Finnentrop. Die SL Windenergie will die alten, rund 100 Meter hohen Windräder bei Schöndelt in der Gemeinde Finnentrop ersetzen. Was das für Anwohner bedeutet.

Das Landschaftsbild des Frettertals wird sich in Zukunft massiv durch den Bau mehrerer Windräder verändern. Der Kreis Olpe hat bereits zehn neue Anlagen auf Finnentroper Gemeindegebiet genehmigt. Die Stadtwerke Aachen werden auf einer Fläche bei Serkenrode fünf Anlagen errichten. Dieselbe Anzahl neuer Wind-Giganten wird von der SL Windenergie aus Gladbeck gebaut, drei Anlagen nördlich von Schöndelt, zwei weitere auf dem Hesenberg bei Fehrenbracht. Gegen Letzteres hatte die Gemeinde noch ihr Veto eingelegt – und zwar mit der Begründung, dass diese beiden Windkraftanlagen den 1000-Meter-Abstand zur Ortschaft Fehrenbracht deutlich unterschreiten. Bekanntlich wurde diese Abstandsregelung aber inzwischen gekippt, sodass der Kreis die Genehmigung erteilt hat. Im Genehmigungsprozess befindet sich zudem das Vorhaben von „Juwi“ (ehemals Windwärts Hannover), die fünf Windräder am Oberbecken des Pumpspeicherkraftwerks errichten möchten.

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Ungemach droht nun auch bei einem weiteren Vorhaben der SL Windenergie. Das Unternehmen aus dem Ruhrgebiet möchte die drei bestehenden Altanlagen nördlich von Schöndelt durch 250 Meter hohe Nachfolger ersetzen – im Fachjargon spricht man von „repowern“. In diesem Zusammenhang wollen die Gladbecker eine vierte Anlage errichten, und zwar östlich von Serkenrode, jedoch nicht mehr auf Finnentroper, sondern auf Esloher Gemeindegebiet. Während die drei bestehenden Anlagen – zwei davon gehören SL, die dritte einem privaten Investor – jedoch „nur“ 100 Meter in den Himmel ragen, reichen die Neuanlagen an die 250 Meter heran. Und nicht nur das: Die neu geplanten Windräder vom Hersteller Enercon, die eine Leistungsstärke von 6000 kW aufweisen, unterschreiten auch deutlich den 1000-Meter-Abstand zu Schöndelt.

„Diese optische Bedrängung ist unverschämt“, nimmt Burkhard Hömberg, CDU-Ratsmitglied aus dem nahe gelegenen Fretter, im zuständigen Fachausschuss am Donnerstagabend kein Blatt vor dem Mund. Ähnlich brüskiert äußert sich auch Dieter Bitter von den Freien Wählern: „Auf die Anwohner kommen extreme Lebenseinschränkungen zu, da würde ich nicht mehr wohnen wollen.“ Die Gemeinde wird, ähnlich wie im Fall „Hesenberg“, auch hier ihre Zustimmung nicht erteilen, in erster Linie aufgrund der unmittelbaren Nähe zu Schöndelt, aber auch, weil die Anlagen in einem Wasserschutzgebiet errichtet werden sollen.

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Rechtlich gesehen wird die Gemeinde mit ihrem Veto wohl keinen Erfolg haben. Aus dem Baugesetzbuch lässt sich nämlich eine Privilegierung von Repowering-Projekten ableiten und der Mindestabstand der Windräder zur nächsten Bebauung muss die doppelte Anlagenhöhe betragen – im konkreten Fall müssen sie also mindestens 500 Meter von Schöndelt entfernt liegen. Das tun sie. Ob die ablehnende Haltung der Gemeinde zu einem Erfolg führt, wird sich zeigen. Für Dieter Bitter ist eines grundsätzlich klar: Im Vergleich zu anderen Kommunen trägt Finnentrop eine deutlich höhere Flächenlast für Windkraft-Projekte: „Wir werden zum Windkraft-Hotspot“, befürchtet der Lokalpolitiker.