Attendorn. Unbekannte zerstechen die Autoreifen der SPD-Bundestagsabgeordneten. An einen Zufall kurz vor der Bundestagswahl glaubt die Attendornerin nicht.

Die vorgezogene Bundestagswahl am 23. Februar wirft ihre Schatten voraus. Für den Kreis Olpe und einen Teil des Märkischen Kreises tritt erneut die Attendorner Kinderärztin Nezahat Baradari (SPD) an, die seit dem Jahr 2019 (damals als Nachrückerin) im Bundestag sitzt. Unmittelbar vor dem Jahreswechsel und somit knapp zwei Monate vor der Wahl musste sich die Attendornerin jedoch mit einer – davon ist die 58-Jährige überzeugt – politisch motivierten Tat gegen sie auseinandersetzen. Unbekannte haben am Montagabend die Reifen ihres Autos zerstochen und die Felgen beschädigt. Baradari hat Strafanzeige gestellt, der Staatsschutz der Polizei Hagen ermittelt. Zeugen können sich jedoch auch an die Polizei Olpe wenden. Hinweise nimmt sie unter der Telefon-Nummer 02761/92690 entgegen.

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Dass ihr Auto zufällig ausgewählt wurde, glaubt sie nicht. Baradari war am Montagabend mit ihrer Familie privat ins Ruhrgebiet gefahren, mit dem Auto ihres Mannes. Als die Familie gegen Mitternacht in die Hansestadt heimkehrte, waren die Reifen ihres vor der Garage geparkten Autos zerstochen. Schon im Vorfeld der letzten Bundestagswahl musste sich die Attendorner Politikerin mit Sachbeschädigungen herumschlagen. Damals, im Frühjahr 2020, wurde der Briefkasten ihres Wahlkreisbüros an der Niedersten Straße herausgerissen, zudem gab es Beschmierungen der Büros in Attendorn und Lüdenscheid.

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Schon damals war eines Tages die Luft aus ihren Autoreifen raus. „Mit meinem Bundestagsmandat habe ich das aber nicht in Verbindung bringen können und wollen.“ Jetzt sieht Baradari sehr wohl einen Zusammenhang. Sie geht davon aus, dass die Täter sie und ihre Familie beobachtet und so lange gewartet hatten, bis die Baradaris losfuhren. Beweisen kann sie das natürlich nicht. Doch an einem Zufall glaubt die Ärztin nicht. „Wie soll man Menschen für die Politik begeistern, wenn Politiker Ziel von Anschlägen werden? Nicht umsonst kandidieren so viele Bundestagsabgeordnete nicht mehr“, ärgert sich die Attendornerin und ergänzt: „Wer soll unter diesen Umständen in unserer Demokratie noch Lust haben, Politik zu machen und zu gestalten?“

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Mit Unverständnis reagieren auch Baradaris Amtskollegen aus dem Wahlkreis Olpe. „Angriffe auf Menschen und ihr Hab und Gut sind nie in Ordnung, ganz egal, ob politisch oder nicht. Das müssen wir als demokratische Vertreter auch immer wieder betonen und dabei zusammenstehen. Politisches Engagement muss in einer Demokratie ohne Bedrohung möglich sein“, verurteilt etwa Johannes Vogel, stellvertretender Bundesvorsitzender der FDP, den Vorfall. Und Florian Müller, CDU-Bundestagsabgeordneter aus Drolshagen, ergänzt: „Vandalismus und körperliche Angriffe dürfen weder im politischen noch im persönlichen Umgang Mittel der Auseinandersetzung sein. Deshalb ist es wichtig, dass wir einem derartigen Verhalten als Gesellschaft entgegentreten.“

Nezahat Baradari
Nezahat Baradari: Ihre Autoreifen wurden kurz vor dem Jahreswechsel zerstochen. © Maurice Weiss | Maurice Weiss