Menden.. Nazis schildern 1934, wie sie zu Anhängern Hitlers wurden. Aus der Texten ist jetzt ein Buch geworden. Lesung in Menden zeigt erschreckendes.
Was bewegt einen mit einem fremden Buch auf Lesereise zu gehen? Sven Söhnchen, der das Buch „Wie ich ein Nazi wurde“ in NRW vorträgt, erklärt das auf der gestrigen Lesung im Alten Rathaus: „Vor einem Jahr hab’ ich einen Fernsehbericht über das Buch gesehen – das hat mich so berührt, dass ich den Herausgeber Wieland Giebel gefragt habe, ob ich es in meiner Heimatregion vorstellen kann.“
Bei dem Buch handelt es sich um eine Sammlung von autobiografischen Texten, in denen Deutsche berichten, wie sie zu Nationalsozialisten wurden. Zusammengekommen sind diese Schriften durch ein Preisausschreiben des amerikanische Professors Theodore Abel im Jahr 1934. Seiner Aufforderung kamen mehr als 600 Personen nach.
Heute dienen diese Schriften als wichtige Quelle für die Frage, warum und wie jemand Nazi wird – gerade bei dem derzeitigen Rechtsruck in Europa sei diese Frage aktueller denn je, betont Söhnchen zu Anfang der Lesung.
Schulklassen bei der Lesung des Buches
Auch Schulklassen nahmen an drei Terminen teil – unter anderem Schüler des Placida-Viel-Berufskolleg. „Mich interessiert das Thema – wir sind mit der Schule hier, freiwillig wäre ich vielleicht nicht hingegangen“, sagt Victoria Brüggemann, 16-jährige Schülerin des Berufkollegs.
Manche Schüler betonen auch, wie wichtig das Buches in der heutigen Zeit ist. „Das darf kein Tabu-Thema sein – es gehört zur Geschichte von Deutschland, auch wenn das manche nicht wahrhaben wollen, aber es ist wahr und wir müssen uns damit auseinandersetzen“, sagt die 16-jährige Louisa Hoff.
Vorstellungen zur damaligen Zeit
Viele Verfasser dieser autobiografischen Texte berichteten vom „jämmerlichen“ Ende des ersten Weltkrieges und der damit verbundenen „furchtbaren Enttäuschung“. Vor allem der Kommunismus als Feindbild der Nazis wurde häufig erwähnt.
Auch die Erklärung einer 17-Jährigen, die beim Aufbau des Bundes Deutscher Mädels geholfen haben soll, las Söhnchen vor. „Ich finde es erschreckend, dass sie von ihrem Onkel so beeinflusst wurde, dass sie mitmachte – und sie war so alt wie wir heute“, sagt Helena Geitmann, Schülerin des Berufkollegs.
Nazis zunächst in der Unterzahl?
Besonders deutlich beschrieben die Texte, dass die Nazis während ihres Aufschwungs in der Unterzahl und in der Bevölkerung nicht anerkannt waren.
„Umso beängstigender ist es, dass sie kurze Zeit später so einen großen Erfolg hatten“, sagt Gina Friedrichs, Bibliothekarin und fügt hinzu, „es ist auch erschreckend wie viel Vertrauen die Menschen in Hitler hatten und dass sie all seine Lügen geglaubt haben.“
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