Drolshagen. Energieeffizienz im Fokus: Das sanierungsbedürftige Hallenbad könnte bald mit Solarstrom und besserer Dämmung punkten. Der letzte „Strohhalm“?

Es ist ein Bild, das zu einem Schwimmbad passt: der Strohhalm, an den sich ein Ertrinkender klammert, weil es für ihn die letzte Hoffnung ist, dadurch genug Auftrieb zu bekommen und nicht unterzugehen. Als solchen „Strohhalm“ hatte im März CDU-Fraktionschef Georg Melcher den Plan bezeichnet, das sanierungsbedürftige Stadtbad in Drolshagen nicht mit einem großen, teuren Schlag für eine zweistellige Millionensumme zu sanieren, sondern mit kleinen, überschaubaren Sanierungsschritten in die Zukunft zu führen. Und auch nach genauerer Überprüfung bleibt er bei dieser Aussage. Ein tragender Pfeiler dafür könnte die Energie der Sonne sein.

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Im Juni hatte der von der Stadt beauftragte Gutachter Dr. Peter Wagner aus Freudenberg bereits erklärt, dass er den Weg der kleinschrittigen Sanierung für wirtschaftlich darstellbar halte. Am Dienstag nun hatte er erste Zahlen und Daten in den Ausschuss Bildung, Soziales, Kultur und Sport mitgebracht. Nach aktuellem Stand habe sein Büro wesentliche Gewerke separat betrachtet, die dringend saniert werden müssten, zum Beispiel das Dach, die Fenster oder die Decken. Bestimmte sehr offensichtliche Arbeiten seien nun einer groben Kostenschätzung unterzogen worden.

Inzwischen sei er soweit, die Empfehlung auszusprechen, große Teile der Fassade zu ersetzen. Hier liege eine wesentliche Ursache für viele Feuchtigkeitsschäden, weil aus dem warmen Schwimmbadklima beständig feuchtwarme Luft in diese Gebäudeteile gelange, da die Dampfsperre nicht funktioniere. Er empfehle, die in die Jahre gekommenen Fenster auszubauen und ebenso das Wärmedämmverbundsystem. Dieses sei auf Stahlbetonfertigteile aufgebracht worden, die an Stahlstützen hängen: „Da liegt also Schicht auf Schicht auf Schicht.“ Stattdessen sei eine moderne Fassade aus Sandwich-Isopaneelen möglich, ähnlich wie bei der benachbarten Sporthalle.

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Was für eine verlässliche Kostenschätzung fehle, seien noch die Fenster, doch habe die Urlaubszeit hier in Verbindung mit einer Krankheitswelle für Verspätungen gesorgt. Parallel habe er allerdings die nötigsten Maßnahmen der Schwimmbadtechnik ausgearbeitet, die erneuert werden müssten. „Ich kann die Kernaussage treffen: Höchstwahrscheinlich werden wir mit dem gesetzten Kostenrahmen von 2 bis 3 Millionen Euro hinkommen.“ Das sei natürlich keine Luxus-Sanierung, sondern der Erhalt des Bestandes in seinem Bestand und mit seinem Angebot.

Hilfreicher Hagelschaden

Er halte es für „dringend zu empfehlen, weiterzudenken und die Wärmeerzeugung auf den Quartiersgedanken auszuweiten“, also eine mögliche neue Wärmepumpe so groß auszulegen, dass beispielsweise die benachbarte Schule oder auch private Wohngebäude dadurch mitbeheizt werden könnten. Ein ganz wichtiger Punkt sei der künftige Energieverbrauch des Bades nach den vorgeschlagenen Sanierungsarbeiten. „Der Vergleich jetzt bzw. nach dem Umbau wird gerade errechnet, um die mögliche Ersparnis zu errechnen. Es müsste ja auf Dauer wirtschaftlich zu betreiben sein.“

Hinzu komme, dass das Dach des Schwimmbads sich als ideal für solare Nutzung anbiete. Statisch sei dies beim vorhandenen Dach gut möglich, weiterhin erweise sich ein kürzlich eingetretener Hagelschaden als hilfreich: Die Versicherung habe signalisiert, nach einer bereits erledigten provisorischen Reparatur den Großteil einer nötigen Dachsanierung mitzutragen. Genauere Zahlen zum Energieverbrauch seien aber natürlich auch vom künftigen Nutzungskonzept abhängig, er könne sich aber schon so weit aus dem Fenster lehnen, dass die Einsparungen erheblich sein würden, allein durch die baulichen Veränderungen.

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Aus dem Ausschuss kam die verblüffte Frage, ob beim genannten Preis von 2 bis 3 Millionen Euro auch schon die Solaranlage einbezogen sei, und Wagner nickte: „Ja, das ist Stand heute, wenn man eine Wärmepumpe installiert, sollte man den meisten Strom selbst erzeugen. Das Dach ist sogar so groß, dass man fragen muss, ob es noch Sinn macht, es komplett mit Photovoltaik zu nutzen, weil man den ganzen Strom eventuell gar nicht ins Netz bekommt.“

„Wir haben in unserem ‘runtergesparten Haushalt die Mittel nicht mehr.“

Uli Berghof
Bürgermeister

Bürgermeister Uli Berghof (CDU) zeigte sich wenig begeistert vom Gehörten: „Ich habe es ja verschiedene Male gesagt, dass ein solches Bad für eine Stadt Drolshagen nicht mehr bezahlbar ist. Wir haben in unserem ‘runtergesparten Haushalt die Mittel nicht mehr.“ Daher sei für eine endgültige Entscheidung essentiell, wie hoch die Einsparmöglichkeiten seien. Er sei skeptisch, dass hier Fördermittel fließen könnten, denn das Bad werde ja verpachtet und daher von einem Wirtschaftsunternehmen betrieben. Das sei mit Sicherheit etwas anderes als ob die Stadt es selbst betreibe. Doch Gutachter Wagner verneinte: „Die Frage ist, wer der Bauherr ist.“ Aber natürlich müsse so etwas genau geprüft werden.

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CDU-Fraktionschef Melcher wies auf das jüngst beschlossene Klimaschutzkonzept der Stadt hin, das „uns ja sogar verpflichtet, sowas zu machen, etwa auch bei der Schule, wo wir eventuell ebenfalls tätig werden müssen. Diese ,Sanierung light‘ war das letzte, was für uns vorstellbar ist. Dieser Strohhalm steht jetzt noch und ist noch nicht abgeknickt.“ Nun gelte es, die nächsten Wochen abzuwarten und die von Wagner zugesagten genaueren Zahlen hinsichtlich der Fenstersanierung und des Nutzungskonzepts abzuwarten, bevor eine Richtungsentscheidung falle. Die auf den Zuhörerbänken zahlreich vertretenen Mitglieder der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft und des TuS Drolshagen applaudierten sichtlich erleichtert, sehen sie doch weiter ein Licht am Ende des Tunnels nach der von der Stadtspitze als alternativlos dargestellten Schwimmbad-Schließung.