Olpe/Sondern. Der Kommunalfriedhof verändert sein Gesicht. Das liegt vorrangig an einer bestimmten Ursache. Sie fordert die Friedhofsverwaltung heraus.

Wenn ältere Olperinnen und Olper vom „katholischen“ und vom „evangelischen Friedhof“ sprechen, wissen jüngere oft nicht, was sie meinen. Denn schon viele Jahrzehnte lang hat die Stadt die beiden einst getrennten Areale übernommen und führt sie als Kommunalfriedhof weiter. Dabei bringt sie viel Engagement auf, um das riesige Gelände am Fuß des Hatzenbergs zu pflegen und weiterzuentwickeln. Die Finanzierung ist dabei so kalkuliert, dass überdurchschnittlich viele Kosten nicht von den Gebühren der Nutzer, sondern vom Steuerzahler getragen wird, weil der Friedhof als Park und Ruhezone auch einen der Allgemeinheit dienenden Zweck hat. Dabei steht die Friedhofsverwaltung, die Teil des Tiefbauamts ist, vor großen Herausforderungen.

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Sie liegen künftig in jungen Händen: Nach vielen Jahren hat Paul Henkel, der nun in Ruhestand getreten ist, die Verantwortung an den gerade 21-jährigen Simon Wurm abgegeben, der jüngst im Bauausschuss seinen ersten Bericht vorlegte. Der Kommunalfriedhof Olpe nimmt den größten Teil der Arbeit dieser Abteilung ein, auch wenn es weitere Bereiche gibt. Auch der Waldfriedhof Sondern ist, obwohl er anderen Dorffriedhöfen gleicht, ein kommunaler Friedhof, und immer mehr Bedeutung bekommt der unmittelbar daneben angelegte städtische Bestattungswald. Dieser hat zudem die Besonderheit, dass er als einzige kommunale Bestattungsfläche auch für Beisetzungen von Menschen offensteht, die nicht im Bereich der Stadt Olpe gelebt haben. Nicht mehr belegt, aber erhalten werden zudem zwei jüdische Friedhöfe in Neuenkleusheim und bei Rhode, der ehemalige katholische Friedhof an der Kreuzkapelle, auf dem noch Priester- und Kriegsgräber erhalten werden, sowie der evangelische Friedhof an der Bergstraße mit einem großen Kriegsgräberfeld.

Mitten im Wald zeigt eine Grabeinfassung den Ort an, an dem zwei Rhoder Juden beigesetzt wurden. Seit 2008 steht der kleine Friedhof auf der Denkmalliste der Stadt Olpe.
Mitten im Wald zeigt eine Grabeinfassung den Ort an, an dem zwei Rhoder Juden beigesetzt wurden. Seit 2008 steht der kleine Friedhof auf der Denkmalliste der Stadt Olpe. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Wurm führte aus, dass die Bestattungskultur derzeit einem grundlegenden Wandel unterliege, der die Friedhofsabteilung vor große Herausforderungen stelle. Erdbestattungen, noch vor wenigen Jahren die Regel, seien auf einen Anteil von 30 Prozent zurückgegangen, während 70 Prozent der Verstorbenen verbrannt und in Urnen beigesetzt würden, und fast die Hälfte davon im Bestattungswald Sondern. Ganz wesentlich für die Wahl der Bestattungsform, so Wurm, liege der Pflegeaufwand der Gräber. „Viele freie Erdgräber auf den Friedhöfen in Olpe und Sondern haben deshalb mittlerweile kein bestehendes Nutzungsrecht mehr und müssen durch die Friedhofsgärtner des Baubetriebshofs gepflegt werden. Bezüglich der Fläche lässt sich sagen, dass perspektivisch immer mehr Erdgräber frei werden, als durch Neuvergaben benötigt werden.“ Und weil Urnengräber weit kleiner ausfallen, werden immer mehr Flächen der Friedhöfe frei. Das hat zur Folge, dass die Friedhofsabteilung neue Grabflächen gezielt vergibt, um auch künftig zusammenhängende Grabfelder zu haben. Dabei sollen gezielt auch pflegefreie Urnen- oder baumnahe Bestattungen angeboten werden.

Kriegsgräber
Ein großes Kriegsgräberfeld wird auf dem alten evangelischen Friedhof an der Bergstraße gepflegt. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Die Umgestaltung freier Grabflächen erweise sich teilweise als sehr schwierig, da Ruhefristen von belegten Grabstätten beachtet werden müssten. Bei kleineren zusammenhängenden freien Flächen sollen hingegen vermehrt Rasenflächen angelegt werden, um den Friedhof grüner werden zu lassen. Einige Neuerungen wurden bereits umgesetzt: So wurde im östlichen Bereich ein pflegefreies Grabfeld für Sarg- und Urnenbestattungen errichtet, auf dem 22 Erd- sowie 55 Urnengräber Platz finden. „Am nördlichen Rand des Feldes ist ein themenbezogener Bauerngarten angelegt worden, der in 2025 neu bepflanzt wird.“

15 neue Bäume

Auch auf dem Friedhof in Sondern wurde erstmals die Möglichkeit geschaffen worden, Sarg- und Urnenbestattungen in pflegefreien Gräbern durchzuführen. Um auf die erhöhte Nachfrage nach Beisetzungen im Bestattungswald zu reagieren, werden im kommenden Frühjahr bis zu 15 heimische Bäume neu angepflanzt, um weitere Grabstätten zu schaffen. So entstehen 450 neue Urnengräber. Auch auf dem Kommunalfriedhof Olpe soll das Angebot für Urnenbestattungen erweitert werden. Urnenröhren sollen erstmals ermöglichen, dass mehrere Urnen etwa einer Familie in einem gemeinsamen Grab beigesetzt werden können.

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Ganz neu ist auch die Idee, im südöstlichen Bereich eine Ausstellungsfläche für besondere Grabmale zu schaffen, die so erhalten werden können, auch wenn die Ruhefrist der eigentlichen Gräber abgelaufen ist. Wurm zieht als Fazit: „Die Friedhofsabteilung ist dabei, alle drei kommunalen Friedhöfe an den Wandel der Bestattungskultur anzupassen und die Herausforderungen der heutigen Zeit anzunehmen. Nicht zu vergessen ist aber auch, dass sowohl die neuen Bestattungsfelder als auch die neuen Bestattungsformen in die Struktur des jetzigen Friedhofs integriert werden müssen und dass dabei nicht der ursprüngliche Friedhofscharakter, der vor allem auf dem unteren Teil des Kommunalfriedhofs Olpe (ehemaliger katholischer Friedhofsteil) vorherrscht, verloren und vergessen wird.“ Sein Appell kam an: Die Mitglieder des Bauausschusses bedachten Wurms Ausführungen mit Lob und langem Applaus.