Menden. Eigentlich sind die Kartuschen für Sahne-Aufspritzer gedacht. Immer öfter wird Lachgas mittlerweile allerdings als Party-Droge missbraucht.
Es ist ein Trend, der immer öfter in sozialen Medien zu beobachten ist: Mitunter Jugendliche, die an einem Luftballon ziehen und einen kurzen Lachanfall erleben. Doch Behörden und Drogenberatungsstellen warnen vor dem Lachgas-Konsum. Im aktuellen Bericht der Mendener Drogenberatung taucht das frei verkäufliche Mittel zwar nicht auf - an Schulen ist es dennoch ein Thema.
Mendener Drogenbericht vorgestellt
In der anonymen Drogenberatungsstelle (Drobs) der Stadt hat man die Probleme rund um den Konsum von Lachgas bereits im Auge. Wenngleich der Missbrauch der frei verkäuflichen Kartuschen, die sonst für Sahne-Aufspritzer verwendet werden, in Beratungsgesprächen noch keine zentrale Rolle spielt, „ist es aber eine Begleitsubstanz, die gerne einmal ausprobiert wird“, erklärt Thomas Zimmermann von der Drobs.
Im jährlichen Drogen-Report, der zuletzt im Sozialausschuss vorgestellt wurde, taucht Lachgas daher auch noch nicht auf. Doch an Schulen, das weiß Zimmermann aus den Kursen mit den 7. Klassen, ist das Thema Lachgas längst angekommen. Im Rahmen ihrer Aufklärungsarbeit sind Thomas Zimmermann und Kristina Sonnen regelmäßig an Mendener Schulen. Die 12- bis 14-Jährigen würden das Thema bereits „sehr oft“ kennen. Soziale Medien spielen dabei ebenso eine Rolle, wie leere Kartuschen, die hin und wieder entlang der Hönne auftauchen. Zudem machte der Deutsch-Rapper „Haftbefehl“ im Frühjahr 2023 Schlagzeilen, als er seinen Lachgas-Missbrauch nach einem Konzertabbruch und die Langzeitfolgen gestand. Die Songs des Musikers haben hunderte Millionen Aufrufe.
Die meisten Klienten der Drobs kommen wegen Cannabismissbrauchs (62) an den Westwall, dicht gefolgt von Opiaten (56). Blickt man in der Statistik auf die reinen Kontakte und Einzelgespräche, dreht sich dieses Bild hingegen. Dabei stehen Opiate (923) mit Abstand an der Spitze der Liste, vor Cannabis (585), Alkohol (436) und anderen synthetischen Drogen (209). Über 2500 Beratungsgespräche kann das Team der Drobs 2023 vorweisen, wie aus dem Drogenreport hervorgeht.
„Die Menschen sind ein bis zwei Minuten wie ausgeschaltet.“
Ein Trend zeichnet sich dabei seit Jahren ab: Während Jüngere (18 bis 35 Jahre) eher zu Cannabis greifen, sind Opiate bei Älteren „angesagt“ (35 bis 54 Jahre). Um vorzubeugen, dienen vor allem Veranstaltungen in den Schulen; über 700 Schülerinnen und Schüler hat die Drobs mit ihren Angeboten erreicht.
Drobs und Polizei warnen vor Lachgas-Gefahren
Im Frühjahr 2024 meldet die städtische Realschule zusätzlichen „Input-Bedarf“ in Sachen Lachgas, wie Thomas Zimmermann sagt. „Nicht, weil es Fälle an der Schule gab, sondern weil es ein Thema unter den Schülern ist.“ Polizeibehörden in Wuppertal und Dortmund warnen bereits offiziell vor den Folgen des Konsums. „Neben ,klassischen‘ Symptomen eines Drogenkonsums, wie einer psychischen Abhängigkeit oder Toleranzentwicklung, kann der Konsum von Lachgas Nebenwirkungen hervorrufen, darunter Benommenheit, Halluzinationen, Schwindel und Kopfschmerzen.“ Der regelmäßige Konsum könne zudem zu schweren Nervenschäden führen, erklärt die Polizei Wuppertal dazu. „Die Menschen sind ein bis zwei Minuten wie ausgeschaltet“, weiß auch Thomas Zimmermann. Gefahren, die die Mendener Drobs in der Aufklärugsarbeit mittlerweile auch vermittelt.