Menden. Die Stadt schützt ihre Schule mit Beton und Spundwänden gegen die nächste Hönneflut. Der Wiederaufbau bringt auch einen neuen Schulhof.
Jahrelang waren Bagger und Baken auf ihrem Schulhof für die Kinder und Jugendlichen des Hönne-Gymnasiums ein unschön vertrauter Anblick. Die Bauarbeiten schienen kein Ende zu nehmen, doch dafür gab es einen guten Grund: Heute ist der zur Walramstraße hin fertiggestellte Hof so hergerichtet, dass er das nächste Hönne-Hochwasser vom Schulgelände und den Gebäuden abhalten soll. Dafür, dass dieses Großprojekt ins Werk gesetzt wurde, hat der Fluss im Sommer 2021 selbst gesorgt: Am 15. Juli tritt er über die Ufer und macht aus dem Gymnasium AN der Hönne das Gymnasium IN der Hönne. Große Teile des Schulhofes werden überschwemmt, der Bereich vor der Turnhalle großflächig unterspült, in den Gebäuden trifft es unter anderem die komplette Elektrik. Das Rathaus stoppt daraufhin die bereits fast fertige Schulhof-Planung. Denn jetzt steht für die Bau-Experten der Stadtverwaltung die Hochwassersicherheit der Schule im Mittelpunkt.
Hochwasser spült erste Planung weg: Wie schützt man eine Schule?
Dafür nutzen sie das nach der großen Flut aufgelegte Förderprogramm des Landes zum Wiederaufbau. „Als erstes haben wir gemeinsam mit dem Märkischen Kreis ein spezialisiertes Hydraulik-Büro beauftragt“, berichtet Martin Niehage, Betriebsleiter des Immobilienservices Menden. Für den ISM stellt das Büro die Berechnungen zu der Frage an, wo und wie die Fluten bei einem hundertjährigen Hochwasser auf das Gelände gelangen könnten – und wie die Abwehrmaßnahmen aussehen müssten.
Das Ergebnis ist heute zu sehen, da auch der Schulhof bis auf einen Streifen entlang der Hönne im Bereich des Lehrerparkplatzes fix und fertiggestellt ist: Wo Schwachpunkte wie die Fenster nicht einfach hochgesetzt werden konnten wie an der Sporthalle, da sind sie heute wasserdicht. Spundwände und Betonmauern schützen das Gebäude zur Walramstraße hin und sollen auf der Hönneseite ebenfalls eingebaut werden. Noch fertigzustellen ist auch der Schutz für das Trafohäuschen an der Walramstraße.
Selbstaufrichtende Spundwände als Schutz zu teuer und zu anfällig
Für den Bereich entlang der Hönne haben sie gar überlegt, selbstaufrichtende Spundwände einzubauen, die durch das Gewicht des Wassers ausgelöst werden. „Das wäre aber deutlich teurer gewesen als die Vorrichtungen für die Dammbalken, die bei Gefahr im Bereich zwischen der Mensa und der Hönne von Hand eingesetzt werden können“, sagt Niehage. „Das automatische System ist außerdem so wartungsintensiv und störanfällig, dass es in anderen Städten wieder abgebaut wird.“
Nach Hochwasser-Katastrophe 2021: Eine Million Euro für Wiederaufbau verbaut
Also soll es auch auf der Hönneseite schon bald so aussehen wie zur Walramstraße hin, wo sich eine gut versteckte Betonmauer mit Schultoren abwechseln, in die Spundwände eingesetzt werden können – in Handarbeit. Auch von der überschwemmten Straße aus schoss das Wasser in der Hochwassernacht von 2021 auf den Hof und in die Gebäude hinein. Ab einem 50-jährigen Hochwasser (HQ 50) könne das passieren, errechnete das Hydraulikbüro. Der Schutz der Schule ist indes auf ein HQ 100 ausgelegt. Eine Flut also, wie sie an der Hönne nur ein Mal in hundert Jahren auftreten sollte. Ähnliche Vorkehrungen wie an der Schule hat die Stadtverwaltung auch an den Gebäuden der VHS und der Musikschule an der Unteren Promenade vorgenommen. Alles in allem, schätzt Niehage, dürfte allein der Hochwasserschutz für diese beiden sensibelsten und zuletzt am schlimmsten betroffenen Gebäudekomplexe der Stadt etwa eine Million Euro gekostet haben.
Schulhof nicht nur geschützt, sondern attraktiv hergerichtet
Doch der Hochwasserschutz ist beileibe nicht alles, was rund um das Hönne-Gymnasium seit 2022 passiert ist. Da ist als erster Bauabschnitt der mittlerweile fertige Erweiterungsbau aufzuführen, der ebenfalls über einen attraktiven eigenen Schulhof mit vielen Spielmöglichkeiten verfügt und über den von Spielgeräten gesäumten Weg entlang der Hönne mit dem alten Schulkomplex verbunden ist.
Neue Bäume und viele Bänke sollen zum Verweilen einladen
Der Schulhof, zuvor trist und grau, ist vom Mendener Schulhofplaner Thomas Schepp in Absprache mit Hönne-Rektor Ulrich Cormann neu hergerichtet worden. Helles Pflaster, vier neue, in Kopfsteinpflaster eingefasste Linden und Sitzgelegenheiten überall: Gerade letztere hatte sich Rektor Uli Cormann für mehr Aufenthaltsqualität dringend gewünscht. Ein Wunsch, den Schepp und sein Team mehr als erfüllt haben. Sie nutzten dabei dasselbe Mobiliar, das auch am „Grünen Weg entlang der Hönne“ zu finden ist. Ein toller Blickfang ist der wohl längste Tisch von Menden, der jetzt wie eine gestreckte Bierzeltgarnitur auf dem Schulhof steht. Bei der Errichtung hat Schepp indes auch an Kinder mit Handicaps gedacht, die superlangen Bänke sind an einer Stelle unterbrochen: „Damit auch Rollstuhlfahrer ganz nah an den Tisch gelangen können.“
Geld aus Landesprogramm gegen Hitze-Inseln zur Gestaltung eingesetzt
Eingesetzt hat die Stadt für all das Gelder aus einem Landesprogramm zur Klimaresilienz, wobei Resilienz für Widerstandsfähigkeit steht – gegen Hitze. So strahlt nicht nur der helle Bodenbelag die Sonnenstrahlen ab, hier sorgen auch die neuen Linden und ein gepflegter Altbaumbestand für Schatten. Und in die beiden großen Hochbeete auf dem Platz vor der Sporthalle wird bald der Schulgarten gepflanzt.
Flutschutz zur Hönne und Aussichtsplattform fehlen noch
Auf ein Highlight müssen die Schülerinnen und Schüler ebenfalls nicht mehr lange warten: „Im Zuge des dritten und letzten Bauabschnitts an der Hönne wird der Fluss durch eine Aussichtsplattform wieder erlebbar gemacht“, sagt Schepp. Die Plattform soll genau dort hin, wo heute noch – ausgerechnet schräg gegenüber dem Eingang zur Mensa – ein unappetitlicher Mülltonnen-Stellplatz die Aussicht verschandelt.
+++ Langzeit-Daten zeigen: Auch in Menden wird es immer heißer +++
Im Frühsommer 2025, schätzen Niehage und Schepp, wird das Gymnasium an der Hönne komplett fertig sein. Mit einem einzigartigen Hochwasserschutz – und der längsten Theke von Menden.