Menden. Die China-Korrespondentin gibt in Menden sehr persönliche Einblicke in das Reich der Mitte. Sie selbst wird rund um die Uhr überwacht.
Es ist ein besonderer Moment, den das Publikum im Theater Am Ziegelbrand erlebt. Lea Sahay, China-Korrespondentin der Süddeutschen Zeitung, ist nicht oft bei Lesungen zu erleben. Buchhändler Andreas Wallentin aber wollte sie unbedingt nach Menden holen, denn: „China geht uns alle etwas an.“ Im Laufe des Abends soll sich dieser Eindruck verfestigen.
„Ich habe China erst lieben gelernt und bin dann Korrespondentin geworden. Das ist anders als bei den meisten Kollegen“, erklärt Lea Sahay. Schon als Jugendliche lernte sie das Land bei einem Schüleraustausch intensiv kennen – und die chinesische Sprache. Sahay gibt sehr persönliche Einblicke in das Land, in dem ihr an einer Autoimmunkrankheit leidender Sohn wegen der Corona-Pandemie lange unbehandelt blieb. Sie und ihr Mann, der als Dokumentarfilmer tätig ist, arbeiten unter schwierigen Bedingungen, Interviews sind kaum zu bekommen. „Es ist für mich komisch, dass ich als kleine Journalistin rund um die Uhr überwacht werde. Das kostet riesige Ressourcen“, sagt Lea Sahay.
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Sie stellt ihr Buch „Das Ende des chinesischen Traums“ vor und macht deutlich, dass das chinesische Volk anders tickt als die Machthaber in Peking. Und die meisten Chinesen hätten sich diesen Traum wohl anders vorgestellt als die Kommunistische Partei – amerikanischer. Insbesondere die Landbevölkerung profitiere nicht.
„Dass Europa nicht darauf reagiert, dass China Russland im Krieg gegen die Ukraine unterstützt, ist kein gutes Signal für Taiwan.“
In der Fragerunde mit dem Publikum geht es vor allem darum, wie wahrscheinlich ein Krieg um Taiwan ist. China will das Land wieder zum Teil des Reiches werden lassen. Lea Sahay macht deutlich, dass vor allem junge Menschen in Taiwan sich nicht als Chinesen fühlen. Die Zahl derer, die keine Identifikation mit China spüre, werde von Jahr zu Jahr größer. Deswegen sei China daran interessiert, dieses Ziel schnell zu erreichen. Einen Krieg erwartet sie aktuell jedoch nicht. „Die Chinesen sind ein friedliebendes Volk. Eltern haben Angst, ihr einziges Kind im Krieg zu verlieren. Dann bricht die gesamte Versorgung der Familie zusammen“, sagt Sahay. Für Taiwan sei es allerdings „kein gutes Signal“, dass Europa nicht darauf reagiere, dass China Russland im Krieg gegen die Ukraine unterstütze.