Kreis Olpe. Remondis hat im Kreis Olpe ein vollelektrisch betriebenes Müllfahrzeug getestet. Wie das in der bergigen Region geklappt hat und wie die Pläne sind.
Knapp drei Wochen wurde das vollelektrisch betriebene Müllfahrzeug „e-Actros 300“ von Mercedes jetzt beim Recycling-Unternehmen Remondis im Kreis Olpe auf Herz und Nieren getestet. Ein Prototyp, der extra von Mercedes gefertigt wurde, um das Fahrzeug für Testzwecke in der Müllentsorgung zu nutzen. So möchte Remondis den Klimaschutz in den Kommunen weiter vorantreiben und künftig seine Fahrzeugflotte um alternativ angetriebene Müllfahrzeuge ergänzen. Doch funktioniert in einer bergigen Region wie dem Kreis Olpe überhaupt der Betrieb eines E-Müllautos?
Weitere Themen im Kreis Olpe
- Angst vor der Klage? Noch ein Gutachten für das Wall-Center
- Nachfrage explodiert: Doppelpass im Kreis Olpe heiß begehrt
- Im Tiefflug: Riesiges Bundeswehr-Flugzeug über dem Kreis Olpe
Die technischen Daten
Das getestete Müllfahrzeug fährt vollelektrisch. Der Mercedes „e-Actros 300“ hat drei Packs mit jeweils 112 kWh als Akku unter der Trommel des Müllautos verbaut. Damit schafft das Fahrzeug im Kreis Olpe eine Reichweite bis zu 200 Kilometer, durch die teilweise bergische Landschaft und das ständige Anfahren beim Einsammeln der Mülltonnen. Das Müllauto hat ein Leergewicht von 15,6 Tonnen und kann bis 27 Tonnen beladen werden. Aufgeladen wird es an einem Starkstromanschluss über Nacht.
Das Einsatzgebiet
Getestet wurde das E-Müllauto täglich im gesamten Kreis Olpe und kam kürzlich in Grevenbrück zum Einsatz, wo 1000 schwarz-gelbe Mülltonnen mit Leichtverpackungen sowie gelbe Säcke eingesammelt wurden. Dafür wurde ein mit Diesel betriebenes Fahrzeug stehen gelassen. Das Feedback war auch in den Straßenzügen des Kreises Olpe seitens der Bürger durchweg positiv. „Die meisten sind total begeistert, weil wir viel leiser und ruhiger unterwegs sind“, berichtet Müllwagenfahrer Klaus Picker. Eine Bürgerin sei jedoch hinter dem Müllfahrzeug hergefahren, weil sie glaubte, dass in ihrer Straße die Tonnen vergessen wurden: „Sie hat uns einfach nicht gehört.“
Der Preis
Die Kosten für ein vollelektrisch betriebenes Fahrzeug liegen bei rund 400.000 Euro. Im Vergleich: ein Müllfahrzeug mit Dieselantrieb kostet vergleichsweise nur halb soviel und liegt bei rund 220.000 Euro. „Alle Remondis Niederlassungen zusammen sind eine förderungsfähige Einheit. Inwiefern wir Fördergelder für elektrisch betriebene Fahrzeuge am Standort Olpe abrufen können, gilt es nun zu erörtern“, so Felix Maaßen von der Remondis Geschäftsführung Olpe.
Der Fahrkomfort
Berufskraftfahrer Klaus Picker (58) hat das E-Müllauto fast täglich gefahren und ist begeistert: „Ich würde ihn am liebsten behalten und bin traurig, dass das Fahrzeug wieder weggeht. Ich bin viel entspannter von der Arbeit nach Hause gekommen, weil der Fahrkomfort ein anderer ist, als mit einem Diesel-Lkw.“ Der gebürtige Maumker ist seit 38 Jahren in der Müllentsorgung tätig und ist zum ersten Mal selbst mit einem E-Fahrzeug gefahren, zuvor nur als Beifahrer im Tesla eines Verwandten. „Das Lauteste am E-Müllauto ist das Drehgeräusch der Trommel. Wenn du selber drin sitzt, weißt du gar nicht, ob das Fahrzeug an oder aus ist, so leise läuft es“, beschreibt Klaus Picker das Fahrgefühl.
Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.
Folgen Sie uns auch auf Facebook.
Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.
Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.
Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.
Die Zukunftspläne
Die Strategie bei Remondis lautet: Technologieoffenheit. Von zwei mit Bio-CNG betriebenen Müllfahrzeugen hat man sich in Olpe mittlerweile wieder getrennt, bedingt durch eine fehlende Tankmöglichkeit im Kreis Olpe. In der Fahrzeugflotte von Remondis Olpe, zuständig für die Abfallentsorgung auch über die Kreisgrenzen Olpes hinaus, sind derzeit 45 Müllwagen mit Dieselantrieb im Einsatz. Die Durchschnittstouren der Müllautos liegen bei etwa 100 Kilometern am Tag, was durchaus mit einem E-Müllauto möglich ist, wie aus der durchweg gelungenen Testphase deutlich wurde. Wann jedoch die ersten elektrisch betriebenen Müllwagen im Kreis Olpe dauerhaft im Einsatz sein werden, steht in den Sternen. „In den kommenden zwei bis drei Jahren könnte das durchaus umsetzbar sein“, hofft Felix Maaßen von der Geschäftsführung von Remondis in Olpe.