Kreis Olpe. Martin Müller aus Neger kämpfte lange mit einer hartnäckigen Wunde. Wie eine ungewöhnliche Behandlung ihm half und Linderung verschaffte.

Honig gehört in den meisten Haushalten einfach dazu. Neben dem leckeren Geschmack soll der gute alte Honig auch die eigene Gesundheit fördern und stärken. Seit vielen Jahren ist dabei vor allem der neuseeländische Manuka-Honig öffentlich in aller Munde. Im Vergleich zum regionalen Honig soll dieser sogar noch deutlich effektiver wirken und so beispielsweise bei Entzündungen, Erkältungen und sogar der Wundheilung helfen. Doch was ist an der Erzählung wirklich dran? Im Gespräch schildern gleich mehrere Personen, die das Produkt genutzt haben, ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit dem vermeintlichen „Wundermittel“.

Kampf gegen eine Wunde

Für Martin Müller aus Neger hat sich der Versuchslauf mit dem Manuka-Honig gelohnt. Seit vielen Jahren kämpfte er gegen eine lästige kleine Wunde an seiner Lippe an, doch helfen wollte so richtig nichts. Als er bei der Suche nach Alternativen auf die vermeintliche Wirksamkeit des Manuka-Honigs aufmerksam wird, trifft er eine persönliche Entscheidung. „Ich lese sehr viel und hatte immer eine Ecke an der Lippe, die mir einreißt. Ich habe mir nach den ganzen Versuchen gedacht, ich probiere es einfach einmal aus. Dann habe ich mir den Manuka-Honig gekauft“, erzählt der 54-Jährige. Müller geht zur Apotheke und fragt nach dem Wirkstoff des Honigs, dann wird ihm ein kleiner „Stift“ für den Mund empfohlen. „Es ist so wie eine Art Labello“, beschreibt er. Nur wenige Tage nach der ersten Nutzung stellt sich bei ihm tatsächlich eine Veränderung ein: „Es hat direkt nach wenigen Tagen gewirkt“, betont der gelernte Haustechniker. Noch heute nutzt er den Stift, bei dem der Honig als ein Bestandteil eingesetzt wird, für seine Lippe. Auf die Idee, sich den teuren Manuka-Honig im Gefäß zu kaufen und sich auf andere offene Wunden zu schmieren, würde er dennoch nicht kommen: „Ich war natürlich froh, dass es endlich geklappt hat. Es ist für mich jedoch kein Wundermittel“, spricht er über mögliche Gefahren, die aus seiner Sicht zuvor immer ärztlich begleitet und abgesprochen werden sollten.

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Auch der Vater von Michaela Liesen aus Drolshagen machte gute Erfahrungen mit dem neuseeländischen Honig. Als Diabetiker traten bei ihrem Vater immer wieder neue offene Wunden auf, doch kein Wirkstoff wollte die Wundheilung beschleunigen. „Wir haben einiges probiert und nach einem Gespräch mit einer Wundmanagerin und einem Arzt nach einer Alternative gefragt. Wir haben es dann einfach ausprobiert“, berichtet Liesen. In Absprache mit der Wundmanagerin sei eine genaue Dosierung abgesprochen worden, diese sollte nicht über- oder unterschritten werden. Und tatsächlich: Nach vier bis sechs Wochen heilte die entzündete Wunde auch im hohen Alter ab.

Sorge vor Scharlatanerie

Trotz der positiven Entwicklungen zeigt sich die zertifizierte Ernährungsberaterin Corinna Wiffel aus Repe, wenn es um die Nutzung des Manuka-Honigs geht, eher skeptisch. „Ich erlebe es in der Beratung häufig, dass sich junge Eltern auf die aktuellen Werbeprodukte stürzen. Ich weise immer darauf hin, dass es ein Naturprodukt ist und ein mögliches bakterielles Risiko besteht“, könne das Essen des speziellen Honigs gerade für Kinder gefährlich werden, da bei diesen die Darm-Flora noch nicht vollständig ausgereift sei. Über die Jahre sei der Honig zu einem festen Bestandteil in den Discounter-Regalen geworden, doch bei genauerem Hinsehen werde schnell deutlich, dass es sich oft gar nicht um den originalen Wirkstoff im Produkt handele. „Es ist viel Scharlatanerie mit dabei“, fehle oft das nötige Gütesiegel auf der Verpackung.

Weitere Themen

Grundsätzlich werde dem Manuka-Honig aufgrund seiner deutlich höheren antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften zugeschrieben, das Immunsystem zu unterstützen, die Wundheilung zu beschleunigen, Erkältungssymptome zu lindern und die Verdauung zu verbessern. Bei der Bestäubung am Manuka-Baum entstehe das antibakteriell wirksame Zuckerabbauprodukt Methylglyoxal (MGO), bezieht sich die Ernährungsberaterin auf Studien. Bei der Nutzung des Honigs müsse jedoch aufgrund der oft unterschiedlichen MGO-Konzentrationen genau auf die Dosierung geachtet werden. „Man sollte nicht alleine mit dem Mittel herumspielen“, warnt Wiffel.

Großer Kostenfaktor

Der Kauf des teuren Honigs sei am Ende auch eine Kostenfrage. Im Vergleich zum regionalen Honig rechne sich das aus der Sicht der Ernährungsberaterin nicht. „Der normale Honig hat ebenso positive Eigenschaften und eine antibakterielle Wirkung.“ Neben dem Geschmack helfe der regionale Honig auch bei Erkältungen und habe eine hyposensibilisierende Wirkung bei möglichen Allergien, wenn der Nektar aus dem eigenen Umkreis komme, rät die Reperin auf regionale Produkte zu setzen.

Ähnlich sieht das auch Allgemeinmediziner Stefan Spieren. „Der Manuka-Honig wirkt bei chronischen Wunden. Es ist aber sicherlich kein Allheilmittel. Die Nutzung des normalen Honigs ist bei einer Erkältung eine Alternative“, so Spieren. Grundsätzlich sieht der Allgemeinmediziner aber auch positive Eigenschaften bei der Nutzung des Manuka-Honigs. „Der Manuka-Honig wirkt stark antibakteriell. Ein Produkt mit einem höheren Wert wirkt grundsätzlich besser. Wir haben hier ein pflanzliches und natürliches Mittel, das auch in Salben und Bonbons eingesetzt wird.“ Im Bereich der Wundheilung gebe es jedoch viele andere Wundauflagen, die zur Heilung beitragen. Allein aus Kostengründen würde er daher den Honig nicht einsetzen. Grundsätzlich gelte, dass sich vor allem Patienten vor der reichhaltigen Nutzung des Wirkstoffs ärztlichen Rat einholen sollten. Besonders Patienten mit Zuckererkrankung sowie einer Bienenallergie sollten sich vor der Anwendung informieren.