Olpe. Eine neue Straße wird nach Heinrich Heine benannt. Der Rat übergeht damit eine eigene, ältere Entscheidung. Ein Kommentar.

Natürlich ist es legitim, eine Straße nach Heinrich Heine zu benennen. Wer einen Schillerweg und eine Goethestraße hat, dem steht auch eine Straße mit dem Namen des großen Heine gut zu Gesicht. Dennoch ist die Entscheidung der Ratsmehrheit in Olpe ein Armutszeugnis. Denn es gibt einen Sohn der Stadt, der gerade in der heutigen Zeit, in der die Nazis in Deutschland erstarken, eine Würdigung verdient hätte.

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Der Arzt Dr. Rudolf Bertram hat gemeinsam mit zwei Frauen im Zweiten Weltkrieg 17 Jüdinnen davor bewahrt, ins KZ gebracht zu werden. Er ist einer von 651 Deutschen, die vom israelischen Staat mit der hohen Ehrung „Gerechter unter den Völkern“ ausgezeichnet wurde. Der Titel wird Menschen verliehen, die nachweislich ihr Leben eingesetzt haben, um Juden vor der Ermordung zu retten.

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Der Name von Rudolf Bertram steht auf der Ehrenmauer in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. Die Stadt Gelsenkirchen, wo der Olper wirkte, hat den Platz vor dem Krankenhaus, in dem er arbeitete, nach ihm benannt. Vor dem Krankenhaus wurde eine Stele errichtet, die an die Ereignisse erinnert. Und auch seiner Heimatstadt, der Dr. Rudolf Bertram trotz seines Wegzugs verbunden blieb und die er häufig besuchte, stünde eine solche Würdigung wahrlich gut zu Gesicht. Und der Ratsmehrheit sei empfohlen, öfter mal auf den Heimatverein zu hören, dessen Expertise nicht ohne Grund für derartige Entscheidungen herangezogen wird. Wozu eigentlich, wenn dann doch anders entschieden wird?

Straße
Weil mehrere Nachbarstraßen nach Dichtern benannt sind, wird die neue Straße nicht nach dem Olper „Gerechten unter den Völkern“ benannt. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Und zum Stichwort Kohärenz: Zum einen verläuft unmittelbar neben der künftigen Heinrich-Heine-Straße die Maria-Theresia-Straße – Ordensgründerin, nicht Dichterin. Und ich habe im Internet lange und vergeblich nach dem Dichter Hase gesucht, denn wenn man so sehr auf Kohärenz achtet, müsste der Hasenpfad ja wohl nach einem Dichter benannt worden sein...