Fröndenberg. Drei Bürgermeister waren schon bei der Erschließung des Schürenfelds in Fröndenberg im Amt - Eine Petition macht nun mobil gegen das Gewerbegebiet.
Um auch in Zukunft Einnahmen für die Stadtkasse Fröndenbergs zu generieren, entstand vielen Jahren der Gedanke, ein Gewerbegebiet auf dem Gelände „Schürenfeld“ zu planen. Keine Fahrt durch das enge Stadtgebiet mehr für schwere Lkws, der Autobahnanschluss in der Nähe, die Idee schien charmant. Doch inzwischen ist daraus eine ewige Geschichte geworden.
Jetzt schien sich ein Ende abzuzeichnen: Nach unendlichen Diskussionen stimmte der Stadtrat trotz erbittertem Widerstand letztendlich für das Gewerbegebiet „Schürenfeld“. Doch dieser Beschluss rief wieder die Kritiker auf den Plan, eine Online-Petition soll doch noch das mit über 17 Millionen Euro veranschlagte Projekt zum Kippen bringen.
Mit 900 Punkte kreisweit jetzt an Platz zwei
Dabei spricht Initiatorin Julia Gungl direkt die Ratsmitglieder und Bürgermeisterin Sabina Müller an und erklärt, dass die unterzeichnenden Bürgerinnen und Bürger entschieden „gegen die geplante Versiegelung einer fruchtbaren Ackerfläche von 12 Hektar durch ein sinnloses Gewerbegebiet sind“. Zudem bedeute dieses Vorhaben eine massive Steuerverschwendung, negative Auswirkungen für die Anwohner und die Umwelt. Sie habe recherchiert und Auswirkungen für die Stadt und die Wirtschaft festgestellt, die nur Nachteile mit sich bringen: Hinein würden erhebliche finanzielle Mittel gesteckt, der Ertrag sei mehr als überschaubar. Dabei könnte Fröndenberg jeden Euro gebrauchen, wie die Erhöhung der Grundsteuer B Ende 2023, um den Haushalt zu stabilisieren, deutlich zeigt. Mit rund 900 Punkten wird nun kreisweit der zweite Platz belegt, bisher rangierte die Stadt im guten Mittelfeld.
In einem „Aktivitätscheck 2023 Schürenfeld“ hat Gungl Fakten, Kennzahlen und Aspekte zusammengetragen. Ziele (Flächenportfolio ausbauen und aufwerten - Sicherung der ansässigen Unternehmen und Neugründungen) wurden festgelegt, Gründe (Bedarf decken – Arbeitsplätze schaffen – Steuereinnahmen generieren) erläutert
Es werden Zahlen gegenübergestellt: Den Kosten von 17 Millionen Euro stehen zu erwartende Einnahmen von rund 8,4 Millionen Euro gegenüber, ein krasses Missverhältnis für die Fröndenbergerin. Schlussfolgerung der Gegner: „Auch um das verlustreiche Gewerbegebiet zu bezahlen, hat die Stadt Fröndenberg für 2024 die Erhöhung der Grundsteuer beschlossen – das belastet uns alle. Ohne die immensen Verluste durch das Schürenfeld wäre diese Erhöhung vielleicht unnötig.“
Lichtverschmutzung ist schädlich für Mensch und Tier
Doch die Warnungen gehen über den finanziellen Bereich weit hinaus: Es seien demnach Schäden für die Gesundheit zu erwarten. Die Anwohner an der B233 seien bereits jetzt durch Lärm, Gestank, Erschütterungen und Schadstoffen in der Luft durch den Verkehr gefährdet, dies würde sich durch An- und Ablieferungen und die Produktion steigern, nachts entstände zudem für Mensch und Tier schädliche Lichtverschmutzung.
Auch die Belastungen sind beträchtlich, befürchten die Schürenfeldgegner: Noch mehr Staus auf der bereits überlasteten Bundesstraße. Diese wiederum bringen weiteren Nachteile für Gesundheit, Umwelt und Wirtschaft. Fazit der engagierten Fröndenbergerin: Es lässt sich vermeiden, einfach nicht bauen.
Besonderer Vorwurf: „Es wird Land in einer Größe von 17 Fußballfeldern zugebaut, während bereits erschlossene Flächen nicht ausgenutzt werden, andere brach liegen.“
Der Hinweis auf Wetterextreme wird ebenfalls angeführt. Die Ruhrstadt wird seit einigen Jahren immer wieder durch Überschwemmungen und Starkregenereignisse bedroht. Durch die Bebauung gehen weitere Versicherungsmöglichkeiten verloren, denn versiegelte Böden können die Feuchtigkeit nicht speichern.
Untersucht wird im Aktivitätscheck, ob das Gewerbegebiet positive strukturelle Effekte bringt. Ergebnis ist ein klares Nein: Da die Bevölkerung altert, bestehe kein Bedarf an mehr Gewerbefläche. Noch einmal wird auf brachliegende Flächen hingewiesen (18 Hektar) weitere sieben Hektar stehen aktuell am Ohlweg/Hauptstraße zum Verkauf.
In den vielen Jahren haben sich Rahmenbedingungen verändert
Weitere Vorwürfe: In der Zeit der Vorplanungen und Planungen hätten sich Welt- und Rahmenbedingungen stark verändert, es gibt massive Kostensteigerungen, darauf werde nicht eingegangen beziehungsweise reagiert. Zudem würden die gesetzlichen Klimaschutzziele durch Versiegelung und Energieverbrauch weit verfehlt. Die Schlussfolgerung der Schürenfeld-Opposition ist eindeutig: Die Bebauung sei unrentabel, die Rendite liege bei minus 1,3 Prozent. Da eine problematische Topografie vorhanden ist, sei zudem eine ineffiziente Flächenausnutzung wahrscheinlich.
Bis zum 23. Januar hatten bereits 1688 Personen unterschrieben, erhofft werden 2500 Unterstützerinnen und Unterstützer. Zeitnah wird jetzt ein Antrag der Protestler bei Bürgermeisterin Sabina Müller eingereicht, Titel „Unterbrechung der weiteren Planungen und Auftragsvergaben zum Projekt „Gewerbegebiet Schürenfeld“ und faktenbasierte Prüfung der Sinnhaftigkeit des Vorhabens in ökonomischer und ökologischer Hinsicht“. „Wir möchten, dass dieser Antrag auch so schnell als möglich im Rat eingebracht wird“, sagt Julia Gungl.