Lennestadt. Eine Operation an seinen verkrümmten Füßen verhilft Enzo (9) aus Brasilien dank großzügiger Spenden wieder zum Laufen. Das ist seine Geschichte.
Für Tobias Puspas ist diese unglaubliche Verkettung glücklicher Zufälle vor zwei Jahren immer noch ein Wunder. „Das können nicht nur Zufälle gewesen sein. Ich bin ein gläubiger Mensch“, sagt Lennestadts Bürgermeister. Gemeint ist die wunderbare Geschichte des kleinen Enzo in Brasilien. Der Junge (9) litt seit seiner Geburt an einer Fehlstellung der Beine und Füße (Hüftdysplasie) und konnte sich lediglich im Schneidersitz auf Händen „fortbewegen“. Das würde er heute noch tun, wären nicht Dr. Karin Zinkann, Ehefrau von Dr. Peter Zinkann, Gesellschafter des Miele-Konzerns, und andere Spender auf den kleinen Jungen aufmerksam geworden. Durch ihre Spenden kamen 70.000 Euro für Enzo zusammen. Dadurch konnte Enzo am 3. Mai 2022 in Sao Paulo von einem Spezialisten an beiden Beinen, Füßen und Hüften operiert werden. Ein halbes Jahr später machte er die ersten Schritte an Krücken, zum ersten Mal in seinem Leben. Heute benötigt er nur noch die haltende Hand eines Begleiters. Heiko Kitscha vom Vorstand des Freundeskreises Pirpirituba und seine Frau Daniela aus Altenhundem haben den Jungen vor ein paar Wochen in seiner Heimat besucht. „Enzo macht regelmäßig Physiotherapie und wenn er gut mitarbeitet, wird sich seine Situation weiter verbessern. Der Junge hat bereits einen beschwerlichen Weg hinter sich“, so Kitscha. Aber er habe auch noch eine weite Strecke vor sich. Doch wenn man das strahlende Lächeln sieht und mit den traurigen Augen von damals, vor der OP, vergleicht, dann wird klar, dass allein die Aussicht, irgendwann allein gehen zu können, für ihn das schönste Geschenk ist.
Lesen Sie auch:
- Neues „Wundermittel“ Manuka-Honig: „Es hat direkt gewirkt“
- Jahresrückblick im Kreis Olpe: Die besten Geschichten 2024
- Nachts in der Kinderklinik: Was eine Mutter dort erlebte

Begonnen hatte Enzos „Weg zum Laufen“ eigentlich schon viel früher. An dem Tag, als der Freundeskreis Pirpirituba mit Sitz in Lennestadt auf den kleinen Kerl aufmerksam wurde. Seit mehr als 30 Jahren unterstützt der Verein Kinder und Familien im armen Nordosten Brasiliens. Mehr als 1000 Patenschaften hat der Verein seitdem vermittelt. Auch Enzo ist ein Patenkind, seine Paten sind Lennestadts Bürgermeister Tobias Puspas und dessen Ehefrau Birgit Voucko. „Als unser erstes Kind 2015 gesund zur Welt gekommen war, haben meine Frau und ich entschieden, etwas Gutes zu n“, erinnert sich Puspas, der schon lange Mitglied im Freundeskreis Pripirituba ist.

Dass Enzo unter der Schwerbehinderung litt und quasi auf dem Boden leben musste, erfuhr Familie Puspas erst viel später. Die Patenschaft besteht in erster Linie aus einer Zahlung von 18 Euro pro Monat, die über den Freundeskreis an die Patenkinder und deren Familien geht. Das Geld soll dazu beitragen, dass das Kind die Schule besuchen kann. De Facto sind 18 Euro in Brasilien so viel Geld, dass es für die Unterstützung der gesamten Familie reicht. In der Regel bemüht sich der Freundeskreis, kleinere Kinder zu vermitteln. Die Paten bekommen dann ein Foto und eine Geburtsurkunde. Der Freundeskreis organisiert auf Wunsch auch den Briefverkehr zwischen Kind und Patenfamilie.
Neun Kinder ohne Paten
Stand November 2024 zählte der Freundeskreis Pirpirituba 254 Mitglieder und 186 Patenkinder. Neun davon laufen derzeit über den Verein, weil keine Paten für sie gefunden werden konnten. Kontaktdaten für Anmeldungen: E-Mail: info@freundeskreis-pirpirituba.de, Telefon: (02723) 67126 (Peter Berkenkopf) oder (02723) 410867 (Gerd Kitscha). Der Aufnahmeantrag ist auch auf der Homepage unter www.freundeskreis-pirpirituba.de zu finden.
Die „Beziehungen“ zwischen den Paten und den Kindern sind ganz unterschiedlich. Es gibt Paten, die den Kontakt aufrechterhalten und in regelmäßigem Briefkontakt stehen. „Das ist bei uns auch. Das Thema ist bei schon emotional belegt, auch weil Enzo nur ein bisschen älter ist als unsere älteste Tochter“, sagt Tobias Puspas. „Bei uns zuhause steht ein Bild von Enzo und unsere Kinder Jana und Lenia fragen regelmäßig, wie es ihm geht, und wollen die neuesten Fotos sehen“, so Puspas. Zum Geburtstag oder jetzt zu Weihnachten gehen auch Geschenke in Form von Geldbeträgen auf die weite Reise nach Brasilien. „Sachgeschenke machen keinen Sinn.“ Das Geld wird über den Freundeskreis transferiert, man kann das nicht direkt überweisen. In Brasilien wird das Geld dann von ehrenamtlichen Helfern an Enzos Familie übergeben. „Enzo schreibt zum Beispiel Dankeskarten zu Weihnachten, der Freundeskreis legt dann direkt auch Übersetzungen bei. Der Verein gibt sich große Mühe, nicht nur die Bezahlung für einen guten Zweck abzuwickeln, sondern auch die persönliche Beziehung zwischen Paten und Patenkindern zu fördern, unter anderem durch Fotos und aktuelle Informationen“, lobt Puspas das Patenkinderprojekt des Vereins, der hofft, weitere Paten für die Kinder zu finden.