Kreis Olpe/Rönkhausen. Isy und Marcus Vollmert lassen im kleinen Rönkhausen mit einem spannenden Projekt aufhorchen. Wie das dem Sauerländer Mittelstand langfristig hilft.
Isy und Marcus Vollmert verbindet ihre große Liebe für die eigene Heimat. Durch Zufall lernt sich das glückliche Ehepaar in Honduras kennen und teilt seither eine einzigartige Liebesgeschichte. Mit der Gründung der Unternehmensberatungsbetriebs „Innosynatic“ entschließen sich die beiden auch auf beruflicher Ebene zusammenzuarbeiten, um den Mittelstand, das „Herzstück“ des Sauerlands, zukunftsfähig zu machen. Das innovative Konzept findet jetzt sogar bei internationalen Botschaftern Gehör.
Direkte Verbindung
Als ein guter Freund von Marcus Vollmert nicht alleine nach Honduras reisen will, entscheidet sich der heute 50-Jährige dazu, mit nach Mittelamerika zu fliegen. Vor einem geplanten Besuch kommt es zu einer Verzögerung: „Wir sind einfach zu spät losgefahren“, erinnert er sich zurück. Um in der Dunkelheit kein unnötiges Risiko einzugehen, machen die beiden einen Zwischenstopp bei der Tante des Freundes in Catacamas. Während der Ankunft lernt der gelernte Ingenieur seine künftige Frau kennen. Beide verstehen sich auf Anhieb so gut, dass der gebürtige Finnentroper beschließt, für die Liebe ins Risiko zu gehen: „Ich habe erst einmal alles offengehalten und habe geguckt, wie sich das entwickelt“, erzählt er. Vollmert besucht Isy schon wenige Wochen nach dem ersten Kennenlernen erneut. Einige Treffen später plant er bereits die gemeinsame Zukunft in seiner Heimat – aus einem zufälligen Kennenlernen entsteht Liebe.
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Die Entscheidung, ein ganzes Leben in Honduras hinter sich zu lassen und gleichzeitig in einem fremden Land einen Neustart zu wagen, ist für Isy nicht einfach. „Es war ein Wechselbad der Gefühle. Ich habe alles dort gelassen – meine Familie, Freunde und auch die Arbeit. Es war schon ein Schock, wieder bei null anzufangen“, verdeutlicht die 30-Jährige. Für ihren Partner ist klar, dass er seine Frau bei der Integration bestmöglich unterstützen muss. „Ich wollte eigentlich gar nicht heiraten, aber nachdem, was sie alles für mich aufgegeben hat, musste ich meiner Frau all die Sicherheit und Liebe geben.“
Im April 2019 heiraten sie in Honduras. In Deutschland hatte es das Ehepaar auf ihrem Weg nicht einfach – viele Stolpersteine erschwerten das gemeinsame Leben im kleinen Rönkhausen. Das Fachabitur und der Uni-Abschluss im Bereich Lebensmitteltechnologie werden im neuen Land zunächst nicht anerkannt. Und auch die Sprachbarriere erschwert das Leben im Dorf. Zusätzlich machen Isy zwei Kieferoperationen bis heute zu schaffen, doch von den Schwierigkeiten hat sich das Paar nicht unterkriegen lassen. „Wir mussten uns ständig neu erfinden. Die Pläne waren ganz anders. Wir haben versucht, zu improvisieren und das Beste daraus zu machen“, berichtet Isy Vollmert.
Innovatives Konzept
In der Zwischenzeit hat sich bei den Vollmerts vieles zum Guten gewendet. Nach der Gründung des Unternehmensberatungsbetriebs „Innosynatic“ in 2022 beginnt Isy eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement – gemeinsam mit ihrem Mann will sie die Arbeitsstrukturen im Sauerländer Mittelstand nachhaltig verbessern. Das Konzept der Unternehmensberatung ist spannend: über eine gute Vernetzung zu Universitäten und weiteren Ansprechpartnern bekommt Vollmert Projektideen zugespielt, die für mittelständische Unternehmen relevant sein könnten.
Diese werden dann an die Sauerländer Betriebe herangetragen. Bei Interesse gibt der Rönkhauser einen Überblick über mögliche Förderfinanzierungen für innovative Projekte. Wird das Projekt umgesetzt, kümmert sich Vollmert um den Großteil der bürokratischen Förderabwicklung. „In der ersten Linie geht es um Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Diese müssen ein technisches Risiko beinhalten und eine gewisse Innovationstiefe haben, um förderfähig zu sein. Ich halte den Unternehmen, die Bürokratie weitestgehend vom Hals“, fasst der 50-Jährige zusammen.
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Oft sei gar nicht bekannt, wofür es alles Förderprojekte in Deutschland gibt. Gerade mit Blick auf die Entwicklungen im Mittelstand sei es im Sauerland höchste Zeit, sich noch intensiver mit der Zukunftsausrichtung zu befassen. „Man muss teilweise mehr Psychologe als Ingenieur sein, um die Firmen dazu zu motivieren, innovative Projekte in Angriff zu nehmen. Wir müssen aber jetzt alle an einem Strang ziehen. Es liegt mir am Herzen, den Mittelstand zu unterstützen“, sorgt er sich um die Zukunft des Sauerländer Mittelstands, in dem er selber viele Jahre seines Lebens verbracht hat.
Die Unternehmensidee hat sich sogar bis ins Ausland herumgesprochen. Nach mehreren Gesprächen mit der Botschaft von Honduras in Berlin wird der aktuelle Botschafter Mauricio Arturo Bueso dem jungen Betrieb einen Besuch abstatten, um weitere Einblicke in die Unternehmensstruktur zu bekommen.
Weitere Pläne
Die enge Verbindung nach Honduras kommt nicht von ungefähr. Isy Vollmert hat ihre eigenen Wurzeln nie aus den Augen verloren. Schon jetzt hegt sie Pläne, eine eigene Kaffeefirma zu gründen. Traditionelle Produkte aus Honduras sollen dabei auf den deutschen Markt kommen. „Wir haben in Honduras viele tolle Produkte, wie Tabak oder Kakao. Ich will zeigen, dass wir vieles zu bieten haben“, betont sie. Gleichzeitig setzt sie sich gemeinsam mit ihrem Mann für einen engeren Austausch zwischen Honduras und Deutschland ein. Das Ziel: durch Kooperationen qualifizierte Arbeitskräfte aus Honduras nach Deutschland bringen. Schon jetzt würden Honduraner nach deutschem Standard ausgebildet, zu dem auch der Erwerb eines B2-Sprachnachweises gehört.