Kreis Olpe. Volksbank Sauerland und Sparkasse ALK wollen maximale Sicherheit vor Sprengungen. Bargeldautomaten in Wohngebäuden sind tabu.

Fünf Sprengungen von Geldautomaten gab es seit 2018 im Kreis Olpe. Es sollen möglichst die letzten gewesen sein. Denn Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem (ALK) und Volksbank Sauerland wollen das Risiko dieser brutalen Straftaten minimieren. Sprengsichere Außenterminals sollen an zentral gelegenen und stark frequentierten Standorten installiert werden. Dafür werden „hochrisikobehaftete“ SB-Standorte außer Betrieb genommen. Dies sind zunächst Bilstein, Maumke, Helden, Neu-Listernohl und Attendorn-Schwalbenohl. Die beiden Geldinstitute weiten damit die schon vor einiger Zeit eingeschlagene „Safety first“-Strategie auf ihr gesamtes Geschäftsgebiet aus.

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Im letzten Jahr 2023 gab es 150 Sprengstoffangriffe auf Geldautomaten in Nordrhein-Westfalen, auch den Kreis Olpe hatte es seit 2018 fünf Mal erwischt. In den letzten beiden Jahren waren die heimischen Banken aber nicht betroffen. „Wir haben einfach Glück gehabt“, so Bernd Griese, Vorstand der Volksbank Sauerland. Denn es gebe keine Garantie dafür, dass dies so bleibe. Zusammen mit der Kreispolizeibehörde und dem Landeskriminalamt haben die beiden Banken deshalb alle Geldautomaten-Standorte in ihrem Geschäftsgebiet unter die Lupe genommen und das Risiko-Potenzial ermittelt. Ergebnis: Vor allem Standorte in Gebäuden und in unmittelbarer Nähe zu Wohnräumen gelten als hochriskant, zumal die Täter, die laut Polizei oft aus den Niederlanden stammen, immer brutaler vorgehen würden.

Im letzten Jahr wurde ein Geldautomat der Sparkasse in Kleve gesprengt, zurück blieb ein Bild der Verwüstung.
Im letzten Jahr wurde ein Geldautomat der Sparkasse in Kleve gesprengt, zurück blieb ein Bild der Verwüstung. © NRZ | Niklas Preuten

Die Täter, vorwiegend 18 bis 35 Jahre alt, setzen statt Gas heute rücksichtslos oft überdimensionierte, selbsthergestellte Spreng-Packs ein, die in der Lage sind, ganze Gebäude ins Wanken zu bringen. „Es besteht eine Riesengefahr für die Anwohner und wir können nicht einschätzen, ob und wann der Kreis Olpe wieder betroffen wird“, so Polizeihauptkommissar Michael Meinerzhagen von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle der Polizei im Kreis: „Unser Ziel kann nur sein, Sprengungen zu verhindern“, so der Experte, und zwar „durch die Reduzierung durch Tatgelegenheiten“.

Die beiden Banken, die seit mehr als zehn Jahren mehrere gemeinsame Geldautomaten im Kreis betreiben, wollen diesen konsequenten Weg an ihren Kooperationsstandorten mitgehen. „Der Schutz von Leib und Leben ist das Allerwichtigste. Wir wollen in bewohnten Gebäuden keine Geldautomaten mehr haben“, so Heinz-Jörg Reichmann, Vorstand der Sparkasse Attendorn-Lennestadt-Kirchhundem. Für Polizei und Banken sind sprengsichere Außenterminals – bei der Sparkasse sind das runde Rotunden, bei der Volksbank viereckige Cubes, beide bestückt mit integrierten Geldautomaten – gute Alternativen. Die 16 Tonnen schweren Terminals aus Stahlbeton sind technisch in der Lage, die zerstörerische Druckwelle durch blitzschnell öffnende Gitter derart abzumildern, dass die Täter erfolglos abziehen müssen.

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Allerdings könne man nicht an jedem Standort eine Rotunde aufstellen, deshalb, so Reichmann „müssen wir einen schmerzhaften Spagat“ gehen. In Ennest und in Grevenbrück an der Kölner Straße neben der Schützenhalle wurden bereits zwei Rotunden aufgestellt, in den letzten Tagen kamen weitere auf dem Parkplatz am Allee-Center in Attendorn, am Kreisverkehr (L 553/K 27) in Würdinghausen und auf dem Parkplatz am Penny-Markt in Elspe dazu. Die Rotunde am Allee-Center wird am Freitag, 20. September, in Betrieb genommen, die anderen in Kürze. Nach der Inbetriebnahme werden die oben genannten Geldautomaten abgeschaltet. Neben den baulichen Gegebenheiten seien hier wegen sinkender Nutzungszahlen auch wirtschaftliche Gründen dazugekommen, so die Banken.

Im dritten Schritt sollen die Sicherheitsmaßnahmen an den zunächst verbleibenden Standorten mit geringerer Risiko-Einschätzung, wie zum Beispiel in Meggen oder Welschen Ennest, nochmals erhöht werden. Laut Polizei gibt es mittlerweile eine ganze Palette an Möglichkeiten, um den Tätern das Leben schwer zu machen, darunter das Vernebeln des Raums oder das automatische Verkleben oder Verfärben des Bargelds, das dadurch unbrauchbar wird.

Trotz des Wegfalls einiger Standorte sehen beiden Banken die Bargeldversorgung für die Bürgerinnen und Bürger auch weiterhin als gegeben. Bernd Griese verweist auf die zusätzliche Möglichkeit, Bargeldsummen bis zu 200 Euro auch an vielen Supermarkt-Kassen abzuheben. Übrigens: Auch an den modernen und sprengstoffsicheren Rotunden und Cubes wird es nicht Bargeld rund um die Uhr geben, diese Geldautomaten werden zwischen 23 und 5 Uhr ebenfalls abgeschaltet. Sicher ist sicher.