Bamenohl. Benjamin Schmidt (10) aus Bamenohl hat eine unheilbare Autoimmunerkrankung. Sein großer Traum ist es, Fußballprofi zu werden. Was ihn motiviert.
Die Sportanlage der SG Finnentrop/Bamenohl: Ein lautes „Tor!“ schallt über das den grünen Kunstrasenplatz. In der Menge der jubelnden Kinder ist auch der zehnjährige Benjamin Schmidt. Er sprintet, grätscht und dribbelt voller Leidenschaft hinter dem Ball her. Als Mittelfeldspieler hat er das entscheidende Tor zum Sieg vorbereitet. Doch sein Alltag und das Fußballspielen erfordert weitaus mehr Vorbereitung und vor allem Achtsamkeit, als bei anderen Kindern. Benjamin hat nämlich Diabetes Typ 1. Wie er mit dieser unheilbaren Autoimmunerkrankung lebt und was ihn weitaus mehr ärgert, als ständig seine Blutzuckerwerte zu kontrollieren, erzählt er im Gespräch mit dieser Zeitung.
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Benjamin Schmidt besucht die fünfte Klasse der Lessing Realschule in Grevenbrück und ist ein Fußballkind durch und durch. Er hat Talent und spielt sogar schon in der D-Jugend (dort spielen Fußballer erst ab 11 Jahren). Außerdem hat er es in die Kreisauswahl des Kreises Olpe geschafft. Und trotz Diabetes träumt der Zehnjährige von einer großen Karriere: „Wenn ich älter bin, möchte ich Fußballprofi werden, so wie Cristiano Ronaldo. Oder Thomas Müller und dann kaufe ich mir einen eigenen Bauernhof.“
Diagnose mit einem Jahr
Große Pläne und seine Unbeschwertheit hat der junge Kicker trotz seiner unheilbaren Erkrankung nicht verloren. Benjamin Schmidt war gerade einmal ein Jahr und fünf Monate alt, als bei ihm Diabetes Typ 1 festgestellt wurde. Seine Mama Monika erinnert sich an den 20. Juli 2015 zurück. Es war ein sehr heißer Sommertag und Benjamin hatte – wie schon die Tage zuvor – starken Durst. „Er war immer sehr quengelig und nie zufrieden und ich habe seinen Durst auf die Hitze geschoben“, erinnert sich Monika Schmidt.
Diabetes Typ 1 war für Familie Schmidt kein Fremdwort, denn Benjamins Papa Thorsten erhielt seine Diagnose als er 14 Jahre alt war. „Eine starke Gewichtsabnahme sollte eines von den typischen Symptomen sein, aber abgenommen hatte er eigentlich nicht,“ berichtet Monika Schmidt, die kurz darauf beobachtete, wie dem kleinen Jungen die Hose herunterrutsche. Mit dem Blutzuckergerät ihres Mannes prüfte sie über einen Piecks in die kleinen Fingerchen den Wert. „Der Blutzucker lag bei 600 (Normalwert ist 80-120, Anmerkung der Redaktion) und wir sind sofort in die Kinderklinik gefahren“, so Schmidt.
„Der Diabetes an sich ist nicht das Schlimmste. Viel schlimmer ist es, dass ich auch noch Zöliakie habe.“
Seither lebt Benjamin Schmidt mit einer Insulinpumpe, die er manuell bedienen muss, damit sie seinem Körper Insulin abgibt. Seine Werte werden kontinuierlich über einen Sensor in seinem Arm gemessen. „Ich weiß gar nicht, wie es ohne Diabetes wäre und alle meine Freunde und Mitschüler unterstützen mich“, erzählt der Schüler. Auch wenn mit der Diagnose Diabetes für die Familie eine Welt zusammen gebrochen ist, haben sich die vielen Ängste nicht bewahrheitet. „Uns ist es wichtig, dass Benjamin eine tolle Kindheit hat und dazu gehört auch loszulassen. Wir wollen ihm nicht alles verbieten, nur weil er Diabetes hat. Er darf Süßigkeiten essen, wie andere Kinder auch“, erklärt Monika Schmidt, wie sie es geschafft haben, eine schnelle Akzeptanz zu finden.
Zöliakie mit vier Jahren
„Der Diabetes an sich ist nicht das Schlimmste. Viel schlimmer ist es, dass ich auch noch Zöliakie habe“, ist Benjamin Schmidt sogar ziemlich genervt. Fastfood, Burger, ein normales Brötchen vom Bäcker – Fehlanzeige bei einer Glutenunverträglichkeit. „Das ist echt gemein. In so vielen Ländern bietet McDonald’s glutenfreie Burger an, nur in Deutschland nicht. Das sollten sie endlich ändern“, ärgert sich der Zehnjährige. Rücksicht wird trotzdem überall genommen, sei es beim Fußball, auf Kindergeburtstagen, in der Schule oder bei Übernachtungspartys. „Das ist so toll und ich ziehe meinen Hut vor den anderen Eltern, wie sehr sie sich kümmern, dass Benjamin nicht ausgeschlossen wird“, freut sich Monika Schmidt.
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Neun Jahre Diabetes, sechs Jahre Zöliakie – ein großes Päckchen, das Benjamin Schmidt zu tragen hat. Aber kein Grund für ihn, den Kopf in den Sand zu stecken. Und wenn es mit der Karriere als Fußballprofi nicht klappt, hat er immer noch die Option Landwirt zu werden. Auf dem Hansmannshof in Finnentrop fühlt er sich nämlich heimisch und durfte sogar schon mit dem Trecker mitfahren. Und als Fußballfan unterstützt er ohnehin seinen Lieblingsverein Schalke 04 und die SG Finnentrop/Bamenohl. „Da ist er bei den Mini-Ultras“, lacht Mama Monika, die gleichzeitig eine kleine Warnung ausspricht, „beim letzten Mal wurden Gummibärchen, wie nichts anderes gefuttert und natürlich hat er vergessen dafür Insulin abzugeben. Das muss beim nächsten Mal besser klappen.“