Oberveischede. Viel Lob für Organisation des Dorfwettbewerbs. Die Preisübergabe war spannend wie nie: Erstmals wussten die Teilnehmer vorher nichts.
Es war eine Premiere, und man kann sie definitiv als gelungen bezeichnen: Spannend wie nie war die Siegerehrung beim diesjährigen Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ auf Olper Kreisebene. War in früheren Jahren die Bekanntgabe stets im Anschluss an die Bewertungskommissions-Entscheidung bekanntgegeben worden und die Siegerehrung Wochen später nur noch Formsache, waren die Vertreterinnen und Vertreter der 19 Dörfer, die am Donnerstagabend in der Oberveischeder Schützenhalle zusammengekommen waren, komplett ahnungslos, was ihr Abschneiden anging.
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Eins stand von vornherein fest: Ohne Preis geht niemand nach Hause, denn jedes Dorf, das die Teilnahme auf Kreisebene geschafft hat, erhält mindestens einen Sonderpreis, mit dem die Jury bestimmte Leistungen würdigt, die das jeweilige Dorf hervorstechen lassen. Die ersten drei in den beiden Gruppen (bis einschließlich 500 und ab 500 Einwohner) erhielten Siegerurkunden und -prämien, und die beiden Erstplatzierten machen weiter: Sie haben sich mit ihrer Gold- oder Silbermedaille automatisch für den Landeswettbewerb qualifiziert.
Und so stieg die Spannung, als Landrat Theo Melcher zunächst in der Gruppe der kleinen Dörfer die Sonderpreise vortrug und den Ortsvorstehern aushändigte, war doch mit jedem weiteren mit einem Sonderpreis gewürdigten Dorf die Runde derer kleiner, die am Ende auf dem Treppchen stehen würden. Der dritte Platz ging schließlich nach Rhonard, verbunden mit einer Prämie von 500 Euro. Die Silbermedaille erhielt Hülschotten, dazu einen Scheck über 750 Euro, und mit lautem Jubel nahmen die erfolgsverwöhnten Rehringhauser die Goldmedaille entgegen – nicht die erste, haben sich die engagierten Bürgerinnen und Bürger aus dem idyllischen Ort am Rande der Stadt Olpe doch schon bis zum Bundesgold emporgearbeitet.
Bei den größeren Dörfern ging Bronze nach Helden, auch hier mit 500 Euro verbunden. Silber kassierte Bilstein, und mit lautem Jubel nahm die Delegation aus Schönau und Altenwenden die Nachricht vom Sieg in ihrer Gruppe auf.
Landrat Melcher hatte in seiner Begrüßungsrede klargemacht, dass die Zahl von 60 an den Gemeindewettbewerben teilnehmenden Dörfer wieder einmal deutlichgemacht habe, „welch hohen Stellenwert der Wettbewerb in unseren Dörfern einnimmt. Dies belegt eindrucksvoll, dass es nach wie vor eine große Anzahl von Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohnern gibt, denen an einer liebens- und lebenswerten Heimat gelegen ist und die gern bereit sind, für ihr Dorf großen Einsatz zu erbringen. Insofern müssen wir uns um die Zukunft unserer Dörfer hier bei uns im Kreis Olpe keine Sorgen machen“. Der Dorfwettbewerb habe sich im Lauf seiner langjährigen Geschichte immer wieder verändert: „Standen anfangs die optischen Verschönerungen und die Verbesserung der dörflichen Infrastruktur im Vordergrund, erscheint der Wettbewerb heute im Kontext der vielfältigen Funktionen des ländlichen Raumes. Die Dörfer sollen angeregt werden, ihre kulturellen, sozialen, wirtschaftlichen, baulichen und ökologischen Strukturen zu erhalten und diese im Sinne einer Zukunftssicherung weiter zu entwickeln.“ Und dies gelinge: „Im Rahmen des Wettbewerbs gestalten die Bürgerinnen und Bürger ihr Dorf in eigener Verantwortung. Sie legen selbst mit Hand an, um ihr Dorf für sich und die nachfolgenden Generationen zu entwickeln, es liebenswert und zukunftsfähig zu erhalten.“
Begründet wurden die Hauptpreise für die kleineren Dörfer so: In Rhonard existiere ein hoher Bestand an Baudenkmälern. Bei der Erhaltung, Sanierung und Nutzung der Dorfkapelle werde hohes Engagement an den Tag gelegt. Obstbäume seien gepflanzt worden, im denkmalgeschützten Bienenhaus sei die Imkerei wiederbelebt worden. Hülschotten wurde besonders für seinen Meilerwald gewürdigt, zudem die intensive und vielseitige Nutzung der Schützenhalle weit über ihren eigentlichen Zweck hinaus, ein Eltern-Kind-Angebot auf dem Hof Maag und den Erhalt und die Nutzung der Kapelle. Rehringhausen schließlich wurde zum Sieger seiner Klasse gekürt unter anderem ob der aktiven Mitgestaltung im pastoralen Raum, den gleichbleibend hohen Standard der Grüngestaltung im Ort, die intensive Jugendarbeit des Musikvereins und die Integration von Neubürgern.
