Menden.. Wenn nach einem Todesfall finanzielle Mittel oder Angehörige fehlen, kommt es nicht selten zu einer anonymen Bestattung. Die WP war vor Ort.
Kerzenlicht. Blumen. Aus einem CD-Player ertönende Streicher und Pianoklänge erfüllen den sonst stillen Raum. Zumindest solange, bis ein Geistlicher warme Worte an die Anwesenden richtet. Gebete, kleine Geschichten aus der Bibel. Manche von ihnen nehmen direkten Bezug auf das Menschenleben, welches kürzlich zu Ende gegangen ist. Eine ganz normale Beerdigung? Nein.
Denn gerade einmal die erste, mit zehn Sitzen ausgestattete Stuhlreihe in der Trauerhalle des Waldfriedhofs Am Limberg ist gefüllt – und dies nicht vorrangig mit engen Angehörigen der verstorbenen Person. Vor allem präsent sind ehrenamtliche Sterbebegleiterinnen des Hospizkreises. Kommt es in Menden zu einer anonymen Trauerfeier, sind Ingrid Camatta und ihre Kolleginnen im Regelfall mit dabei. „Wir ermöglichen die Organisation von Trauerfeiern für anonyme Bestattungen nunmehr seit 2005“, sagt Camatta.
Die Motivation dahinter formuliert Beirat Wilderich von Boeselager folgendermaßen: „Vor längerer Zeit mussten wir miterleben, dass eine Dame, die in einem Altenheim gestorben war, ohne jede Möglichkeit der Anteilnahme anonym beigesetzt wurde. Nach dieser Erfahrung haben wir uns vorgenommen, diesen uns sehr unwürdig erscheinenden Zustand zu beenden.“
Die anonyme Bestattung ist „eine letzte Wegbegleitung“ für Verstorbene, bei denen eine reguläre Erd- oder Feuerbestattung nicht zu verwirklichen ist. Im Regelfall aus finanziellen Gründen, teilweise gibt es aber auch keine Angehörigen (mehr), die sich um eine Beerdigung kümmern könnten. So wird die Urne in einem speziellen Feld auf dem Friedhofsgelände vergraben, die genaue Beisetzungsposition bleibt unbekannt. Der Ablauf: Der Bestatter meldet den Toten dem Ordnungsamt –, wenn das dann die Kosten für die anonyme Bestattungen trägt, erhält der Hospizkreis eine Meldung, dass er die Trauerfeier organisieren darf. Die Kosten liegen im niedrigen vierstelligen Bereich.
Uta Lahme aus dem erweiterten Vorstand erklärt: „Wir wollen den Toten nochmal einen Namen geben. Die Namen landen dann auch in der Zeitung, damit sich manche Leute verabschieden können. Sonst fände gar nichts statt und niemand würde von dem Todesfall Nachricht bekommen.“
Dem Ex die letzte Ehre erweisen
Zum Beispiel kommt es häufiger vor, dass geschiedene Ehepartner sich von ihrem/ihrer Ex verabschieden oder ehemalige Nachbarn dem Toten die letzte Ehre erweisen wollen. „Es gibt anonyme Bestattungen, da schauen bis zu 20 Bekannte vorbei“, weiß Camatta. „Auch wollte sich schon einmal ein Adoptivkind von seinem leiblichen Vater, zu dem es zu Lebzeiten ein eher angespanntes Verhältnis hatte, verabschieden“, ergänzen die Sterbebegleiterinnen.
Die Anzahl solcher Bestattungen ist allerdings überschaubar. Einmal pro Monat findet eine solche auf dem Waldfriedhof statt, die Anzahl der betrauerten Toten liegt in der Regel zwischen einem und dreien. Im monatlichen Wechsel führt ein katholischer und ein evangelischer Geistlicher durch die Trauerfeier, die spätestens sechs Wochen nach dem Todeszeitpunkt stattfinden soll.