Meggen. Deutschlands jüngste Friseurmeisterin kommt aus dem Sauerland. Der Hairstylist der deutschen Fußball- Nationalmannschaft machte sie fit für die Prüfung.
Stolz hält Noemi Hardenacke ihren riesigen Meisterbrief in der Hand. Zu Recht, denn riesig ist auch die Leistung der 18-Jährigen aus Meggen. Sie ist derzeit Deutschlands jüngste Friseurmeisterin und eine der jüngsten Handwerksmeisterinnen überhaupt. Das Pensum der jungen Frau ist beeindruckend: In nur zweieinhalb Jahren startete sie als 16-Jährige vom Azubi bis zum Meisterinnentitel mit der Zusatzqualifikation „Bachelor Professional“ durch.
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Wer das schaffen will, der benötigt „Volle Fokussierung auf das Ziel und die Bereitschaft, alles zu geben“, heißt es auf der Homepage der privaten Friseurschule „Meininghaus Akademie der Friseure“ in Forchheim bei Nürnberg in Oberfranken, wo Noemi Hardenacke ihr Handwerk von der Pike auf erlernte. „Es war sehr stressig, aber es war eine tolle, familiäre Atmosphäre unter den Schülern. Dabei sind viele Freundschaften entstanden und die Trainer haben uns immer super unterstützt“, blickt Noemi zurück.
Die junge Friseurmeisterin stammt aus einer echten Friseur-Familie. Großmutter Bärbel betreibt einen Salon in Bamenohl, ihre Eltern sind in Meggen mit dem Salon „Hardenacke Haardesign“ erfolgreich. „Meine Eltern wollten immer, dass ich meinen eigenen Weg gehe“, so die 18-Jährige, aber ihr „Friseur-Gen“ war dann wohl doch zu dominant. „Mit neun Jahren hat sie ihrer Freundin schon die Haare geschnitten, sie hat einfach Haare im Blut“, lacht Vater Jens Hardenacke. Schon vor dem Abschluss mit Notendurchschnitt 1,8 an der Sekundarschule in Meggen stand ihr Entschluss fest, Friseurin werden zu wollen. „Einige Lehrer wollte mich von dem Beruf abbringen, darüber habe ich mich sehr geärgert“, erinnert sie sich an ihre letzten Schultage. Und zog daraus zusätzliche Motivation, um in ihrem Beruf durchzustarten.
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Die Eltern ebneten ihr den Weg dazu: „Für uns war wichtig, dass unser Kind eine sehr gute Ausbildung bekommt, wenn sie in einen Handwerksberuf geht“, so Mutter Marina Hardenacke. Offizieller Ausbildungsbetrieb war der elterliche Salon, aber schon nach sechs Wochen, im September 2022, zog sie nach Forchheim um in der Friseur-Akademie von professionellen Trainern in verschiedenen Salons die gesamte Palette der Friseurleistungen, von den Basics über Haarfarben- und Strähnentechnik bis zu Hochsteckfrisuren zu erlernen. Unter anderem gehörte Harald Eisner, Friseur der deutschen Fußball-Nationalmannschaft, zu ihren Ausbildern. „David Raum war einer unserer Stammkunden“, so Noemi Hardenacke. Raum ist Nationalspieler bei RB Leipzig in der Bundesliga.
Nach dem halbjährigem Basislehrgang und einem weiteren Fortgeschrittenen-Kursus (4 Monate) schloss sich ein Volontärsjahr in Kooperation mit dem heimischen Ausbildungsbetrieb an. Durch diese Kombination und durch ihren Realschulabschluss konnte sie die Ausbildung um ein Jahr verkürzen. „Sie ist praktisch vom ersten in das dritte Ausbildungsjahr gesprungen“, so Jens Hardenacke.
Nach der Gesellenprüfung im Juni 2024 belegte sie direkt den Meisterkurs in Forchheim. Die vier Module Fachpraxis, Fachtheorie, Wirtschaftliche und rechtliche Kenntnisse sowie Berufs- und Arbeitspädagogische Kenntnisse absolvierte sie nicht nacheinander, wie es normalerweise üblich ist, sondern parallel. „Wir hatten zum Beispiel morgens Unterricht in Wirtschaft und abends dann noch Praxisschulung“, erinnert sie sich. Es waren sechs sehr stressige Monate. Kein Wunder, dass die Eltern megastolz auf sie sind. Marina Hardenacke: „Diesen Erfolg hat sie sich erarbeitet, sie hat monatelang nicht gefeiert, keine Hobbys gemacht, nur gelernt und gearbeitet.“ In den zwei Jahren fern der Heimat ist aus der 16-jährigen Abschlussschülerin eine selbstbewusste junge Frau geworden. Jens Hardenacke: „Sie hat eine wahnsinnige Entwicklung hingelegt.“
Seit wenigen Tagen arbeitet sie nun als Friseurmeisterin im elterlichen Betrieb. „Sie hätte mit ihrer Qualifikation auch in Salons in München anfangen können“, so Vater Jens. „Wir können hier jetzt viel von ihr lernen“, ergänzt Mutter Marina. Dass die neue Friseurmeisterin sich auch um die Ausbildung der sechs Azubis kümmert, ist logisch. Neomi selbst freut sich nun, nach dem „Meisterstress“ wieder im Sauerland zu sein und endlich wieder ihren Hobbys, Hallenhandball und Fitness-Sport, nachgehen zu können.