„Im Rahmen des Wettbewerbs gestalten die Bürgerinnen und Bürger ihr Dorf in eigener Verantwortung.“
Die Sieger der größeren Dörfer wurden aus folgenden Gründen aufs Treppchen gehoben: Helden für den monatlichen offenen Mittagstisch im Pfarrheim, die konzeptionelle Arbeit zur Dorfentwicklung, den engen Austausch mit den Tourismus-Verbänden, den Sonntagsbrötchenverkauf unter Einsatz von Freiwilligen der Vereine sowie den wertschätzenden Umgang mit der Natur. Bilstein erhielt die Silber-Platzierung für den Betrieb des Naturfreibads, den Dorfladen „Hoff‘s Wertvoll“, die ehrenamtlichen „Dorfkümmerer“ mit ihren wöchentlichen Arbeitseinsätzen und die Arbeit von Dorfarchivar Uli Rauchheld. Gold für Schönau und Altenwenden gab es in Anerkennung der Arbeits des Kneipp-Kindergartens in Trägerschaft eines Elternvereins, die authentische Präsentation des Dorfs von Menschen aller Altersphasen, das Freilandlabor der Uni Siegen, in dem Umweltbildung betrieben wird, die Konzeption und Umsetzung des „Europa-Hains“ samt Erinnerung an die Opfer der Weltkriege und den Aufbau eines digitalen Dorfmuseums.
Mit jeweils 300 Euro wurden die Sonderpreise bedacht, wobei Landrat Melcher betonte, dass es sich um keine Trostpreise, sondern Würdigungen für besondere Leistungen handle. Sporke/Hespecke erhielten einen Sonderpreis für die private Gartenkultur in den beiden Dörfern, Hohl für die Ausrichtung des Weihnachtsmarktes, Repe für die Hausnamensschilder mit Informationen zur Geschichte der Gebäude, Rinsecke für den Zusammenhalt zwischen dem Dorf und seinem Gasthof. Bei den größeren Ortschaften gingen die Sonderpreise an Neuenkleusheim (Umweltbildung an der Obstwiese), Rhode (Kooperation Musikverein/Grundschule), Dünschede (Wertschätzung der zahlreichen öffentlichen Plätze), Ottfingen (Bauwagen-Außenstelle des Kindergartens „Dorfnest“), Altenkleusheim (inklusives Sportangebot), Lenhausen (Erinnerungskultur mit „Stolpersteinen“ und Denkmälern), Kirchhundem (Jugendbürgerversammlung), Ostentrop (landschaftspflegerische Arbeiten des Heimatvereins) und Hofolpe (Dorf-App).
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Umrahmt wurde die Preisverleihung von einem Auftritt der Mädchentanzgruppe „Veischeder Krönchen“, Liedern des Frauenchors St. Barbara Neger und Wolfgang Mette, der als „Cilli Alperscheid“ in die Rolle einer Sauerländer Landfrau schlüpfte und für Lachtränen sorgte. Für die Stadt Olpe als ausrichtende Kommune hatte stellv. Bürgermeister Markus Bröcher ein Grußwort gehalten und dabei an die Geschichte des Dorfwettbewerbs erinnert, der einst als „Unser Dorf soll schöner werden“ gestartet ist. Gottseidank sei die Zeit vorbei, in der jedes Gräslein aus Pflasterfugen gezupft wurde, nun gehe es darum, das auszubauen, „was unsere Dörfer so lebens- und liebenswert macht“, so Bröcher. Bei kühlen Getränken und „Dicken Sauerländern“ und Salzbrezeln blieben die Vertreterinnen und Vertreter der Dörfer noch länger zusammen, um sich gegenseitig zu gratulieren und sich über die Entwicklung ihrer so verschiedenen Orte auszutauschen. Besonderer Dank von Landrat Melcher ging an die Mitglieder der Bewertungskommission unter Vorsitz von Dr. Roswitha Kirsch-Stracke und an Marie Sprenger, die bei der Kreisverwaltung die Geschäftsstelle des Wettbewerbs leitet, erstmals für die Organisation des Kreiswettbewerbs verantwortlich war und von allen Beteiligten Lob für die reibungslose Arbeit erhielt.