Menden. Zehn Jahre gibt es die Großtagespflege „Das Nesthäkchen“ in Lendringsen. Heike Horn und Anette Hildebrand haben das Format in Menden etabliert.

Anette Hildebrand (61) und Heike Horn (53) haben gezeigt, dass es funktioniert: Als die beiden Frauen vor zehn Jahren Mendens erste Großtagespflege für Kinder in Menden eröffnen wollten, mussten sie dafür regelrecht kämpfen. Heute gibt es in Menden elf dieser Einrichtungen, in denen jeweils zwei Tagespflegepersonen insgesamt bis zu neun Kinder betreuen. Auch, weil Anette Hildebrand und Heike Horn für ihren Traum dicke Bretter gebohrt haben. Jetzt feiern sie ihr Zehnjähriges mit den „Nesthäkchen“ und sind stolz auf das, was sie geschafft haben. Gemeinsam blicken sie auf schöne Momente, einige Veränderungen und eine spannende Zukunft.

Anette Hildebrand (61) und Heike Horn (53) betreiben eine Großtagespflege in Menden
Die Großtagespflege befindet sich in einem alten Schulgebäude. © WP | Jennifer Wirth

„Wir gewöhnen gerade das 63. Kind ein.“

Heike Horn

„Wir gewöhnen gerade das 63. Kind ein“, sagt Heike Horn und lächelt. Gemeinsam mit Anette Hildebrand betreibt sie selbstständig die Großtagespflege „Das Nesthäkchen“ in der alten Albert-Schweitzer-Schule. Auf 160 Quadratmetern kümmern sie sich wochentags um neun Kinder von null bis drei Jahren. „Das ist einfach ein wunderschöner Job. Es gibt immer wieder neue Herausforderungen, kein Tag ist wie der andere“, sagt Heike Horn und schaut ihre Schützlinge an, die gemeinsam auf dem Spielteppich spielen und quasseln. Sie ist für vier Kinder verantwortlich, Anette Hildebrand für fünf. Es gibt feste Rituale und Abläufe wie das gemeinsame Frühstück oder Mittagessen und Mittagsschlaf. Vieles machen die beiden Frauen mit „ihren“ Kindern gemeinsam und doch setzt jede Frau auch ihre eigenen Akzente in der Betreuungsarbeit. Die Kinder stehen immer im Fokus. Sie über mehrere Jahre zu begleiten und zu sehen, wie sich die Kinder entwickeln, das sei etwas ganz Besonderes. Neun Monate alt war das jüngste Kind in ihrer Betreuung. Sie mit drei Jahren schließlich ziehen zu lassen, sei nicht immer leicht – und doch notwendig.

Anette Hildebrand (61) und Heike Horn (53) betreiben eine Großtagespflege in Menden
Anette Hildebrand und Heike Horn. © WP | Jennifer Wirth

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Randzeiten bei der Betreuung nicht mehr so gefragt

„Heike und ich haben lange dafür gekämpft“, sagt Anette Hildebrand. „Das war damals neu für die Stadt. Das war aber immer unser Wunsch.“ Als schließlich alle Weichen gestellt waren, schlug die Stadt ihnen vor, in der alten Schule ihre Basis zu schaffen. „Wir sind sofort hingefahren und haben durch die Fenster geguckt“, erinnert sich Heike Horn. Sie habe sofort gespürt, dass das der richtige Ort für ihr Vorhaben ist und dass das, was die beiden Frauen aufbauen wollen, hier funktionieren wird. Die Zeit gibt ihnen Recht: Zehn Jahre später gibt es die Großtagespflegestelle immer noch. Irgendwie ist alles gleich geblieben und doch ist es anders. Der Job werde nun auch von Außenstehenden mehr wertgeschätzt, es gebe eine bessere, intensivere Ausbildung und viele Fortbildungsmöglichkeiten. Aber auch die Eltern hätten sich geändert. So hat Anette Hildebrand, die genau wie ihre Kollegin als Tagespflegeperson in den eigenen vier Wänden begonnen hatte, früher auch eine Randzeitenbetreuung angeboten bis 18 Uhr. „Heute kommen die Kinder in der Regel zwischen halb acht und halb drei“, sagt sie. Die Randzeiten seien nicht mehr so gefragt. „Ich glaube, Eltern ist bewusster, dass die Zeit mit den Kindern wichtig ist.“

„Ich glaube, Eltern ist bewusster, dass die Zeit mit den Kindern wichtig ist.“

Anette Hildebrand

Katharina Engel vom SFKM erklärt, dass die Kindertagespflege ein wichtiger Baustein in Sachen Kinderbetreuung sei. „Sie wird immer mehr gebraucht.“ Eltern von Kindern ab einem Jahr hätten einen rechtlichen Anspruch auf einen Platz und grundsätzlich das Recht sich zwischen Tagespflege und Kita zu entscheiden.

Anette Hildebrand (61) und Heike Horn (53) betreiben eine Großtagespflege in Menden
In Reisebettchen schlafen die kleinen Besucher. © WP | Jennifer Wirth

Dabei sei wichtig zu wissen, dass eine Großtagespflege keine „Mini-Kita“ sei. Jede Tagespflegeperson hat fest zugeteilte Kinder. Es gebe auch ein Vertretungsmodell und Springerkräfte bei Ausfällen, doch klar sei auch, dass eine Vertretung nicht immer zu 100 Prozent gesichert werden könne. Dafür sei die Betreuung grundlegend flexibler gestaltet. „Die Kindertagespflege ist kein Notnagel mehr, wenn man keinen Platz in der Kita bekommen hat“, sagt Engel. Familien würden sich mittlerweile bewusst dafür entscheiden.

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Stetig Weiterbildungen im Angebot

Anette Hildebrand und Heike Horn bilden sich immer weiter. Aktuell nehmen sie an einer einjährigen Weiterbildung teil, ein freiwilliges Vertiefungsangebot, das die Qualität des Angebotes noch einmal verbessern soll – und zu einer höheren Vergütung führt. Grundlegend, sagt Anette Hildebrand, habe sich auch die Bezahlung verbessert mit den Jahren, aber „mehr geht immer“. Sie findet es schade, dass viele Kitaträger gerade sparen müssen und Angebote für Kinder einschränken. Vieles werde finanziell zwar nicht abgegolten, doch an den Kindern würde sie niemals sparen. „Wir haben das Bedürfnis, dass wir und die Kinder uns wohlfühlen.“ Sie will so weitermachen wie bisher. „Es wird viel für uns gemacht.“ Und Katharina Engel ergänzt: „Wir kämpfen immer für bessere Bedingungen.“ Heike Horn möchte sich nun im Bereich Naturpädagogik weiterbilden. „Ich liebe die Natur“, sagt sie. Durch den neuen Input möchte sie neue Ideen erhalten, wie sie diese Naturliebe kindgerecht weitergeben kann an die Kleinen.

Katharina Engel vom SKFM.

„Wir kämpfen immer für bessere Bedingungen.“

Katharina Engel, SKFM

Und was wünschen sich die Beiden für die Zukunft? „Gesundheit“, sagt Heike Horn und lächelt. „Ich wünsche mir, dass ich das noch ganz lange so weitermachen kann“, sagt Anette Hildebrand. So lange, wie die Eltern ihr das nötige Vertrauen entgegenbrächten, möchte sie weitermachen. „Weil ich das einfach gerne mache.“

Gefeiert wird das zehnjährige Bestehen in den Räumlichkeiten der Großtagespflege, Böingser Weg 5, am ersten Oktober erst gemeinsam mit den Kleinen und deren Eltern, später dann mit Wegbegleitern und Unterstützern.

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