beatrice Isenburgs „Grüner Tiermarkt“ hat Anfang Januar eröffnet. © WSG | WSG

Neu in Menden: Concept Store, Tiermarkt, Restaurant und Tanzschule

Sehr gut laufe nach ihre Eindruck auch „Mendens grüner Tiermarkt“ an der Hochstraße, seit Januar am Start und geleitet von der 29-jährige Mendenerin Beatrice Isenburg. Hier gibt es handgemachte und regionale Produkte, ein weiterer Trend, den Schmidt hier erfüllt sieht. Wer im neuen italienischen Restaurant „El Pablito“ an der Bahnhofstraße einen Tisch bekommen will, sollte ihn frühzeitig bestellen. Auch hier hat mit Andrea Giuffrida und Vanessa Krutmann ein junges Paar die Gründung gewagt und wird dafür offensichtlich belohnt. Das passt laut Schmidt auch dazu, dass Innenstädte auch stärker als früher zu Treffpunkten mit vielen gastronomischen Angeboten werden.

Sara Schmidt

„Wir bieten das natürlich an, wo immer wir können. Aber es hat auch zuletzt Ansiedlungen gegeben, ohne dass die Fördergelder in Anspruch genommen wurden.“

Sara Schmidt
Geschäftsführerin Wirtschaftsförderung Menden

Ungewöhnlich, aber ebenso jung sei die neue Tanzschule für Kinder und Jugendliche an der Hauptstraße, betrieben seit August von Freyja Heinrich und Lina Löcken aus Menden und Fröndenberg. Sie machen mit neuem Verein Tanzangebote für Kinder und junge Leute, wo zuvor Haare geschnitten wurden.

Grüter & Schimpff schließt
Das tut der Innenstadt besonders weh: Das Modegeschäft Grüter & Schimpff bei Mansfeld im ehemaligen Kessemeierhaus schließt. Hier droht ein Leerstand im Herzen der Stadt. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Das Beispiel Grüter: Rückzug-Entscheidung nicht immer eine Standortfrage

Auch die Rückkehr von Bonita nach Menden sei noch nicht lange her, stellt Schmidt fest. „Noch einmal: Eine Dynamik wie in Menden würden sich andere Innenstädte wünschen, auch wenn Rückschläge leider dazugehören.“ Doch auch die seien keineswegs immer nur eine Standortfrage. Tatsächlich erfolgt der angekündigte Rückzug von Grüter & Schimpff nicht nur in der Filiale Menden, sondern zeitgleich auch am Hauptstandort in Hamm.