Ottfingen. Zum 80. Geburtstag blickt ein Ehrenamtler mit vielen Facetten auf sein Leben zurück. Sein Vorname hat mit seiner Herkunft zu tun.
Er hat ohne Zweifel Geschichte geschrieben. Kunibert Kinkel hat die Gemeinde Wenden und den gesamten Kreis Olpe mitgeprägt und durch seinen kommunalpolitischen Einsatz viele Grundsatzentscheidungen auf den Weg gebracht, die bis heute Gültigkeit haben. Das Wendener Bürgermeisteramt war zwar das höchste, aber nur eines von vielen Ehrenämtern, die der Ottfinger ausübte. Auch am 12. November 2024, dem Tag, an dem er, wie er selbst umschreibt, „zweimal 40 wird“, ist Kinkel weiterhin ein vielgefragter Berater.
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Sein nicht gerade häufiger Vorname lässt es ahnen: Die Wurzeln von Kunibert Kinkel liegen in Hünsborn, denn weil er am Ehrentag des Patrons der dortigen Kirche, das Licht der Welt erblickte und dieser auch noch auf einen Sonntag fiel, bekam er von seinen aus Hünsborn nach Ottfingen umgezogenen Eltern den Namen Kunibert. Und doch ist Kinkel ein waschechter Ottfinger, und seinem Geburtsort ist er bis heute treu. Er lebt in seinem Haus, das er nur wenige Meter vom Elternhaus entfernt an der Mauerstraße erbaut hat, auch wenn er seit einigen Jahren häufig Zeit in Hooksiel verbringt.
Stets Direktmandat geholt
1975 zog er erstmals in den Wendener Gemeinderat ein, fünf Wahlperioden in Folge holte er, zeitweise fast mit Dreiviertelmehrheit, das Direktmandat seines Wahlbezirks. 1999 setzte er einmal aus, als er in den Kreistag einzog, doch ab 2004 gehörte er parallel beiden Gremien an. Zehn Jahre lang, von 1979 bis 1989, war er stellv. Bürgermeister und beendete dann von 1989 bis 1994 als letzter ehrenamtlicher Bürgermeister die Nachkriegs-Ära der kommunalen Doppelspitze. Für die Politik begeistert hat ihn seinerzeit der „allmächtige Josef“, wie der unvergessene Josef Eichert respektvoll vom politischen Gegner genannt wurde, und dieser warb Kinkel ebenfalls für den seinerzeitigen Christlichen Metallarbeiterverband, heute Christliche Gewerkschaft Metall, deren Hauptvorstand Kunibert Kinkel ab 1979 vier Jahre lang angehörte.
Vom Schlagzeuger zum Vorsitzenden
Doch sein ehrenamtlicher Einsatz begann viel früher und mit ganz anderem Hintergrund: 1967 als Schriftführer des Musikvereins Ottfingen, in dem er Schlagzeug spielte. Aus der Schriftführung wurde 1970 der Vorsitz, doch auch beruflich stark eingebunden und als Familienvater beendete er dieses Engagement vier Jahre später. „Dann wurde ich gebeten, im Sportverein zu helfen“, erinnert er sich an das Jahr 1977: Der SV Ottfingen war gerade abgestiegen, im Verein gab es Streit um die Neuausrichtung, und der bisherige Vorsitzende hatte sein Amt niedergelegt. „Eigentlich sollte das ein Jahr sein, es wurden am Ende 13“, blickt Kinkel auf eine lange und erfolgreiche Zeit zurück: Und auch nachdem er den Vorsitz 1990 abgegeben hatte und postwendend zum Ehrenvorsitzenden ernannt wurde, behielt er Verantwortung und sorgte als Projektleiter nicht nur für den Bau des ersten Kunstrasenplatzes in der Gemeinde Wenden, sondern auch zweimal für die Erneuerung. „Worauf ich immer Wert gelegt habe, ist, dass es stets Grundsatzentscheidungen waren“, blickt Kinkel zufrieden zurück. Also Entscheidungen, die nicht für Ottfingen oder Ottfinger Vereine, sondern für alle galten.
Stolz auf Ehrenring
Sage und schreibe 45 Jahre lang galt sein Einsatz auch der Ortswegebaukasse. Das letzte große Projekt, das seine Handschrift trägt, ist der Dorfplatz von Ottfingen, der ohne Kunibert Kinkel nicht errichtet worden wäre, von der Idee über die Grundstücksverhandlungen und die Projektleitung bis zur Sicherung der Finanzierung. Belohnt wurde sein Einsatz unter anderem durch die Auszeichnung mit dem Ehrenring der Gemeinde und dem Titel des Ehrenratsherrn.
„Das waren Typen, und die wollten etwas erreichen.“
Politische Vorbilder nennt Kinkel nicht konkret. Es sei eben eine gänzlich andere Zeit gewesen: „Da waren Leute wie Strauß, Kohl und natürlich auch Adenauer. Aber auch Schmidt, Wehner, Brandt. Das waren Typen, und die wollten etwas erreichen. Nicht solche Ich-AGs, wie sie heute fast überall zu finden sind. Keiner von denen war sich zu schade, um sich auch mal Dresche zu holen und für eine Überzeugung einzustehen.“
„Politik macht man nicht für sich, sondern für die Allgemeinheit.“
Im Rückblick auf acht Jahrzehnte eines ereignisreichen und erfüllten Lebens räumt er ein: „Natürlich würde ich heute vermutlich das eine oder andere anders machen. Man entscheidet schließlich manches spontan, und wenn ich zum Zeitpunkt der Entscheidung die Informationen gehabt hätte, die ich nachher erst bekommen habe, dann wäre das Ergebnis der Entscheidung ein anderes gewesen.“ Aber im Großen und Ganzen ist Kunibert Kinkel mit sich im Reinen: „Für mich galt und gilt: Politik macht man nicht für sich, sondern für die Allgemeinheit, und Sachpolitik kommt zuerst, erst danach die Parteipolitik.“ Und im Rückblick sprudelt Kinkel regelrecht los, überlegt an keinem Namen, keinem Datum, hat Sachverhalte chronologisch im Blick und erklärt Zusammenhänge. Erzählt von wahren politischen Schlachten, die geschlagen wurden, von Deals und Kontroversen – und auch von Enttäuschungen. Doch am Ende, überlegt Kunibert Kinkel, sei eigentlich immer etwas Gutes herausgekommen, auch wenn der Weg oft holprig gewesen sei und es manchmal nur mit Unterstützung des politischen Gegners gelungen sei. Das sei aber eben eine Folge davon, wenn man die Sach- der Parteipolitik voranstelle.
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Seinen Geburtstag verbringt Kunibert Kinkel im engsten Familienkreis: Mit Ehefrau Christa, seinen beiden Kindern und den zwei Enkelkindern. Später will er einen Kreis derer zu einem Umtrunk einladen, denen er Dank sagen möchte für viele Jahre gemeinsamer Arbeit und Unterstützung, „aber das gilt allem voran meiner Familie und besonders meiner Frau, ohne die so ein ehrenamtlicher Einsatz überhaupt nicht möglich gewesen wäre“.