Meggen. Innovatives Unternehmen aus Lennestadt gerät ungewollt in finanzielle Schieflage und zieht Schwesterfirma mit in die Insolvenz.

Das neue Jahr war gerade erst zwölf Stunden alt, da stand die erste Unternehmens-Insolvenz im Kreis Olpe fest. Das Amtsgericht Siegen hat am Mittwoch, 1. Januar, um 12.31 Uhr das Insolvenzverfahren über das Vermögen der IMR Fertigungsautomation GmbH in Meggen eröffnet. Das Unternehmen hatte am 30. Oktober den Antrag auf die Eröffnung des Verfahrens gestellt.

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„Das ist sehr schade für den Geschäftsführer, der sehr viel Herzblut in das Unternehmen gesteckt hat, das bricht einem immer ein bisschen das Herz“, zeigt Dominique Schulz, Partnerin in der Kanzlei Niering Stock Tömp in Köln, Mitgefühl. Die Rechtsanwältin begleitet das Insolvenzverfahren zusammen mit dem vom Gericht ernannten Insolvenzverwalter Dr. Christoph Niering.  

Die im Jahre 1990 gegründete IMR Gesellschaft für Prozessleit- und Automatisierungstechnik mbH ist auf die Bereiche Industrielle Automation, Industrielle Bildverarbeitung, Prüf- und Sortiermaschinen und Produktkennzeichnung / Traceability spezialisiert. Zu den teils langjährigen Kunden zählen die Automobilindustrie und deren Zulieferer, die Metallverarbeitende Industrie, die Papier-, Kunststoff- und Möbelindustrie. Zudem finden sich die Produkte und Leistungen in Wasseraufbereitungsanlagen, Umwelt- und Verfahrensanlagen, Eisen- und Stahlerzeugungsanlagen und Warm- und Kaltwalzanlagen. Das Unternehmen ist weltweit tätig.

IMR Automatisierungstechnik Meggen
Das Unternehmen IMR im Gewerbegebiet Sachtleben in Meggen.  © Volker Eberts | Volker Eberts

2020 habe sich die Geschäftsführung dann entschlossen, eine zweite Gesellschaft, die IMR Fertigungsautomation GmbH zu gründen, so Rechtsanwältin Schulz. Dieses Unternehmen konstruiert und erstellt individuell auf den Kunden zugeschnittene, hoch automatisierte Maschinen und Fertigungslinien für industrielle Produktionsanlagen.

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„Diese Auslagerung ist letzten Endes schiefgegangen. An mangelndem Engagement lag es mit Sicherheit nicht“, so die Rechtsanwältin. Die Fertigungsautomation habe nicht die erwarteten Umsätze erwirtschaften können. Leider sei dadurch auch die erste IMR-Gesellschaft in den Strudel der finanziellen Schieflage geraten. „Sie wurde durch die Banken in Haftung genommen, Kredite wurden gekündigt, was dann immer so passiert“, spricht die Insolvenzverwalterin aus Erfahrung: „Wir haben im Rahmen des vorläufigen Insolvenzverfahrens beide Betriebe erst einmal fortgeführt, mussten dann aber feststellen, dass die IMR nicht mehr zu retten ist.“ Zwischenzeitlich keimte neue Hoffnung auf.  „Es gab einen Investor, der zunächst Interesse hatte verlautbaren lassen. Doch er zeigte an einer Betriebsübernahme dann kein Interesse mehr“, so die Juristin.

Zahl der Insolvenzen nimmt zu

Allein im dritten Quartal 2024 haben die nordrhein-westfälischen Amtsgerichte 1 461 Unternehmensinsolvenzen gemeldet. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, waren das 13,0 Prozent mehr Unternehmensinsolvenzen als ein Jahr zuvor (Juli bis September 2023: 1 293 Verfahren). Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen lag damit auf dem höchsten Stand seit sieben Jahren (3. Quartal 2017: 1 522 Unternehmensinsolvenzen).

Der Betrieb der IMR Fertigungsautomation ruht bereits seit dem 31. Dezember 2024, die elf Mitarbeiter wurden bereits freigestellt und gekündigt. In dem ersten Unternehmen, der IMR Prozessleit- und Automatisierungstechnik GmbH, sind 18 Mitarbeiter tätig, für sie ist am 31. Januar letzte Schicht. Bis dahin werden noch einige Aufträge abgewickelt. Laut Firmengründer und Geschäftsführer Thomas Mertens gebe es derzeit aber Gespräche mit einem neuen Investor über die Weiterführung des IMR-Unternehmenskonzepts. Dies biete dann auch eine neue berufliche Perspektive für die jetzigen Mitarbeiter.

Die Gründe für die Insolvenz seien sehr vielschichtig gewesen, so Dominique Schulz. Ein Grund war sicher die schwächelnde Konjunktur, ein weiterer „massive Auftragsverzögerungen von Großkunden“, so Geschäftsführer Thomas Mertens. Zugesagte Aufträge seien immer wieder nach hinten verschoben worden. Dominique Schulz geht von einem langwierigen Insolvenzverfahren aus: „Unter zwei Jahren auf keinen Fall, ich tippe eher auf drei bis dreieinhalb Jahre.“