Olpe. Arbeitgeber aus dem Kreis Olpe stellen Ergebnis ihrer jährlichen Umfrage vor. Sie haben einige Forderungen an die künftige Bundesregierung.
Nicht neue Fördertöpfe, sondern eine Rückbesinnung auf die soziale Marktwirtschaft: Auf dieses Fazit lässt sich das zusammenfassen, was die Spitze des heimischen Arbeitgeberverbands am Donnerstag im Rahmen ihrer jährlichen Pressekonferenz zur Lage der Wirtschaft im Kreis Olpe fordert. Vorsitzender Christopher Mennekes (Mennekes Elektrotechnik Kirchhundem), sein Stellvertreter Christian Hermann (Krah-Gruppe, Drolshagen), Arndt G. Kirchhoff (Kirchhoff Automotive, Attendorn), stellv. Vorsitzender der Fachgruppe Metall und Präsident der Landesvereinigung der Unternehmensverbände Nordrhein-Westfalen, sowie der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbands für den Kreis Olpe, Thorsten Holzhäuser, stellten die Ergebnisse ihrer jährlichen Konjunkturumfrage vor und fassten daraus Schlüsse.
Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.
Folgen Sie uns auch auf Facebook.
Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.
Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.
Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.
„Die Rahmenbedingungen in Deutschland und NRW stimmen nicht mehr“, fasste Kirchhoff prägnant zusammen, was Holzhäuser in Zahlen präsentierte: Im Vergleich zur Umfrage des Vorjahres stieg die Anzahl der Teilnehmer an der Umfrage zwar nur um ein Unternehmen auf 25, doch die damit umfasste Belegschaftszahl kletterte von knapp 9800 auf 11.400 und damit mehr als die Hälfte der Mitarbeiterschaft, die im Verband vertreten sind. Auf die Frage nach der aktuellen Geschäftslage sank die Angabe zu „gut“ von 17,4 auf 12 Prozent und stieg bei „schlecht“ von 43,5 auf 48 Prozent.
Auch die Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate sanken: Waren es für das Jahr 2023 noch 17 Prozent mit der Antwort „schlecht“, sind es diesmal 24 Prozent. Und bei der Ertragslage gibt es zwar ein Plus bei „gut“, aber auch bei „schlecht“. „Befriedigend“ finden es nur noch 44 Prozent, im Vorjahr waren es noch 63. Und anders als in den Vorjahren, so Holzhäuser, sei spürbar, dass das Thema Personalabbau in den Fokus rücke. „Gut, dass wir das Instrument der Kurzarbeit haben, es wurde und wird sehr häufig in Anspruch genommen, aber für strukturelle Krisen ist es nur bedingt einsetzbar.“ Auch die Investitionsbereitschaft der Firmen lasse spürbar nach. Einziger Lichtblick sei nur die angekündigte Ausbildungssituation; hier machten die befragten Unternehmen deutlich, dass sie hier weiterhin dem Fachkräftemangel entgegenwirken wollten und trotz Krise nicht kürzertreten.
Gaskraftwerke als Brücken
Mennekes und Hermann skizzierten „alarmierende Ergebnisse“ und einen „dramatischen Abwärtstrend“. Im dritten Jahr in Folge habe sich die Stimmungslage verschlechtert. Das sei nicht nur Fazit der Befragung, sondern auch das, was aus zahlreichen Gesprächen mit Unternehmerkollegen hervorgehe, erklärte Christopher Mennekes. Daher sei es dringend nötig, dass der vorgezogenen Bundestagswahl kurze Koalitionsverhandlungen, eine rasche Regierungsbildung und dann vor allem deutliche Zeichen folgten, dass in Berlin Reformwille herrsche und es in Deutschland wieder vorangehen müsse. Vor allem, betonte Kirchhoff, müsse Verlässlichkeit her und Vertrauen, was nicht nur für die Wirtschaft, sondern die gesamte Gesellschaft nötig sei. Firmen bräuchten verlässliche Planungsgrundlagen und die Gewähr der Versorgungssicherheit auch bei aller Notwendigkeit zum Wandel hin zu den erneuerbaren Energien. Es sei einfach falsch und perspektivlos, den gesellschaftlich gewollten Ausstieg aus Kohle und Kernkraft übers Knie zu brechen und auf erneuerbare Energien zu setzen, ohne die als Brücken nötigen Gaskraftwerke zu haben.
- Erste Insolvenz nach zwölf Stunden im neuen Jahr
- Mubea knackt 3,6-Milliarden-Marke
- Stahl-Riese schließt in Olpe
Einseitige Parteienschelte gab es bei der Bilanz nicht: Hermann würdigte beispielsweise, dass die Bundesregierung beim Bau der Flüssiggas-Terminals bewiesen habe, dass sie zu großen Schritten in der Lage gewesen sei – sie sei nur leider viel zu oft bei Ankündigungen geblieben. Und eins kritisierten alle: vorweggenommene Koalitions-Ausschlüsse unter demokratischen Parteien. „Die sollten sich aus meiner Sicht vielmehr jetzt schon hinsetzen und diskutieren, was nach der Wahl möglich wäre“, so Hermann. Denn lange Verhandlungen möglicherweise bis zur politischen Sommerpause sei das letzte, was Deutschland nun brauche.